scheuhand bereitet worden, 7 Tag© lang sich aufzuhalten
und doch ist dio Stätte ein wüstes Trünunerield und keine
lebende Seele dort mehr vorhanden. Wie die Abstammung
der Bdrnu-Fürsten im Allgemeinen vom Berber-Stamme, so
ist auch die der Muniöma insbesondere kaum zweifelhaft.
Dass aber nicht nur die königliche Familie, sondern selbst
ein grösser Theil des ganzen Volkes oder vielmehr einer der
Völkerschaften, welche dem Börnu-Keiehe einverleibt worden
sind, denselben Ursprung hat, ist noch zu so später Zeit,
wie diejenige des Edriss AlaÖma, das hcisst, vor nur zwei
und einem halben Jahrhundert, deutlich zu erkennen, ln den
Berichten über seine Heereszüge wird nämlich beständig erwähnt,
dass ein grösser Theil seiner Heere dem Berber-
Stamme — „kabäil el Herüber” *) — angehört habe, und
stets werden zwei Abtheilungen dieser Heere, „die Rothen”
— ,,el ählimar” — und „die Schwarzen” — ssüd” —, unterschieden.
Dieser Theil der Bevölkerung von Bornu hat sich von den
übrigen Bestandtheilen, aus denen diese Nation gebildet worden,
wie ich glaube, in Folge der Politik fAlis, des Sohnes
und Nachfolgers Hadj cOmars, eines sehr kriegerischen Fürsten,
welcher in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts
einen langdauernden Krieg gegen Agades führte, losgerissen
und wieder abgesondert. Von diesem Gesichtspunkte
aus erhalten die beständigen und ununterbrochenen Raubzüge,
welche die Tuareg gegen die nördlichen Landschaften
Bornu’s und gegen Känem unternehmen, einen ganz anderen
Charakter und ein ganz anderes lebendigeres Interesse. Auch
in diesen Gegenden Central-Afrika’s schliesst sich allmählich
ein reges Leben auf, ein Kämpfen und Ringen der Völker
imd Stämme, der politischen Verfassungen und des Glaubens.
*) Vergleiche damit Leo's Angabe : ..sono a questo re di Bornio molti* regni
di N e g r i e B i a n c h i soggetti\
Sollte Jemand nun den Einwurf machen, dass die Kanöri-
odor Börnu-Spracho kein Borber-Elcmont zu enthalten scheine,
was in dor That mit wenigen Ausnahmon der Fall ist*), so
habe ich nur das ganz gleiche Beispiel der Bulüla anzuilih-
ren, dio, obwohl sie sich unter der Völkerschaft der am Bat-
hü und l'ittri angesiedelten Küka niedergelassen und eine
Dynastie gegründet hatten, noch zur Zeit Leo’s *•) ihre ursprüngliche
Sprache, nämlich Kanöri, redeten, aber dieselbe
nun gänzlich vergessen und das Idiom des von ihnen beherrschten
Volkes der Küka angenommen haben; ähnliche
Beispiele sind zahlreich.
Ein zweiter der Beachtung werther Punkt ist, dass die
Kanöri Personen im Allgemeinen, aber ganz besonders ihre
Könige selbst noch zu gegenwärtiger Zeit nach dem Namen
ihrer Mutter benennen, und dass der Name des Stammes der
Mutter als ein Umstand von der grössten Wichtigkeit stets
von der Chronik angeführt wird. Der berühmte König Dü-
nama ben Sselma ist daher in Bornu gewöhnlich nur unter
dem Namen „Dibbalämi”, vom Namen seiner Mutter Dibbala,
bekannt, und sein vollständiger königlicher Titel ist Dibbalämi
Dünama Sselmämi, worin der Name der Mutter, als
der edelste und wichtigste, seinem Geburtsnamen vorausgeht,
worauf dann erst der von seinem Vater entnommene Name
folgt. Es ist auch selbst in dem trockenen und unfruchtbaren
Berichte der Chronik unverkennbar, welchen unge-
*) Zu diesen wenigen Ausnahmen gehört das Zahlwort „megil” — zehn —,
das entschieden mit „merau” zusammenhängt. Ich zähle ferner hierher
das Wort „keladu” — der Feind — , das augenscheinlich aus dem Berber-
Worte „kör* — Leute — und dem Arabischen ,,adn” — der Feind — zusammengesetzt
ist. Die Grammatik aber zeigt keine Spur von Verwandtschaft.
Ich will hier nur noch hinzufiigon, dass die Kanöri die Tuareg mit dem
Namen „Kindin” bezeichnen.
**) Leo, wo er von der Sprache Gaöga’s sagt, sie sei mit der Börnu-Sprache
identisoh, redet, wie ich schon oben angegeben, nicht von dem Idiom der
ganzen Nation, sondorn nur von dem des herrschenden Stammes, der Buläla. >
B a rth '» Kalaon. I I. 3 8