Pferde war Haussa-Erzeugniss, die Sättel von denen der
Tuareg, welche mit den alten Arabischen viel Ähnlichkeit haben,
gänzlich verschieden, und die Steigbügel von eigen-
j k , thiimlicher Gestaltung, ein Mittelding zwischen den
w " * grossen, unbeholfenen Bügeln der jetzigen Araber und
den kleinen der Tuareg und Europäer. Die Sohle des Steigbügels
ist nämlich so stark nach unten gebogen, dass sie
mehr- als einen Halbkreis beschreibt, und dabei so eng, dass
der Beiter kaum seinen nackten Fuss hineinzwängen kann;
ich gestehe, dass mir nie der Grund klar geworden, warum
man sie so formt, und betrachte dieselben als eines der absurdesten
Machwerke.
Die Bevue im Ganzen schien ein wohl angebrachtes Ma-
noeuvre zu sein; denn allerdings haben die Fellani in Kätsena
guten Grund, auf ihrer Hut zu sein vor den Kel-owT, welche
fast fortwährend unter der Hand die unabhängigen Haussa-
Stämme Göber’s und Marädi’s in ihrem Kampfe gegen die politischen
und religiösen Unterdrücker unterstützen. In der
That, es könnte sich leicht ereignen, dass die Kel-owl eines
Tages mit den freien Haussaua sich offen verbänden, um die
anmassenden' Eindringlinge aus den eroberten Provinzen zu
vertreiben. Sie haben sogar schon alles Mögliche angewandt,
um dieses erwünschte Ziel zu erreichen, und Annür s Politik
ist den Fellani so wohl bekannt, dass er, als er einmal
nach Katsena gekommen war, eine sehr schimpfliche Behandlung
von ihnen erfuhr. Dieser politische Standpunkt der
Kel-owl ist es auch, der sie trotz aller ihrer Bäubereien
noch immer auf leidlichem Fusse mit den Herrschern - von
Bomu erhält.
Später am Tage besuchte mich El Wächschi und ich machte
ihm meinen Gegenbesuch an der Stelle des Lagerplatzes, wo
einige seiner Waaren, die mit unserer Karawane gekommen
waren, aufgeschichtet lagen; denn er selbst wohnte in der Stadt.
Hier stellte er mich einem Manne vor, der sehr bald em
Berittene Musikanten der Fulbe. 53
höchst lästiger Peiniger für mich werden sollte und der mir
in meinen Beiseerinnerungen noch jetzt unangenehm ist, obgleich
durch spätere Berührungen mit ihm der erste höchst
unerfreuliche Eindruck etwas verwischt worden ist.
Es war dies Hadj Bel-Bhet, ein aus Tauät gebürtiger Araber
oder vielmehr Mischling von Berber- und Araber-Blut,
aber schon seit vielen Jahren in Kátsena ansässig; er war,
wenn auch nicht dem Titel nach, so doch in Wahrheit Sserki-
n-turaua, das heisst Konsul der Weissen oder Araber.
Ein Trupp von acht berittenen fürstlichen Musikanten—„ma-
ssu-kidda-n-sserki” — kam im Laufe des Nachmittags, nachdem
sie schon den ganzen Tag vor den einzelnen Abtheilungen
des Airi gespielt, auch vor mein Zelt und gaben mir ein Probestück
ihrer Fertigkeit auf den verschiedenen Instrumenten,
mit denen sie versehen waren, zum Besten; da waren die
Trommel — „ganga”—■, sehr ähnlich unseren Instrumenten der
Art, aber von ansehnlicher Grösse; das lange Blasinstrument *)
— „pampámme”— ; ein kürzeres; eine Art Flö te „elgaita”—-;
eine Art Doppeltympanum — „kalángo”—■; ein anderes Tym-
panum mit nur einer Seite — ,,köso” äte. jeine Art doppelter
Egyptiseher „darabüke” oder „djödjo”, und ein kleines Horn,
„kafö” genannt. Diese wohlberittenen Musikanten verstanden
mit ihren Instrumenten einen gehörigen Lärm zu machen, aber
er war weder harmonisch noch eigenthümlich. Ich ziehe dieser
pomphaften Nachäflungsmusik, welche diese Leute natürlich
durch die Araber erhalten haben, wenige einfache Töne eines
eingeborenen einzelnen Maimölo entschieden vor. Ich war froh,
meine Verbindlichkeit für diese musikalische Unterhaltung
durch eine ansehnliche Menge Gewürznelken lösen zu können,
da ich sonst wenig von Geschenken bei mir hatte. Von dem
Djödjo und dem Kafö, den beiden mehr nationalen Instrumenten,
werde ich später Gelegenheit haben mehr zu sprechen.
*) Alle Blasinstrumente zusammen, auch die Flöte inbegriffen, nennen die
Haussaua „busche-busche”, woraus die Fellani ,,fufe-fufedji” gemacht haben.