er, sobald er neuen Nachschuss von Mitteln an sieb gezogen
habe, nicht verfehlen würde, Kanö zu besuchen, um dem
Statthalter seine Aufwartung zu machen. Diese Botschaft
meines Kollegen brachte den Letzteren sein- gegen mich auf,
und indem er mir sagen liéss, dass ich sehr Unrecht gethan
habe, seine Stadt zu betreten, ohne ihn vorher zu benachrichtigen,
während mein Gefährte schon jetzt ihm die Anzeige
mache, dass er in Zukunft einmal ihn zu besuchen gedenke,
erhöhte er auch seine Erwartungen in Bezug auf das ihm zukommende
Geschenk. Ich muss bekennen, dass mir nicht recht
klar wurde, aus welchem Grunde der Leiter unserer Reiseunternehmung,
der mich doch durch eine spezielle geschriebene
Vollmacht berechtigt hatte, dem Reichsverweser von Ivanö
im Namen der Expedition einige Geschenke zu machen, einen
solchen Brief an eben diesen Herrn richtete, ohne mich davon
zu unterrichten oder auch nur im Briefe meiner zu erwähnen,
obgleich er damals gewiss sein konnte, dass ich die
Stadt erreicht habe. Solche kleinliche Intriguen — denn ich
kann diese Handlungsweise kaum aus anderem Gesichtspunkte
betrachten — sind gewöhnlich das begleitende Übel bei grösseren
Unternehmungen dieser Art, und die Schlussfolge daraus
ist. dass ein einzelner Reisender, welcher, allein von seiner
Energie und seinem eigenen Willen abhängig, nicht zu fürchten
hat, dass seine besten Pläne durchkreuzt und zerstört werden
möchten durch die neidische Handlungsweise eines Mitreisenden,
oft im Stande ist, unendlich mehr zu leisten,
als eine grosse, zahlreiche Expedition, deren Mitglieder, anstatt
sich gegenseitig zu ergänzen und zu unterstützen, einander
in ihren Unternehmungen hemmen, um sich selbst wo
möglich alles Verdienst beizumessen.
In einer dunkeln, höchst unbequemen und unerfreulichen
Behausung einquartiert, die ich nicht verlassen sollte, ehe
ich dem Herrscher selbst meine Aufwartung gemacht, und
eben diese Begrüssung absichtlich hinausgeschoben, um mich
für Vernachlässigung der Etiquette zu bestrafen, ohne Mittel
täglich von einer Anzahl Gläubiger geplagt und meiner Ar-
muth wegen von einem unverschämten Diener verlacht, — so
müssen sich die Leser meine Lage in dem weitberühmten
Entrepôt des Handels und Verkehrs von Central-Afrika vorstellen.
Meine Lage war um so unerfreulicher, als der Name des
Platzes schon seit so langer Zeit meine Einbildungskraft in
Thätigkeit gesetzt und meine Erwartungen auf das Höchste
gesteigert hatte. Ich war in der That ein wenig entmuthigt
und theils aus Besorgniss und Bekümmerniss, theils aus Mangel
an Bewegung bekam ich in wenigen Tagen einen heftigen
Fieberanfall, der mich auf mein hartes Lager niederwarf und
in kurzer Zeit fast aller Kraft beraubte. Ich nahm Quinin,
aber es griff mich zu sehr an. Damals bedauerte ich es, den
liebevollen Rath des Englischen Generalkonsuls in Tripoli,
Herrn Crowe, nicht befolgt zu haben, der mir dringend an-
rietli, mich mit weichen Matratzen zu versehen. Denn mein
Teppich, obgleich sonst eine völlig genügende Unterlage, konnte
mich in meinem geschwächten Zustande nur höchst ungenügend
vor dem harten Druck der Breter schützen.
Glücklicherweise besass ich Geisteskraft genug, um mich
so weit aufzuraffen, einer Einladung zu einer Audienz bei
dem.Statthalter auf den 18ten Februar Folge zu leisten. Indem
ich da die wenigen werthvollen Sachen, die ich noch besass,
aufopferte, ebnete ich mir den Weg zu fernerem Vordringen.
Auch hatte die Anstrengung, welche ich zu ertragen hatte,
um den Besuch abzustatten, den guten Erfolg, mich über
meine Schwäche zu erheben, wie das gewöhnlich in der Folge
bei mir der Fall war, und allmählich ein gesunderes Befinden
anzubahnen. Denn die Entfernungen der Quartiere sind in
Kanö, obwohl allerdings geringer als in London, sehr bedeutend
und mit denen der grössten Europäischen Hauptstädte
wohl zu vergleichen, und die Ceremonieen, welche bei einer