späterer Gelegenheit nicht, von der Warnung Gebrauch zu
machen.
[Mittwoch, Mai.\ Endlich kam Dr. Overweg an; aber
die Art, wie mir seine Ankunft angezeigt wurde, war so
eigentümlich, dass ich sie hier beschreiben will.
Es war etwa eine Stunde vor Mittag und ich war eben damit
beschäftigt, von meinem Futauer Freunde Ibrahim einige
interessante Nachrichten über Taghänet zu sammeln, als
plötzlich der kleine Mädi kam. Dieser Bursche, ein befreiter
Sklave, war Herrn Richardson’s Diener gewesen und ist in
seinem Tagebuche mehrfach erwähnt. Da er sich unter denjenigen
von meines Gefährten Leuten befunden, welche zu
meinem grossen Bedauern am Tage vor meiner Ankunft K11-
kaua verlassen hatten, ohne dass ihre Forderungen berichtigt
waren, so freute es mich sehr, dass er zurückgekommen
war, und ich sprach ihm meine Zufriedenheit darüber aus,
konnte aber nicht aus ihm- herausbringen, wie er dazu gekommen,
nun wieder umzukehren. Da plötzlich, nach manchem
Hin - und Herreden, sagte er mir beiläufig, der Tabib
(Dr. Overweg) sei auch da und warte auf mich in Kaliluä.
Natürlicherweise war eben er es, der Mädi zurückgebracht
hatte, da er ihm auf der Strasse begegnet war, und der ihn
nun ausdrücklich ahsandte, um mich von seiner Ankunft zu
unterrichten. Dieser dumme, aber gutmüthige Mensch, der
nachmals in unserem Dienste gefährlich verwundet wurde,
ist nun Herrn Dr. VogeTs Hauptdiener.
Sobald ich den Inhalt dieser wichtigen Botschaft ganz verstanden
hatte, liess ich sogleich mein Pferd satteln und stieg
auf; in der Aufregung und Beeilung aber bedachte ich nicht,
dass es gerade die heisseste Tageszeit war und überdies im
Anfang der Regenzeit, und versäumte es, meinen Kopf mit
einem dicken Turban zu schützen. Die Folge dieses Versäumnisses
hätte leicht von der schlimmsten Art sein können
und ich litt wirklich mehrere Tage. Ein Reisender in
diesen Ländern kann mit seinem Kopfe nicht vorsichtig genug
sein. .
• Ich fand Herrn Overweg im Schatten eines Nebekbaumes
nahe bei Kaliluä; er- sah sehr angegriffen aus und bei weitem
nicht so rüstig, als wie ich ihn vor 4 Monaten in Tessaua
verlassen hatte. Er erzählte mir nun, er habe sich bei seiner
Rückkehr von Göber nach Sinder so unwohl befunden, dass
er ernstlich befürchtet habe, er werde Herrn Richardson bald
in’s Grab folgen müssen. Vielleicht, dass ihn die Nachricht
vom Tode unseres Gefährten, welche er gerade damals erhalten,
ängstlicher gemacht hatte. Auch schrieb er den
üblen Einfluss besonders dem engen, ungemüthlichen Quartiere
zu, das ihm in Sinder angewiesen worden. Immerhin
priesen wir uns glücklich, uns lebendig wiederzusehn, und
tauschten unsere Hoffnungen aus, dass wir im Stande sein
würden, .noch gar Manches zur Erforschung dieser Länder
zu thun. Overweg hatte Gelegenheit gehabt, während seines
Aufenthaltes in Göber und Marädi ein Augenzeuge des interessanten
Kampfes zu sein, der zwischen dem edelsten
Theile der Haussa-Nation und den Fulbe oder Felläni wü-
thet, welche die politische wie religiöse Unabhängigkeit jener
bedrohen *), und er war voll Begeisterung über die vielen
anziehenden Scenen eines heiteren, ungezwungenen Lebens,
welche sich ihm in jenen Heidengemeinschaften vor Augen
gestellt hatten. Ich konnte ihm die Versicherung geben, dass
mein Empfang in Bomu Aussicht auf einen guten Erfolg unserer
Unternehmung eröffne, obwohl unter den gegenwärtigen
Verhältnissen nur wenig Hoffnung da wäre, dass wir je
*) Unglücklicherweise hat Herr Overweg, wahrscheinlich in Folge seines Unwohlseins
in Sinder, über diese Reise nie einen Bericht abgefasst; später hielt
ihn wohl seine Aufmerksamkeit auf andere Gegenstände und die Beschäftigung
mit denselben davon ab. Seine Notizen sind in solchem Zustande, dass es selbst
mir nur mit grösster Anstrengung möglich ist, etwas mehr als blosse Namen
daraus zusammenzusetzen.