chem der Geschichtschreiber ausdrücklich sagt, er habe den
erwähnten bedeutungsvollen Heereszug im ersten Jahre seiner
Regierung unternommen, 121 Jahre. Diese Übereinstimmung
ist um so interessanter, als wir aus der Erzählung des Imäm
selbst erfahren, dass die meisten Leute glaubten, 121 Jahre
sei die wirkliche Dauer der Periode, nicht aber 122. So
wohl waren die gebildeten Einwohner Bömu’s zur damaligen
Zeit mit ihrer Geschichte bekannt, und das ist allerdings keineswegs
auffallend, wenn wir uns die grosse geschichtliche
Bedeutung dieses Reiches klar vor Augen stellen*).
Es ist nun aber überaus beklagenswerth, dass die Dauer
der jedesmaligen Regierung uns den einzigen Anhaltspunkt
in Bezug auf die Chronologie dieser Geschichte geben muss.
Denn weder der Auszug der Chronik, noch selbst Imäm Ahmed
gibt uns das Datum auch nur eines einzigen Jahres in Beziehung
auf die Vorfälle, die sie berichten. Es ist dies in der
That ein grösser Fehler, nicht sowohl der trockenen Chronik,
als des gelehrten Priesters, und scheint wirklich unerklärlich,
da er nicht nur in Angabe der Jahreszeiten, sondern selbst
des Monates**) und Tages, wann das und das vorfiel, sehr
ausführlich und gewissenhaft ist, auch sogar in Bezug darauf
geringe Abweichungen in den Meinungen Anderer bestreitet.
Offenbar hat er sich dadurch verblenden lassen, dass er,
was ihm selbst bekannt war, als ein allgemein bekanntes
Faktum voraussetzte und keine Ahnung davon hatte, dass
er für eine mit dem Länderkreise', in dem er lebte, ganz
unbekannte Nachwelt schrieb. Hätte er uns nur das ein-
*) Vielleicht hatte der Imam Ahmed bei jener bestimmten Ausdrucksweise
die Absicht, Masfärma, den Reichsgeschichtschreiber des Edriss Aaischämi,
welcher der Angabe von 122 Jahren anhing, zu widerlegen.
**) Aus diesen Angaben, auf welchen Wochentag dieses oder jenes Datum
fiel,- liesse sich ein bestimmter Schluss auf das Jahr machen, wenn der Priester
nur bestimmt bei jedem Unternehmen seines Fürsten angäbe, in welches
Jahr seiner Regierung es fiel. Aber auch das thut er nicht, wenigstens so
viel ich gesehn habe.
zelne Datum eines einzigen Jahres aufbewahrt, so würden
wir einen festen Anhaltspunkt für die Chronologie der ganzen
Geschichte Bornu’s haben. Wie die Sachen jetzt stehn,
so können wir, wenn wir. von anderen chronologischen Daten,
in deren Besitz wir glücklicherweise sind, absehen, um die in
der Chronik erwähnten Ereignisse chronologisch anzuordnen,
nur so verfahren, dass wir die Anzahl der von der Chronik
der Regierung jedes folgenden Königs zugeschriebenen Jahre
rückwärts rechnen. Wir beginnen hierbei vom Tode des Sultans
Dünama, der im Jahre 1233 in der Schlacht bei Ngäla*)
getödtet wurde.
Ehe wir indess zu dieser Berechnung schreiten, habe ich
einen Irrthum, welchen Herr Blau, der Übersetzer des Auszuges
der Chronik, begangen, zu berichtigen. Er ist nämlich
durch einen blossen Schreibfehler in der Chronik veranlasst
worden, zwischen die Regierung des 50sten oder, seiner Berechnung
nach, da er Said nicht mitzählt, des 49sten Königs,
Mohammed’s, des Sohnes des Edriss, und des 51sten, AJi’s, des
Sohnes Slneb’s, einen anderen König, gleichfalls mit Namen,
Mohammed, mit einer Regierungsdauer von 19 Jahren einzuschalten.
Es wird aber Jedem, der den Auszug der Chronik
mit Aufmerksamkeit liest und seinen nachlässigen Charakter
kennt, einleuchten, dass es nur ein Versehen ist, wenn. Mohammed,
wo er in der fraglichen Stelle zum zweiten Male.
Erwähnung findet, Sohn des Dünama anstatt Sohn des Edriss
genannt wird. Allerdings hat die Stelle einige Schwierigkeiten;
dass Mohammed aber in Lade residirt haben soll, ist schon,
daraus leicht zu erklären, dass es noch bis auf den heutigen
Tag einen Lade genannten Ort ganz in der Nähe der alten
Birni gibt**), während eine andere Stadt dieses Namens, wie
*) Der Name wird auf Arabisch A lle — Gliäla — geschrieben, ist aber
von den Mitgliedern der Expedition in der Form Angala bekannt gemacht
worden.
**) Denham and Clapperton’s Travels, Orig.-Ausgabe, Bd. I. S. 150 und 152.
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