uns das Haus des Ardo Ghämmaua, jenes älteren Bruders
unseres ßeisegenossen Ibrahima, angewiesen; dies lag ganz
nahe am Ostende der Stadt und konnte also keineswegs
einen freundschaftlichen, ungezwungenen Verkehr mit dem
Herrn eröifnen, —- ganz abgesehen von der augenblicklichen
Unannehmlichkeit, den weiten Weg, den wir gekommen,
wieder zurückzukehren. Gewiss war diese Maassregel nicht
geeignet, mich mit grossem Vertrauen auf das Gelingen meines
weiteren Planes in Bezug auf die Erforschung des Landes
zu erfüllen.
Es war nach 2 Uhr Nachmittags, als ich endlich das mir
angewiesene Quartier erreichte und sogleich von einer gros-
sen, luftigen und reinlichen Durchgangshalle — „saure” —
Besitz nahm, die mit ihren hohen, mit aller hier möglichen
Kunstfertigkeit gemalten Wänden und ihrer. glatten Flur
einen sehr freundlichen Eindruck machte. Auch im inneren
Hof war eine recht niedliche und saubere Hütte, aber das
war auch Alles; denn das Gehöft war so eng, dass wir nnr
mit Mühe einen Platz für mein eigenes Pferd fanden, und
wir hatten grosse Noth, meinen Dienern und Begleitern in
den benachbarten Gehöften Quartier zu, verschaffen.
Ich fühlte mich sehr ermattet und nipht ganz wohl. Der
ganze Eintritt in die Stadt, welche das weitere Ziel meiner
Beise. gewesen, war nicht geeignet, die lange Spannung des
Geistes zu befriedigen. Die geistige Anregung hatte mich
rüstig erhalten, so lange das Ziel noch,vor mir lag; da ich
es nun erreicht hatte und die Anregung nachliess, machten
sich die Elemente des Unwohlseins geltend, die beim Reisen
in diesen Gegenden stets, besonders aber in dieser Jahreszeit
vorhanden sind, und dies ist eine so natürliche Erscheinung,
dass sie sich immer wiederholt. Denselben Tag, fast dieselbe
Stunde, .als ich Timbuktu betrat, das Ziel meines eifrigsten,
sorgenvollsten Strebens während eines ganzen Jahres, wurde
ich krank.
Unwohl, wie ich mich fühlte, war ich ausser Stande, einer
Schüssel vortrefflicher, aus ;,beiri” (Sorghum) zubereiteter
Puddingklösse mit reiner, klarer Butter — ein ungewöhnlicher
neuer Genuss für den von Börnu kommenden Reisenden
— und einer grossen Schale frischer Milch die schuldige
Ehre zu erweisen. Leider liess ich mich durch die frische
Kühlung in meiner „saure”, im Gegensatz zu der schwülen
Luft in der inneren Hütte, wiederum verleiten, die ganze
Nacht zu bleiben, wo ich war, obgleich ein von vielem Regen
begleitetes Gewitter am Abend losbrach und die Luft
sehr feucht machte. — Der fieberkranke Reisende lässt sich
nur zu leicht zu solchen Versehen verleiten, aber ich bin
überzeugt, dass es verderblich ist. Dasselbe war auch später
bei Dr. Overweg der Fall, den ich nicht zu überreden
vermochte, sich in das Innere der Behausungen zurückzuziehen.
Die Kühlung draussen ist zu verführerisch und zieht
den Reisenden in’s Verderben.
[Sonnabend, 2Pten Juni) Gleich am Morgen ordnete ich
mein Geschenk für den Lämido. Der Hauptbestandtheil desselben
oder vielmehr mein einziges anständiges Geschenk
war ein schöner, rother Tuchbemus, der sich noch unter
dem Nachlass des verstorbenen Herrn Richardson gefunden
hatte; sonst hatte ich nur wenige Kleinigkeiten anzubieten.
Aber natürlich sind in diesem abgelegenen, noch ungeordneten
Lande die Ansprüche, die in dieser Hinsicht erhoben
werden, nicht so gross, und was in Kanö verschmäht werden
würde, wird hier mit grossem Danke angenommen.
Wir waren eben in Begriff,'zu Pferd zu steigen, als uns gemeldet
wurde, dass Loel ausgegangen sei, um seine Felder zu
besehn, und dass wir ihn daher nicht sprechen könnten.
Mittlerweile erhielt ich einen Besuch von einem Araber
aus dem entfernten Westen, mit dem ich in Kükaua Bekanntschaft
gemacht hatte und der mir höchst schätzbare Mittheilungen
über einige ihm bekannte Länder dieses Erdtheiles ge