eines sehr sorgfältigen Anbaues und mit zahlreichen Rin-
derheerden erreichten, wurden wir von einem heftigen Regenschauer
durchnässt. Man nimmt gewöhnlich an, dass in
den Tropen die Gewitter am Nachmittag oder im Laufe der
Nacht loshrechen, und dies ist allerdings die allgemeine Regel;
wenn es jedoch am vorhergehenden Abende oder während der
Nacht gewittert und das Wetter sich nicht aufgeklärt hat,
so ist man davor nicht sicher, dass das Ungewitter im Laufe
des Morgens wieder herauf kommt. Gewiss ist es in Central-
Afrika eine seltene Erscheinung, dass sich ein Unwetter am
Morgen hei klarem Himmel sammelt, dennoch aber wird der
Leser auch hiervon mehrere Beispiele in meinen meteorologischen
Tafeln finden*).
Die Landeseingeborenen sind keineswegs gegen Regen unempfindlich,
und während die Kanembü, die sich in Badanldjö
unserer Reisegesellschaft angeschlossen hatten, ihre Köpfe
mit ihren leichten hölzernen Schilden schützten, sammelten
unsere aus Adamaua gebürtigen Begleiter dicke Büsche, mit
denen sie. eine Art natürlicher Regenschirme über ihren
Köpfen bildeten. Gewiss ist es das Wichtigste in diesem
Klima, den Kopf vor Feuchtigkeit zu schützen; dennoch
aber leiden die Fulbe Adamaua’s, besonders aber die inYöla
Angesessenen, auf vielen ihrer Kriegszüge ausserordentlich
an den Krankheiten der Regenzeit, und Rheumatismus und
krankhaftes Anschwellen der Haut ist bei ihnen sehr häufig, wie
ich wohl noch Gelegenheit bekomme ausführlicher zu entwickeln.
Früh am Morgen erreichten wir Müfi oder Mübiy wurden
jedoch so ungastfreundlich aufgenommen, dass wir grosse
Schwierigkeit hatten, ein Quartier zu finden, und mussten, als
wir uns endlich auf eigene Hand ein Obdach verschafft hatten,
*) In Bombay ist der grösste Regenfall kurz vor und nach Morgenanbruch
beobachtet worden. Magneücal and meteorological obeervations of Bombay,
den ganzen Tag um seinen Besitz kämpfen, da uns ein streit-
süchtiger Mallem wieder gewaltsam daraus entfernen wollte.
Allerdings war es für diese Lande ein recht gemüthliches
Häuschen und wohl eines Streites werth; nur das Dach
war wenigstens, in dieser Jahreszeit zu tadeln, während es
für die warme Jahreszeit vortrefflich war; denn da es nicht
dicht auf der Thonwand auflag, liess es eine ansehnliche
Menge Luft ein, die bei feuchtem Wetter eine etwas zu
grosse Kühlung verursachte. Sonst aber war diese kleine
Behausung so behaglich eingerichtet, dass sich nicht Jeder
mit Gleichmuth daraus verjagen lassen würde. Glücklicherweise
ertrug die bessere Hälfte des Ehepaares das Unge- ■
mach mit mehr Gemüthsruhe und ich dagegen fügte mich
willig in die kleine Beschwerde, die sie mir verursachte, indem
sie sich von Zeit zu Zeit an der Thüröflhung — natürlich
in diesen einfachen Behausungen zu gleicher Zeit das Fenster
j?r-;sehn liess und bald den einen, bald den anderen kleinen
Gegenstand ihres einfachen Hausgeräthes sich aushat,
bald ein altes Kleid, das in der Komume versteckt war,
oder eine Schöpfkelle oder ihre kleine lederne Schmuckbüchse.
Meine drei Leute waren so krank und bewusstlos,
dass sie leichenähnlich auf dem Boden meiner Hütte
umherlagen. Wirklich war der Zustand so bedenklich,
dass er uns auch am folgenden Tage am Aufbruche ver-
'hinderte, ungeachtet uns bei dem gänzlichen Mangel an
Gastfreundschaft der Aufenthalt hier keineswegs angenehm
sein konnte. Ich hatte daher, da das unfreundliche Wetter
und mein eigener sehr angegriffener Zustand kein Umherstreifen
erlaubten, volle Müsse, die Bauweise meiner Residenz
bis in’s Einzelne zu studiren, und ich glaube, es wird
dem Leser nicht unangenehm sein, wenn ich ihm davon eine
etwas genauere Beschreibung mache.
Die Hütte, die etwa 12 Fuss im Durchmesser mass, war in dem
in diesen Landschaften gebräuchlichen „hango’VStyle gebaut,
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