156 III. Kapitel.
hat daher den Vorrath zurückgehalten, um den Preis in die
Höhe zu treiben. Der Import dieses Artikels erreicht gewiss
die Höhe von etwa 50 Millionen Kurdl, von denen der Werth
von 20 Millionen wohl im Lande selbst Zurückbleiben mag.
Von Zucker dürften etwa 100 Kameelladungen jährlich
eingeführt werden. Jede Ladung besteht aus 80 kleinen
Broden von 2£ Pfund Gewicht; nach mittlerem Preis wird
ein Brod zu 1500 Kurdi verkauft, was einen etwaigen
Gesammtbetrag von 12 Millionen ergeben würde. Es
ist bemerkenswert!!, dass im ganzen mittleren Sudan das
grosse Englische Brod kaum je zu sehn ist, während es den
Markt von Timbuktu ausschliesslich in Beschlag nimmt. Ich
wurde indess bei meiner Rückkunft aus den Gegenden des
Issa sehr überrascht, als mir 'Aliu, der Emir el Mumeuln
von Sokoto, ein Geschenk mit' einem grossen Englischen
Brode machte, und ich dabei erfuhr, dass er eine Anzahl
solcher zum Geschenk erhalten habe. Das kleine Brod
hat ohne Zweifel in einem Lande, wo Geld so knapp ist,
grosse Vorzüge, und ich fand im Jahre 1854, dass man
das Gewicht desselben sogar auf 2 Pfund herabgesetzt hatte.
Grobes Papier, an der Küste seines Zeichens von drei
Monden wegen „ tre lune ” genannt, wird in bedeutender
Menge eingeführt. Jedoch darf man hieraus nicht auf grosse
geistige Bildung schliessen; denn es wird meistens zum Einschlagen
des einheimischen Zeuges verwendet. Es ist ein sehr
schwerer und Raum einnehmender Artikel und wird in grösserer
Menge zu sehr niedrigen Preisen verkauft. Der ganze
Betrag der Einfuhr dürfte sich wohl nur auf 5 Millionen
Kurdl belaufen.
Nadeln, deren Packete sehr unstatthaft das Bild eines
Schweines zum Stempel haben*), und kleine runde Spiegel*)
Anfänglich kamen diese Nadeln von Nürnberg, abor in letzterer Zeit
vnrrden sie auch in Livorno verfertigt.
Einfuhr Europäischer Wi
gläser, Namens „lemmä”, in Kasten verpackt, sind nicht
unwichtige, aber billige Einfuhrartikel, und ich glaube nicht,
dass der Gesammtwerth sich auf mehr als 8 Millionen
belaufen wird. Gewöhnlich werden Nadeln in grösseren
Quantitäten für einen „url”, eine Muschel, das Stück
verkauft, oft selbst billiger. Ich erhielt nur 600 Kurdi für
ein Tausend. Auch ferne Nadeln für Seidenstickerei sind in
geringen Quantitäten gesucht. Stopfnadeln sind in Kanö
durchaus nicht begehrt, da das Baumwollenzeug fein ist; sie
sind dagegen im östlichen Negerlande, mit Einschluss von
Bagirmi, bis Abyssinien ein höchst nützlicher Artikel, und
wenn sie auch natürlich grossen kaufmännischen Gewinn nicht
gewähren können, doch Reisenden in diesen Gegenden sehr
zu empfehlen.
Schwertklingen, die hier gefasst werden, sind ein starker
Einfuhrartikel, da nicht nur ein grösser Theil der Kel-owi
— viele derselben kaufen sich allerdings diese Waffe in
Agades — und der benachbarten Tuareg-Stämme, sondern
auch Haussaua, Fulbe, Nyffaüa und Kanöri oder Bornauer
sich auf hiesigem Markte damit versorgen. 50,000 dürften von
diesem Artikel jährlich vielleicht eingeführt werden, und dies
gäbe, die Klinge zu 1000 Kurdl gerechnet, den für diese
Gegenden höchst bedeutenden Werth von 50 Millionen. Diese
grosse Summe kommt wohl ganz den Kanada zu Gute; denn
was davon abgeht, indem manche Einwohner selbst diesen
Gegenstand zu kaufen haben, wird wohl ganz ausgeglichen
durch das Einsetzen des ganzen Vorrathes von den Handwerkern
Kanö’s. Fast alle Klingen, die ich sah, nicht nur
hier, sondern auch bei den westlichen Tuareg bis nach
Timbuktu hin, waren von Solingen. Ich habe an einer anderen
Stelle ausgeführt, wie diese Waffe in weiter Ausdehnung
von den verschiedensten Stämmen mit fast demselben
Namen bezeichnet wird. Feuerwaffen werden, so viel
ich gewahr wurde, nur in sehr geringer Menge auf diesen