Im Übrigen bat das Innere beinahe denselben Charakter
wie Tessaua; doch scheint mir Gasaua noch etwas enger
gebaut, obwohl ich nicht glaube, dass sein Umfang den des
anderen Ortes übertrifft. Es wird hier alle Tage Markt gehalten,
aber er ist natürlich weit unbedeutender als der von
Tessaua, welches gewissermassen für die Kaufleute, welche
vom Norden kommen, ein kleines Entrepot bildet und weit
mehr Sicherheit gewährt. Gasaua dagegen ist, während es für
den Handel nur geringe Bedeutung hat, sehr wichtig in Bezug
auf den Kampf zwischen Heidenthum und Isslam in diesen
Gegenden. Die hauptsächlichsten Verkaufsgegenstände waren:
Rinder, Fleisch, Gemüse verschiedener Art und irdene Töpfe.
Auch Gasaua hat eine „märinä” oder Färberei, aber von geringerer
Ausdehnung als die in Tessaua, was sehr natürlich
ist, da die meisten Bewohner.Heiden sind und ausser
dem Lederschurz gar keine Kleidung tragen. Die gesammte
Einwohnerschaft ist gewiss nicht unter 10,000.
Der Charakter der Bewohner schien mir ungleich ernster,
als derjenige der Bew'ohner von Tessaua, und dies, sowie
ihre kriegerische Gesinnung, ist eine sehr natürliche Folge
der Lage, in der sie sich befinden. Es sind meist kernige,
muskulöse Gestalten, und der Einfluss der schlanken Gestalt
des Amö-scharh zeigt sich hier schon weniger. Von den Weibern
bekam ich nicht genug zu Gesicht, um über sie ein Ur-
theil zu fallen, da ich als Fussgänger nicht im Stande war,
über die Hofzäune hinwegzublicken und die Frauen in ihrer
häuslichen Beschäftigung zu sehn.
Nachdem ich den Markt besucht hatte, wandte ich mich nach
dem Hause des Mällem, den ich vorhin erwähnt habe. Hier
fand ich mehrere Asbenauer unserer Salzkarawane; sie sassen
sehr kindlich um einen Haufen Kana-Früchte umher, deren ich
auch im weiteren Verlauf meiner Reise mehrfach Erwähnung
thun werde. Der Baum, der diese Frucht erzeugt, wird etwa
40 Fuss hoch und heisst auf Kanöri „byrgim” ; die Frucht ist
Die wichtigsten Gewächse der Gegend. 4l
etwas grösser als grosse Kirschen, aber das Fleisch weniger
weich und saftig. Der Mällem ist, wie ich bei dieser Gelegenheit
erfuhr, ein Schützling Eleidji’s, welchem das Haus
gehört. '
Nachdem ich mit meinen Gefährten zum Lager zurückgekehrt,
ward ich Zeuge eines interessanten Tanzes oder vielmehr
eines gymnastischen Spieles, das fast von der Gesammt-
menge der Kel-owl ausgeführt wurde. Sie hatten sich in
langen Reihen zu Paaren aufgestellt, und indem sie eine regelmässige
Bewegung mit Armen und Beinen beobachteten,
liessen sie einige ihrer Gefährten im Innern einer jeden Reihe
unter ihre Arme, die sie auf- und niederzogen, langsam
durchpassiren. Es hatte einige Ähnlichkeit mit gewöhnlichen
Jugendspielen daheim, und nur die regelmässige Bewegung
und die grosse Anzahl der Theilnehmer konnte dem einfachen
Spiele Interesse gewähren.
[Dienstag, 2 p tm Januar.|p Wir brachen zeitig auf und empfanden
die Kälte fler frischen Morgenluft sehr fühlbar. Auf
den ersten 3 Meilen Wegs unterbrachen von Zeit zu Zeit
bebaute Felder das Unterholz, während das „ngille” auf
Kanöri, „käbba” in der Haussa-Sprache genannte Dümgebüsch
der Landschaft ihren eigenthümlichen Charakter verlieh; ausgewachsene
Dümpalmen j aber waren nur in geringer Menge
zu sehn, wurden indess bald für die weitere Strecke von zwei
Meilen vorherrschend. Dann ward die Landschaft offener
und nur in der Ferne zog sich nach Osten eine niedere Hügelkette
hin. Hier traten neue Arten Bäume auf, die ich
vorher nicht gesehn batte, wie zum Beispiel die „kokia”, mit
grossen Blättern von dunkelgrüner Farbe und einer grünen
Frucht von der Grösse eines Apfels, die aber nicht essbar
ist. Diesen Baum fand ich nachher in den Waldungen des
Müssgu-Landes ganz und gar vorherrschend. Ganz vereinzelt
trat in dieser Waldung ein ganz neuer und bedeutsamer
Baum auf, den ich aber damals nur seiner schönen, maje-
Barth’s Reisen. II. g