Toben, selbst Büdduma oder vielmehr Yedinä sind oft auf
dem Markte zu sehn, wo sie Peitschen aus dem dicken Felle
der ,,’ngurütu” oder selbst das Fleisch dieser gewaltigen
Wasserschweine oder auch getrocknete Fische verkaufen, um
Korn dagegen einzuhandeln. Diese Letzteren ziehen die Aufmerksamkeit
des Beobachters durch ihre schlanke Gestalt und
ihre kleinen, hübschen, nicht durch Einschnitte entstellten Gesichtszüge
auf sich; die Männer tragen gewöhnlich ein kurzes,
schwarzes Hemd und einen kleinen, schwarzen Strohhut, während
die Frauen reich mit Glasperlen geschmückt sind und ihr
Haar zum Theil in auffallender Weise tragen, obgleich nicht
ganz.in so eigenthümlicher „flügelartiger” Mode, wie sie Dr.
Overweg auf der Insel Belarigo beobachtete.
Der Markthesucher, der aus der Stadt kommt, erreicht
zuerst denjenigen Theil des Marktes,- wo das verschiedene Baumaterial.,
aus welchem die leichten Behausungen des Landes
aufgeführt werden, feilgeboten wird, wie z. B. Matten von
drei verschiedenen Arten: die dickste, schon oben erwähnte
Gattung „lägarä” , die an Solidität einer wirklichen Mauer
gleichkommt, dann die „ssiggedi”, die gewöhnliche grobe Matte,
welche aus dem „kalkälti” genannten Bohr gefertigt is t , und
die aus Dümblättem — „ngille” — geflochtenen „hüdji” oder
„büschi”, als Unterlage zum Schlafen; ferner Stangen und Stecken
zu dem Gerüste für die Strohdächer der Hütten, mit dem
„titi”, d. i. dem aus Bohr geflochtenen Kranzgesimse, und mit
dem Gipfelholz — „keska-n-ssümmo” -—, wozu dann noch bei
nobleren Bauten der „kögo ngimbe” — der „Schopf” — kommt,
der, um die Fruchtbarkeit der Familie zu garantiren, mit der
Schale eines Strausseneies geschmückt werden muss. Dann
folgen Ochsen zum Schlachten — „fe debateräm” — oder
zum Lastentragen — „knemu lapteräm” — ; weiterhin lange
Beihen von Ledersäcken, die das Korn enthalten, entweder
„kewa” (d. h. die grossen Ledersäcke, von denen ein Paar
eine Kameellast bildet), oder der gewaltige, „djeräbu” (ein
Die Märkte und Marktplätze der Stadt 393
ungeheuerer Ledersack, der quer über den Bücken des Lastochsen
geworfen wird), oder der „fällem” (kleinerer Ledersack,
von denen ein Paar die Ochsenlast — „kätkun kne-
mube” — bildet).
Diese langen Beihen mit dem alltäglichen Lebensbedarf
ziehen sich an der Südseite des Marktplatzes entlang, belebt
durch bunte Gruppen von Händlern und Käufern mit ihren
durchwetterten Gestalten und ihren zerrissenen Hemden, sowie
von Lastthieren, meist Ochsen, welche das Korn hergetragen
und ihre Gebieter nach den entfernten Wohnstätten wieder
heimtragen sollen. Dann folgen die feilgebotenen Kameele,
deren es oft mehr als hundert gibt, und eine grosse Anzahl
von Pferden; diese, letzteren sind aber nicht von gutem
Schlage, da die guten Pferde meist unter der Hand verkauft
werden. All’ dieser Verkauf geht durch die Hände des Mäklers
— „dilelma” —., der seine Prozente je nach dem Ausruf
vom Käufer oder Verkäufer erhebt.
Die Mitte des Marktplatzes nehmen die Händler in allen
Arten von Waaren ein, der Kleinhändler — „farräsch” oder
„fetkema” — der seinen Kram in bunter Mannichfaltigkeit
auf dem Boden ausbreitet, und der anständigere „sselläma”,
der in einer einzigen Gattung handelt. Hier wird alles
Mögliche ausgeboten: Kleidungsstücke aller Art, Hemden einheimischen
und fremden Erzeugnisses, .das „külgu amagdä” oder
die Tobe von Udje, die „köre” von Kanö und alle die
vielen Arten mit ihren vielfachen Schattirungen — ; Türkedl,
Perlen von jeder Gestalt und Farbe, Lederarbeit, Büchsen
aus gefärbtem Leder von verschiedener Gestalt und Grösse,
welche aus Bindshaut sehr nett und elegant gemacht werden.
Unter den wenigen leichten Buden oder vielmehr Schattendächern,
zeichnet sich diejenige aus, wo der „dilelma” die
armen Unglücklichen verkauft, die, ihrer Heimath entrissen,
hier aus einer Hand in die andere wandern. Im Allgemeinen
hat nur der „dilelma” seine Bude. Da es nun weder
B&rth's Reisen. I I . q q