ansehnlichen Dorfe Kälgo, welches wir nach einer Reise von
weniger als 5 Meilen von unseremLagerplatze passirten, wurde
die Landschaft hügelig, indess nur für eine kurze Strecke.
Tamarinden bildeten den ganzen Weg entlang den grössten
Schmuck der Gegend. Einj,einzelner Reisender zog die Aufmerksamkeit
durch seine wunderliche Erscheinung auf sich;
er hatte nämlich auf jeder Seite des Bullen, den er ritt, drei
grosse irdene Krüge.
Vier Meilen hinter Kälgo änderte sich plötzlich der Charakter
der Landschaft. Dichte Gruppen von Dümpalmen — Hy-
phaena cucifera — breiteten ihre viel durchwundenen Fächerkronen
malerisch in luftiger Höhe aus. Mehr aber noch,
als der Anblick dieser schlanken, gabelförmigen Fächerpalmen,
erfreute es mich, als ich eine halbe Stunde nach Mittag
meinen alten herrlichen Freund vom Thale Borh-el wieder
erkannte; das Exemplar, das ich dort im Alpenlande der
Wüste erblickte, hatte damals meine Bewunderung sehr erregt,
und der Eindruck der reichen Fülle seines Naturwuchses
wurde auch in der Folge durch seine Verwandten in den
fruchtbaren Regionen des eigentlichen Landes der Schwarzen
keineswegs vermindert. Denn die „Bore-” oder „Baurebäume ,
welche ich hier sah, waren von beträchtlich geringerer Höhe,
als der vereinzelte Stammverwandte im Thale Borh-el.
Bald darauf erreichten wir die „fäddama” *) oder das Waldthal
von Gasaua, und indem wir die in dichter Holzung versteckte
Stadt zur Rechten Ressen, lagerten wir eine kleine
Strecke weiterhin auf einem freien Platze, der sich bald mit
Hökern und Kleinhändlern füllte. Ich wurde während dessen
durch den Besuch von einigen Bastard-Arabern, welche in
der Stadt ansässig waren, heimgesucht. Da sie jedoch ge*)
Es ist gewiss nicht gut, Fremdwörter zu gebrauchen, aber jedes Land
hat seine Eigentümlichkeit und einige Örtlichkeiten sind so eigenthfimlich,
dass* andere Sprachen kein Wort dafür haben.
wahrten, dass ihre Hoffnung auf Geschenke vergeblich sei,
hielten sie es für besser, mich nicht lange zu belästigen. Ihrem
unerfreulichen Besuch folgte der angenehmere eines eingeborenen
MäUem aus der Stadt, der sich sehr anständig und
bescheiden benahm und ein interessantes Beispiel dieser kleinen
Afrikanischen Gelehrten oder vielmehr Schulmeister abgab,
deren Wissen sich ausser einer oft anziehenden Kennt-
niss ihres kleinen Weltkreises gewöhnlich auf das Arabische
ABC und einige Sprüche aus dem Kuran beschränkt.
Um Sonnenuntergang kam der Sserki-n-turaua oder Konsul
der Weissen aus der Stadt, um Eleidji seine Aufwartung
zu machen, und brachte das Gespräch auf ein Geschenk, welches
ich- dem Statthalter als, eine Art Passagegeld zu machen
hätte. Mein Beschützer wollte indess nichts davon wissen
und befriedigte nur des Konsuls Neugierde, indem er mich
rufen liess und ihm vorstellte. Er war reich und höchst malerisch
gekleidet, in grün- und weissgestreifter Tobe, weiten
Beinkleidern von der beHebten gesprenkelten Farbe des Perlhuhns
und mit grüner Seidenstickerei an der Vorderseite des
unteren Theiles geziert. Sein Schwert war an dicken Schnüren
von rother Seide mit ungeheueren Quasten über die
rechte Schulter geschlungen. Darüber trug er einen feuer-
rothen Bemus, während rund um seine rothe Mütze ein roth
und weisser Turban kreuzweis auf sehr zierHche j und sorgfältige
Art gewunden war. Dabei ritt er ein sehr stattliches,
wohlgenährtes Ross, dessen Kopf und Hals auf sehr phantastische
Weise mit einem Überfluss von Quasten, Schellen und
kleinen, TaHsmane enthaltenden Ledertäschchen geziert war.
Unter dem Sattel sah man eine Schabracke liegen, welche
aus kleinen dreieckigen FRcken aller mögHchen Farben bestand
und ein wahres Musterpapier darstellte.
Dieser kleine Afrikanische Stutzer empfing mich mit einem
Schwall der wohlgefälligsten Komplimente, die er mit dem
schönsten und süssesten Accente, dessen die Haussa-Sprache