zu gehn, und gerietli nachmals, als Färredji seine Freunde
Mänso und Al Wali zu seinem Beistände rief, mit diesen
Leuten, welche uns zu gehn riethen, in einen heftigen Streit.
Er ging indess zu weit, wenn er annahm, dass dem Schreiben
des Briefes eine boshafte Absicht zu Grunde gelegen habe.
Ich für meinen Theil konnte mir sehr wohl denken, dass
der Schritt vom Scheich von Bornu, oder wenigstens von
seinem Vezier, gutgeheissen war. Diese Herren konnten
längst von unserer Absicht, nach Kanö zu gehn, gehört haben,
da das selbst Herrn Bichardson’s ursprünglicher Plan
gewesen, wie es, seinem geschriebenen Übereinkommen mit
Mohammed e’ Ssfaksi gemäss, auch eigentlich seine Pflicht
war. Sie mochten also den Scher if-e l-F ä -ssi, des Veziers
Agenten in Sinder, instruirt haben, zu thun, was in seinen
Kräften läge, um uns von der Ausführung unseres Planes
abzuhalten. Indess war es nicht unwahrscheinlich, dass der
Kel-owi-Häuptling Lü-ssu, der auf Annür’s Einfluss auf uns
eifersüchtig war, etwas mit der Sache zu thun habe. Wie
die Sachen standen, war es unbedingt nothwendig, dass wenigstens
Einer der Expedition nach Kanö ginge, weil nicht
allein Herr Overweg und ich, sondern auch seihst Herr Bi-
chardson eine beträchtliche Schuld dort zu bezahlen hatte,
und um diesen Verpflichtungen nachzukommen, mussten wir
die wenigen Waaren, welche uns übrig geblieben waren, verkaufen.
Wir waren noch dabei, die Sache zu überlegen, als uns
gemeldet wurde, dass unser alter Beschützer Annür selbst
soeben angekommen sei, .und ich entschied mich, ihn sofort
auf seinem kleinen, wenig mehr als 1 Meile nordöstlich von
der Stadt gelegenen Gute aufzusuchen. Indem ich durch
die Stadt ritt, kam ich auf den. Marktplatz, welcher gerade
während der heissen Mittagsstunden sehr besucht war und
eine lebhafte Scene darbot, die für den Beisenden, welcher
von der Wüste kam, von hohem Interesse war. Die wenigen
Lebensfunken, die noch in Agades glimmen, sind in der
That fern davon, mit diesem Handelslehen einen Vergleich
auszuhalten. Eine grosse Menge Binder ward feilgeboten,
sowie auch sechs Kameele, und der ganze Markt war mit
Beihen von Schattendächem oder Afrikanischen Marktbuden
— „rünfona” ■—i. umgeben. Gemüse und andere Lebensmittel
bildeten jedoch die Hauptartikel, werthvolle Sachen dagegen
waren kaum zu sehn.
Nachdem ich die Stadt verlassen, betrat ich eine offene
Landschaft mit Stoppelfeldern und erreichte bald diejenige
Hüttengruppe von Nätschira, wo der Häuptling sein Quartier
genommen. Vor dem Hofraum war ein prachtvoller Tamarindenbaum
von solcher Fülle und Schönheit, wie er mir
noch nicht vorgekommen war. Ich liess mein Pferd in seinem
Schatten stehn und trat, von Gadjere begleitet, in
den Hofraum, sah mich aber eine lange Zeit vergebens
nach dem grossen Manne um. Endlich entdeckte ich ihn
unter einer kleinen Bünfa oder Schattendache, das von konischer
Form und so niedrig war, dass wir daran vorübergegangen
waren, ohne zu beobachten, dass eine grosse Menge
Leute unter seinem Schatten zusammengekauert sassen. Hier
lag der gefürchtete Häuptling, von seinen Dienern umringt,
ganz wie er sonst zu thun pflegte, wenn er während der
heissen Tageszeit sich der Buhe überliess, nur mit Beinkleidern
angethan, während das Hemd, in eine Art Kissen zusammengerollt,
dem linken Arm als Stütze diente. Er schien
nicht in der besten Laune zu sein, und obwohl es gerade
die heisseste Tageszeit war, hot er mir nicht einmal einen
Trunk Wasser an, während ich mir Hoffnung darauf gemacht
hatte, mit einer Schale gut durchzogener Füra, fein mit Käse
gewürzt, bewirthet zu werden. Was mich aber mehr in Erstaunen
setzte, als sein kaltes, ungastfreundliches Wesen,
das mir im Grunde nicht auffallen konnte, war, aus seinem
eigenen Munde zu hören, dass er gar nicht in Sinder gewe