reichender Beweis, was für ein unbedeutender Theil des Haushaltes
in diesen Gegenden die Kleidung ist. Ein Hemd, ein
Beinkleid und eine Mütze genügen dem Manne, und diese
Sachen trägt er meist so lange, bis sie nicht mehr Sticli
halten; selten hat er ein Paar überflüssige Sandalen. Die
Frau besitzt allerdings zwei Tücher oder Kleider, wie wir
sagen würden, und eiu Paar kleine Lederbüchsen, aber das
findet leicht irgendwo seinen Platz. Aus der Hütte übrigens,
die ich in Beschlag genommen, war der kleinere Hausrath,
das heisst der eigentlich bewegliche Theil desselben — denn
das, was ich oben beschrieben habe, haftete Alles fest an
seinem Platze — , wie hölzerne Schüsseln, grosse, aus der
Fueillea und der Cucurbita maxima bereitete Schalen, Trink-
gefasse, Kellen und der so unentbehrliche Rohrteller — „fefe”
oder „bedu” — , der im Afrikanischen Haushalte zu so verschiedenen
Zwecken dient, von der Hausfrau weggenommen
worden.
[Donnerstag, 1 0 JUIQ Es hatte fast den Anschein, als
wenn es uns bestimmt wäre, noch einen Tag an diesem
Orte aufgehalten zu werden; denn gerade in dem Augenblicke,
wo wir auf brechen wollten, entlud sich ein überaus
heftiger Regenguss, der 2 volle Stunden anhielt. Als wir
endlich im Stande waren, unseren Marsch anzutreten, war
Alles über die Maassen nass, die Ströme bedeutend angeschwollen
und die Luft dumpf und noch voll Gewitterstoff.
So erreichten wir denn in einem keineswegs ganz erfreulichen
Marsche U'ba, die nördlichste Stadt Adamaua’s, und blieben
auch hier weit länger, als ich es wünschte.
Billama schmeichelte sich nämlich mit der Hoffnung, einen
oder zwei Sklaven vom Herrn dieser Ortschaft zu erhalten,
der am Abend nach unserer Ankunft einen Raubzug gegen die
Kilba-Gaia unternahm; aber beide, sowohl der gute Lämidö,
als mein Billama, hatten sich getäuscht, und der Erstere
konnte froh sein, selbst mit heiler Haut davongekommen zu
sein; denn anfangs gelang es ihm zwar allerdings, indem er mit
der Morgendämmerung unversehens die armen Heiden in der
Ruhe des Schlafes überfiel, eine gute Menge zu Sklaven zu
machen, aber als er dann den Rückzug antrat, sammelten
sich die verfolgten Eingeborenen, besetzten in dem Hügelland
einen Engpass ,■ durch den sein Weg führte, und fielen
plötzlich über ihn her, als er ohne die nöthige Vorsicht
mit seinem Raube dahinzog. So gelang es ihnen denn, nicht
allein ihre Landsleute aus den Händen der schonungslosen
Feinde zu befreien, sondern selbst zwei Pferde von den Letzteren
zu erbeuten, — ein grösser Verlust für eine Gemeinde,
die wohl kaum mehr als zehn Pferde besitzt. Die.Folge die-,
ses unglücklichen Feldzuges war denn, dass wir hier nicht
allein während unseres fast zweitägigen Aufenthaltes höchst
ungastlich behandelt wurden, sondern dass sich Billama auch
zu dem Entschlüsse gezwungen sah, seine Reise ohne Geschenk
fortzusetzen. Ein Glück war es, dass er sein Pferd
nicht verkauft hatte; sonst hätten wir wohl lange hier liegen
bleiben können, ehe die 20 Sklaven zusammengebracht gewesen
wären.
Während unserer Abwesenheit war das Kom in dieser
Umgegend (fast ausschliesslich Sorghum, besonders von der
weissen Gattung) beinahe zur Reife gediehen und in prächtiger
Fülle standen die Felder da; die durchschnittliche Höhe
des Halmes war hier 9 — 10 Fuss bis zum Büschel. Das ganze
Weichbild der Stadt, einer noch jüngen Anlage, war in eine
fast undurchdringliche Masse des mannichfaltigsten Pflanzenwuchses
gehüllt, wo der Botaniker ein überaus reiches Feld
für sein Studium gefunden hätte. Dieser Übergrosse Reichthum
der Vegetation, der die Feuchtigkeit festhielt und eine'
Menge halbverwesten und in Fäulniss übergehenden Pflanzenstoffes
bildete, war mir, der ich in Folge des Fiebers noch
schwach war, keineswegs sehr zuträglich und ich musste mich
sehr in Acht nehmen. Aber welchen wunderbaren Gegensatz: