gekommen sei. Da sich der angenommene Werth dieser Sendung
auf 100 Pfund Sterling belief, so war wenigstens einige
Hoffnung vorhanden, in beschränkten Verhältnissen und kleinem
Maassstabe die Mission fortzuführen.
Aber schwach von Krankheit und geistig niedergedrückt,
wie ich war, von dem Fehlschlagen meiner weiteren Unternehmungspläne,
konnte ich nur höchst angenehm berührt werden
von dem Empfange, der mir bei der Rückkehr nach meinem
Hauptquartier zu Theil wurde. Denn als wir uns dem südlichen
Thore der Stadt näherten, kamen 3 Reiter, die dort
aufgestellt waren, im gestreckten Galopp auf mich zu geritten,
begrüssten mich in kriegerischer Weise mit geschwungener
Lanze, stellten sich an die Spitze unseres Zuges und führten
mich in stattlicher Prozession mitten durch die Stadt
nach meinem Hause, in dessen Nähe mich dann die Weiber
mit lustigem Händeklatschen und einem im gemüthlichen
langgezogenen „lale, Abd el Kerlm, lale” ausgedrückten Willkommen
empfingen. Ein reiches Abendessen ward mir später
vom Vezier geschickt und ich konnte mich ruhig meinen
Gedanken überlassen, nun wieder im sicheren Hafen angekommen
zu sein, von wo ich nach einiger Rast, nachdem
das Schiff gehörig kalfatert und neu mit Proviant versehen
würden, wieder auslaufen möchte, wohin eben der Wind
mich trüge. Mein Geist war aber mit Vorliebe auf die reichen
Gegenden im Süden gerichtet und nur ungern dachte
ich daran, dazu gezwungen zu sein, meine Kräfte in anderer
Richtung zu versuchen.
Es herrscht hier die Etiquette, dass Leute, die mit dem
Hofe in Verbindung stehen, wenn sie vor cAsser („lassar”), das
heisst, vor dem zweiten Nachmittagsgebet, das zwischen 4 und
5 Uhr verrichtet wird, von einer Reise zurückkommen, sich noch
denselben Tag dem Vezier vorstellen müssen; nun war meine Ankunft
gerade um den entscheidenden Zeitpunkt erfolgt, aber
auf Grund meines angegriffenen Zustandes schob ich meinen
Besuch bei Hofe auf den folgenden Tag auf; ich fand aber
später, dass der Vezier erwartet hatte, dass ich ihn noch
an demselben Abend besuchen würde.
Als ich mich am folgenden Morgen in die Hofstadt — „billa
gedlbe” — begab, war der Vezier gerade auf einen frühen Besuch
zum Scheich ausgegangen, er kam jedoch bald zurück
und gab mir eine öffentliche Audienz vor allen Leuten, wo
er dann, um sich mit seiner Kenntniss der Europäer zu brüsten,
nachdem er seine Theilnahme an meinem geschwächten
Gesundheitszustände ausgesprochen und sich nach der
mir in Adamaua gewordenen Aufnahme erkundigt hatte, nicht
unterliess, sich mit mir über die Form der Erde und das
ganze Weltsystem zu unterhalten. Er fragte mich dann,
was ich jetzt zu unternehmen beabsichtige, worauf ich ihm
entgegnete, dass es meine Absicht sei, zuerst wo möglich den
Tsäd zu umkreisen und dann den Versuch zu machen, in die
Gegenden südlich von Baghirmi vorzudringen. Hierauf sprach
er augenblicklich in Betreff der Möglichkeit, rund um den See
bis zum Bahhr el Ghasäl zu gehn, seinen Zweifel aus, aber er
versprach, meine Pläne, so weit es ihm möglich sei, zu fördern,
obgleich er der Meinung war, dass ich schon genug gethan
hätte und lieber daran denken sollte, mit den gewonnenen Resultaten
meiner Arbeiten in die Heimath zurückzukehren.
Es war meine erste Regenzeit in den Tropen — denn die
Regenzeit im Alpenlande Air, am Rande der Wüste, konnte
keine grosse Gefahren mit sich bringen — und als der Vezier
mich so geschwächt und gänzlich entkräftet sah, war
er nicht ohne Besorgniss, dass ich unterliegen möchte. Als
ich aber in der Folge diese Kränklichkeit bei unausgesetzter
Anstrengung glücklich überwunden hatte, fasste er
das höchste Vertrauen in die Stärke meiner Gesundheit und
sprach, selbst wenn ich auch noch so krank war, die feste
Hoffnung aus, dass es mir gelingen würde, alle diese Fähr-
lichkeiten des Klima’s zu überwinden.
B a rth 's Reisen. II. 84