Eingeborenen,. welche mir gefolgt waren, ein kurzes Wörter-
verzeichuiss ihrer Sprache nieder. Diese nennen sie „Säni”
und bezeichnen sie als eine selbstständige Sprache, ich fand
jedoch bald, dass sie auf das Innigste mit der Sprache der
Margbl verwandt war. Diese armen Geschöpfe, die wahrscheinlich
zum ersten Male sahen, dass ein Fremder wahren
Antheil an ihnen nahm, waren hoch entzückt, die Wörter
ihrer Sprache von Einem aussprechen zu hören, den sie
beinahe ebenso weit über sich erhaben glaubten, als ihren
Gott „fete” ; zu wiederholten Malen verbesserte Einer den
Anderen, wemi ein Zweifel über die Bedeutung eines Wortes
obwaltete. Wirklich wurde diese eigenthümliche breite,
von hohen Granitblöcken überragte und mit Bäumen geschmückte
Felskuppe von Augenblick zu Augenblick belebter,
und es dauerte nicht lange, als auch zwei junge Fulbe-
Mädchen, welche vom ersten Augenblick an mich mit günstigem
Auge betrachtet, zu mir heraufgesprungen kamen, von
einer älteren verheiratheten Schwester begleitet. Eines dieser
Mädchen war etwa 15, das andere 8—9 Jahre alt; jenes, sowie
die verheirathete Schwester, trug ein weisses Hemd, das
den Busen bedeckte; das jüngere Mädchen trug ein um die
Hüften befestigtes und bis auf die Kniee herabreichendes gestreiftes
Baumwollentuch; ihre Haare waren niedlich geflochten,
das Haar der beiden Anderen hing in Locken herab;
alle drei trugen Glasperlen um den Hals. Die eingeborenen
Mbutüdi selbst dagegen trugen, obgleich sie sich für die
feierliche Gelegenheit besonders herausgeputzt 'hatten, nur
einen schmalen Lederstreifen, zwischen den Beinen durchgehend
und um die Hüften befestigt; hinten war ein grosses
Blatt daran gemacht und hing schweifartig über das Hinter-
theil herab. Die Weiber waren ausserdem mit der „kadäma”
geschmückt, die mit dem „segeum” der MarghI ganz einerlei
ist, nur von etwas grösseren Verhältnissen, und auf dieselbe
Weise in der Unterlippe getragen wird. Ihre vorwaltende
Hautfarbe war ein gelbliches Roth, ähnlich derjenigen der
Marghi, mit welchen sie allem Anschein nach vor wenigen
Jahrhunderten eine und dieselbe Nation bildeten.
Nachdem ich meinen Zweck erfüllt, verliess ich, von den
niedlichen Fulbe-Mädchen begleitet, meinen hohen Sitz und
stieg nicht ohne einige Mühe wieder hinab; aber die Ruhe,
die ich vorher genossen, war jetzt dahin und nicht einen
Augenblick ward ich allein gelassen. Alle diese armen Leute
wollten meinen Segen haben.. Besonders war da ein alter
Grobschmied, der, wiewohl er äusserlich zum Isslaiuübergegangen,
mich mit seinen dringenden Bitten unaufhörlich
belästigte, ihn mit meinem Wort und Gebet zu erfreuen. Die
armen Heiden thaten mir die Ehre an, die ich natürlich abr
lehnte, mich mit ihrem Gott „fete” zu identificiren; denü
sie glaubten, der sei heute zu ihnen gekommen, um einen
Tag gemüthlich in ihrer Mitte zuzubringen und sie ihr Unglück
und ihre Unterdrückung vergessen zu machen. Die
Heiden Ressen mich jedoch endKch mit einbrechender. Nacht
in Ruhe; die Fulbe-Frauenzimmer aber, mit Ausnahme der
verheiratheten Frau, wollten nicht fort, oder wenn sie einen
AugenbRck sich entfernten, kehrten sie sogleich wieder zurück
und blieben bis nach Mitternacht. Wirklich machte
mir die Ältere einen Heirathsantrag, aber ich tröstete sie
mit der Erklärung, dass ich glücklich sein würde, ihr
Anerbieten anzunehmen, wenn es meine Absicht wäre, im
Lande zu bleiben. Die Sitten dieser Leute, welche in
so abgelegenen Gegenden leben, ausgeschlossen von aller
Welt, müssen natürhch einfach und ungeheuchelt sein. Dies
arme Mädchen hatte jedenfaUs allen Grund, sich nach einem
Manne umzusehn, da sie mit 15 Jahren ihre erste Blüthe
ebenso weit hinter sich hatte, als eine Europäische Dame
von 25 Jahren. Ich wunderte mich nur, dass ihr Vater, sie so
frei sich umhertreiben liess, denn sie waren die Töchter des
Ardo. Viele der umherziehenden Pilger aber heirathen ein