Verschiedenheit meines Glaubens der Beschimpfung der Eingeborenen
ausgesetzt war. Ich nahm daher diesmal die
Partei Bel-Khet’s und suchte ihn zu beruhigen.
Später brachte mir El Wächschi einen Hut Zucker, den
ich Bel-Rhet zum Geschenk machen wollte. Bei dieser Gelegenheit
sah er hei mir ein kleines Taschenfernrohr, das ich
in Paris für 6 Francs gekauft hatte, und er hat mich, es ihm
in Anrechnung des Zuckerhutes, den er mir eben geliehen, und
anstatt, der zwei, welche ich ihm in Kanö zu schenken ver
sprochen hatte, zu überlassen. Ich kam seinem Wunsche
nach, da ich das Fernrohr für ein zu schlechtes Machwerk
hielt, als dass ich es dem Sultan hätte anhieten können. Ich
überzeugte mich indess nachmals, dass es gerade das rechte
Geschenk gewesen wäre, um diesen excentrischen Mann wenigstens
für e i n e kurze Zeit zu befriedigen. Denn El Wächschi
verkaufte es ihm für nicht weniger als 50,000 Kurdi oder
25 Spanische Thaler auf Kredit ,+allerdings hatte der Verkäufer
später einige Schwierigkeit, sein Geld zu erhalten,
nachdem der Statthalter sich überzeugt, dass das Fernglas
nicht „Inglis” sei.
Ich nahm also den Hut Zucker und die beiden anderen
Briefe, welche mir der Sultan von Agades mitgegeben hatte,
den einen für den Statthalter von Daura, den anderen für
denjenigen von Kanö, .und ging damit zu Bel-Khet. Indem
ich ihm den Zucker schenkte, als ein kleines Zeichen
Erkenntlichkeit für die Bemühungen, welche er sich
meinetwegen mache, zeigte ich ihm zugleich die Briefe als
einen entschiedenen Beweis, dass der Sultan von Agades
keineswegs beabsichtigt habe, mich seinem Freunde, dem
XStatthalter von Katsena, als eine Art „abe-n-tschl , „einen
kleinen Anhiss” , zuzuschicken, dass er im Gegentheile die
gänzliche Freiheit meiner Bewegungen anerkenne und nur
beabsichtigt habe, mir, wohin ich immer gehn möge, einigen
Schutz zu sichern.
Bel-Rhet war erkenntlich für die Aufmerksamkeit, welche
ich ihm erwies, gab vor, erst jetzt meine Angelegenheit zu
verstehen, und versprach mir seinen Beistand, wenn ich mich
verbindlich machen wolle, von Bornu nach Katsena zurückzukehren,
sobald wir genügende Hülfsmittel von der Küste
aus erhalten haben würden. Ich ging in gewissem Grade darauf
ein und machte nur die Bedingung, dass die Umstände
einem solchen Unternehmen nicht ganz zuwider sein dürften.
In der That bezweifelte ich damals gar sehr, dass wenigstens
ich seihst im Stande sein würde, später noch einmal diese
Gegenden zu besuchen. Es war also ein um so grossartigerer
Triumph, dass ich nach zwei Jahren, im Anfänge des
Jahres 1853, wirklich im Stande war, nach Katsena zurückzukehren,
und zwar mit einem bedeutenden.Vorrathe an Geschenken.
Da hegegnete ich vor den Thoren der Stadt demselben
Manne, welcher vom Statthalter hinausgeschickt war,
um den angemeldeten'Fremden zu hegrüssen, und der vor
Freude zitterte, als er mich erkannte und ich ihm sagte:
„Hier bin ich! Obgleich meine beiden Gefährten gestorben
sind, bin ich doch gekommen, um mein vor zwei Jahren-gegebenes
Wort zu lösen. Ich bin auf dem Wege nach Sokoto
mit werthvollen Geschenken für den Grossherrn.”
Damals verzieh ich diesem Manne seine frühere Plackerei,
weil ich sah, dass er im Grunde kein böswilliger Mensch sei;
Denn in .oder ersten Aufwallung. der Freude fiel er mir um
den Hals und rief einmal über das andere: „rAbd el Kerlm!
Ahd el Kerlm! ” — Jedoch ich kehre zu meiner ersten Verhandlung
mit diesen Leuten im Jahre 1851 zurück, als ich,
von Mitteln vollkommen enthlösst, mit meinem Schicksale
kämpfte und meine grossen Pläne nicht aufgeben wollte.
Diese Zustände muss man in Betracht ziehen, wenn man mit
Gerechtigkeit beurtheilen will, was ich geleistet habe.
Ich verliess den alten Mann bei besserer Laune und ging
mit El Wächschi nach seinem eigenen Hause,, wo er mich
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