dies ein Land für Kolonieen, und ich sehe nicht ein, wess-
halh nicht hier eine Kolonie der befreiten Sklaven von Sierra
Leone vortheilhaft gestiftet werden könnte. Alle diese
Leute unterscheiden sich auch durch ihre Tracht, dunkelblaue
Hemden, von der herrschenden Klasse, die die re-
formirte Reinheit ihres Glaubensbekenntnisses auch in der
äusseren Weisse und Nettigkeit ihrer Kleidung darzustellen
sucht. Sie sind geduldet und begünstigt, obgleich
auch hier neben dem Mallem ein Pullo- Amtmann seinen
Sitz hat.
Es war unsere Absicht gewesen, am Nachmittag unseren
Marsch fortzusetzen; aber mein bornirter Fesäner Diener, Mohammed
ben Habih, mit dem ich mich nur aus Rücksicht auf
meine geringen Mittel befasste, hatte sich durch Verschlingung
einer ungeheueren Menge von Erdmandeln und einen
darauf gegossenen reichlichen Trunk Wassers eine so ernstliche
Krankheit zugezogen, dass ich nur die Wahl hatte, ihn entweder
zurückzulassen, oder auf ihn zu warten, und ich wählte
das Letztere, indem ich für meine ganze Gesellschaft einen
Festtag daraus machte. Der Mallem sandte uns nämlich
eine Ziege und ein Paar Hühner für mich selbst und Korn
für die Pferde, auch war ich ausserdem so glücklich, etwas
Reis zu kaufen, so dass sich Jedermann pflegen konnte.
Als Anerkennung der gastfreundlichen Behandlung, die ich
vom Mallem erfahren hatte, schickte ich ihm ein Stück Kam-
pher und ein Packet Nelken. Kampher ist ein höchst kostbarer
Artikel in diesen Gegenden und von den vornehmeren
Klassen hochgeschätzt, und ich kann dem Reisenden, der diese
Gegenden besuchen will, nicht dringend genug empfehlen, sich
mit diesem Artikel zu Versehen. Es ist klar, dass eine kleine
Quantität, wenn sie wohl in Acht genommen wird, eine lange
Zeit ausreicht, und er mag so Gelegenheit finden, mit einem
kleinen Stück Kampher einen Mann von erster Bedeutung
sich für immer zu verpflichten.
[Dienstag, ll^ n Juni.] Endlich machten wir uns wieder
auf den Marsch. Der Morgen war anmuthig frisch und
kühl nach dem Gewitter der letzten Nacht, der Himmel
klar und das Land offen und freundlich. Eine schöne grasige
Ebene mit vielen Stellen angebauten Bodens dehnte sich
auf unserer Rechten bis zum Fuss des Berges Konkel aus, der,
wie ich jetzt sah, mit dem Berg Holma durch einen niederen
Zug verbunden ist. Wir passirten die Ruinen des Dorfes
Bingel, dessen Bewohner ihren Wohnsitz nahe an den Fuss
der Bergkette verlegt hatten. Dann folgte Waldung, von
Kornfeldern unterbrochen.
Meine Freunde, die jungen Söhne Ardo Djidda’s, gaben
mir 2 ganze Stunden das Geleit zu Pferde, worauf sie freundlichen
Abschied von mir nahmen, indem Jeder von ihnen zu
ihrer grossen Freude einen Ring mit einem falschen Stein
erhielt' den ich sie bat ihren jungen Frauen als ein Andenken
an den Christlichen Reisenden zu übergeben. (Diese
Ringe werden von jungen Leuten und Frauen sehr gern ge-
sehn, würden aber ein viel besseres Geschenk ahgeben, wenn
die Steine oder vielmehr Gläser besser befestigt wären.)
Ich erfuhr jetzt, dass diese jungen Leute sich schon viel mit
Politik zu schaffen machten; der jüngere von beiden, der
bei weitem der hübscheste war und sich auch durch Verstand
auszuzeichnen schien, hatte bis vor Kurzem die Regierung
anstatt seines blinden Vaters verwaltet, war aber auf Grund
seiner Vorliebe für Wändala oder Mändara abgesetzt worden,
da er eine Prinzessin dieses letzteren Landes gehei-
rathet hatte, und die Verwaltung war auf seinen älteren
Bruder übertragen worden.
Waldung und bebautes Land wechselten mit einander ah;
ein wenig nach 9 Uhr liessen wir zur Linken ein kleines
Sklavendorf — „rümde” — mit Saat (Holcus) und Erdmandeln
auf den Feldern und höchst üppigem Graswuchs
umher. Das Land bildete einen augenscheinlichen Abhang