wird, zu heirathen. Dieser Punkt ist bei der Betrachtung
der Haussklaverei in Central - Afrika von grösser Wichtigkeit;
denn wenn die Haussklaven ihre Anzahl nicht selbst
voll erhalten, so müssen die durch Absterben entstehenden
Lücken natürlicherweise fortwährend durch neue Zufuhr
ausgefüllt werden. Dies nun kann nur entweder durch Menschenraub
oder, was noch häufiger ist, durch räuberische
Einfälle in fremdes Gebiet geschehen, und freilich trägt dieser
Punkt dazu bei, selbst die Haussklaverei in einem viel
schlimmeren Lichte erscheinen zu lassen, als es an und
für sich der Fall ist.
Zu diesen Betrachtungen, und gerade an dieser Stelle, gab
mir eine Schaar Sklaven Veranlassung, welcher wir heute
Morgen begegneten. Sie wurden in zwei Reihen geführt und
waren mit einem starken, ihren Nacken umschlingenden
Strick an einander gefesselt.
Unser Marsch war nur ein kurzer, da wir den Rest des
Tages und die Nacht in Gasaiia zubringen sollten. Da es
noch früh am Vormittag war und wir die heisseste Tageszeit
vor uns hatten, so wünschte ich dringend, ausserhalb
der Stadt im Schatten eines schönen Baumes zu lagern.
Mein Geleitsmann aber gab dies nicht zu und wir betraten
die Stadt, welche von einer leidlich gut erhaltenen Lehmmauer
und einem diese umschliessenden Graben umgeben ist.
Im Innern jedoch zeigte der Ort einen höchst melancholischen
Anblick, da nur etwa der dritte Theil des umwallten
Raumes von zerstreuten Hütten eingenommen war. Hier
wurde ich in einer kleinen, schwülen Schibkihiitte einquartiert
und brachte den „eni” höchst unbehaglich zu. Ich verwünschte
meinen Begleiter, sowie alle Eskorten in der Welt,
und beschloss fest, nie wieder mein Quartier innerhalb einer
Stadt zu nehmen, wenn ich daselbst nicht einen längeren
Aufenthalt zu machen gedächte. Um so mehr erfreute mich
die im Laufe des Nachmittags durch Machmüd, welcher die
Kameele ausserhalb der Stadt auf die Weide gebracht hatte,
mir zugekommene Nachricht, dass der Scherif Iiontsche angekommen
sei und mir seinen Gruss sende. Ich hatte diesen
Mann einmal in Kanö gesehn und es war mir gera-
then worden, auf ihn zu warten, da er gleichfalls auf dem
Wege nach Kükaua wäre; aber wohl wissend, wie langsam
die Araber sind, und nicht ahnend, was für ein angenehmer,
liebenswürdiger Mann er wäre, hielt ich es für besser,
meine Abreise nicht aufzuschieben. Sobald ich aber aufgebrochen
war, beeilte er sich, mir zu folgen, da er meine Gesellschaft
einem längeren Aufenthalte in Kanö vorzog. Heute
indess sali ich ihn nicht, weil er sich ausserhalb der Stadt
gelagert hatte.
Ich hatte guten Grund, diesem Manne dankbar zu sein;
denn er brachte mir meinen entlaufenen Diener 'Abd-Allah
wieder zurück. Ich nahm den Buben nach einer ernsten
Zurechtweisung und auf sein Versprechen, nun treu bei mir
bleiben zu wollen, wieder in meine Dienste, da ich zu dringend
eüies Dieners bedurfte. Er war ein Eingeborener des
Landes, ein Ba-hausche, mit Beimischung Arabischen Blutes;
er hatte schon einmal in Sklaverei gelebt und wurde wirklich
nachmals von einem Manne in Börnu als sein Eigen-
tlium beansprucht. Seine Mutter, die nicht weit von Gerki
lebte, gerieth etwa um dieselbe Zeit in die Sklaverei; sie
wurde nämlich auf dem Wege nach einem ihrem Wohnorte
benachbarten Dorfe von Wegelagerern ergriffen und fortgeführt.
Derartige Fälle kommen leider in diesen Ländern an
den Grenzen zweier Gebiete täglich vor. — .
Die Bewohner von Gasaua scheinen fast ausschliesslich
Rinderzucht zu treiben, und die ganzen Geschäfte des Marktes,
welcher heute, wie jeden Montag, ausserhalb der Stadt
abgehalten wurde, beschränkten sich nur auf Rindvieh und
Schaafe; kaum e in Stück Baumwollenzeug war ausgelegt,
auch sah ich nur äusserst wenig zum Verkauf ausgebotenes