uebst zwei Asbcnauem mit einem Gerichte gerösteten Huhns
und mit vortrefflichen Datteln von Djerid bewirthete. Darauf
begleitete ich ihn durch das verfallene und verlassene
Quartier, wo vor fünfzig Jahren und in noch jüngerer Zeit
die reichen Ghadftmsi-Kaufleute lebten; so wandten wir uns
durch einige andere Strassen von wenig besserem Zustande
nach dem Marktplatze. Der Marktplatz — „kä-ssua” — bildet
ein grosses regelmässiges Viereck mit mehreren Reihen
unseren solideren Marktbuden entsprechender Schattendächer
— „rünfona — in demselben Style, wie die in Tessaua, aber
weit besser und regelmässiger gebaut. Allerdings war hier
mehr einheimisches Baumwollenzeug und Nürnberger Klein-
waare ansgeboten, als in jenem Orte, sonst aber war nichts
Besonderes zu sehn und nur wenig Regsamkeit zeigte sich.
Nur zu deutlich war der Verfall, in welchen dieses einst
glänzende und geschäftige Emporium Central-Afrika’s zurückgesunken
war. Das Anziehendste, was ich selbst auf dem
Markte fand, waren Zitronen von ansehnlicher Grösse zu
ungemein billigen Preisen und die prachtvolle, eben zur Reife
gelangende Frucht der Gönda — Carica Papaya*) —. Diese
letztere war indess im Verhältniss zu den hiesigen billigen
Preisen der Lebensmittel theuer. Eine schöne, untadelhafte
Frucht von 7 bis 8 Zoll Länge und 3 bis 4 Zoll Dicke wurde
zu 25 bis 30 KurdI verkauft, eine Summe, die einen Armen
hier fünf Tage vor dem Verhungern bewahren kann. In Kanö
sah ich später die Frucht, in kleine Schnitzen zu je 1 „url”
geschnitten, umhertragen. Das Verdienst, mich auf diese
*) Die Papayafrucht ist sonst, glaube ich, von Europäern nicht so sehr geschätzt,
und allerdings mag der Mangel an besseren Genüssen nicht wenig dazu
beigetragen haben, für mich den Werth dieser Frucht zu erhöhen; es kann aber
auch eine edlere Abart gewesen sein. Ich werde wohl bei anderer Gelegenheit
mehr über diesen Baum sagen und will hier nur angeben, dass sein Name,
„gönda Masr” , deutlich anzuzeigen scheint, dass er in historischen Zeiten
über Egypten eingeführt ist.
prächtige Frucht aufmerksam gemacht zu haben, hatte mein
Freund El Wächschi, der sie über Alles liebte. Ich sass mit
diesem braven Manne lange Zeit unter einer Rünfona, ohne
der geringsten Beleidigung ausgesetzt zu sein, obgleich ich
natürlicherweise der Neugierde zum Gegenstände diente.
Dann kehrte ich nach Hause zurück und brachte hier den
Abend ruhig mit meinen Leuten zu, unter denen mir Gadjere
durch sein treues, gerades Benehmen stets Gelegenheit zur
vollsten Zufriedenheit gab. Er wurde mit seiner unbegrenzten
Gutmüthigkeit fast lächerlich und glaubte, dass er ausser
durch seine treue Anhänglichkeit mich auch vermöge seines
Einflusses aus meiner Verlegenheit ziehen könne. So versicherte
er mich ganz insgeheim, dass er an Annür eine Botschaft
gesendet und darin ausführlichen Bericht über meine
Lage gegeben habe, dass ich mich nunmehr nicht ferner beunruhigen
solle, sondern mich ganz auf seinen Beistand verlassen
dürfe. Während er mich so am Abend, wenn wir im
Hofraum rund um unser Feuer lagen, aufmunterte, pflegte
er stets die schönen Haussa-Worte zu wiederholen: „ka-ssö
mutüm dondädi uyata-ssö, küdda kakischi da kümmia”, womit
er seine treue Anhänglichkeit dem frivolen, treulosen Verhalten
Mohammed’s, des Tunesiers, welchen er immer nur
„mögo mutüm” — „einen schlechten Kerl” -r- nannte, gegenüberstellte.
Indess hatte auch Gadjere seinen kleinen Nebengrund,
nicht gar zu sehr über unseren Aufenthalt zu klagen,
indem die magere Stute, die ich von ihm gemiethet,
eine Wunde auf dem Rücken hatte und überhaupt in recht
schwächlichem Zustande war, so dass die Ruhe und das täglich
volle Maass Korn ihr gar wohl that.
El Wächschi kam an demselben Abend noch einmal zu mir
und machte mir. einige Hoffnung, dass ich den nächsten Tag
fortkommen würde. Das war indess leeres Geschwätz. Am
ganzen nächsten Tage nämlich schritt meine Angelegenheit
mit diesem berüchtigten Bello, dessen Gleichnamigkeit eine