aber trug er erstlich um seinen Hals eine doppelte Reihe
rother Glasperlen, etwas niedriger ein anderes Geschmeide
von drei Schnüren Korallen (oder vielmehr rother Glasperlen)
und noch niedriger, auf die Brust herahreichend, einen
Schmuck von zwei Reihen Eisen- oder (man möchte fast sagen)
Stahlperlen. An seinem linken Oberarm trug er. vier breite,
in der einheimischen Sprache „kegelä” genannte Eisenringe, an
seinem EUbogen zwei andere schmale Eisenringe — „hara-
tschäggo”.*) — , sehr niedUch, wie aus Perlen zusammengesetzt,
gearbeitet; an seinem Handgelenk hatte er zwei schmale
und einen breiten Eisenring $$ „ünso” — und darüber einen
Elfenbeinring f— „yetscho” —. Der fechte Arm war nicht
so reich . geschmückt, sondern hatte nur vier Eisenringe am
oberen Theüe und zwei am Handgelenk. ■
. Unterhalb des Kniees trug er eine von seiner .Schwester
höchst niedUch aus BaumwoUe geflochtene Schnur — man
möchte sie einem Strumpfbande vergleichen, nur dass er natürlich
keine Strümpfe trug **) “ -; ; dieser Schmuck heisst
„schischidderi”. Ausserdem' hatte er noch an seinem Fuss-
gelenk einen schmalen .Eisenring, der „miltedo” genannt
wird. Jedoch bemerkte ich in der Folge, dass dieser junge
Mann, obgleich so reich geschmückt, noch nicht einmal allen
seinem .Stamme. eigenthümUchen nationalen Schmuck
trug; denn ich sah Andere seiner Landsleute, welche ausserdem
noch ein eisernes, „schuschü” genanntes Kettchen um
ihre Hüften hatten. Auch trug er keinen „sser” (d. i. ein
kleines, durch das Ohr gebohrtes Rohr); der Mangel dieses
anderen eitelen Schmuck — mit Ausnahme der ausländischen Perlenschnüre —
eigene einheimische Wörter hat-, für diesen zur nothdürftigsten Bedeckung
der Schaam uns so unumgänglich nothwendig erscheinenden Artikel ein fremdes
Wort gebraucht — oder; sollten es die Kanöri von ihren Nachbarn aufgenommen
haben? Die Tidinä oder Büdduma haben denselben Ausdruck.
*) Dieser Name scheint Bezug auf den Schild — „tschäggo” — zu haben.
**) Es fiel mir später ein, dass diese Schnur ein Zeichen der Trauer
sein könne.
vermeintlichen Schmuckes war aber natürlich eher vortheil-
haft für ihn.
Í Alle diese eisernen Schmucksachen werden von den Man-
darauern — „Ar Wándala” =— sehr niedlich verfertigt. Ich
habe schon bemerkt, dass Mora, welches von hier nur 2 Tagemärsche
entfernt ist, den Hauptmarkt für die Marghi bildet,
und ich bedauere es nur, dass ich nicht im Stande war, einige
von diesen Gegenständen mitzubringen, da sie ebensowohl als
Proben der vortrefflichen Art Eisens, welches die Eingeborenen
besitzen, dienen könüten, als auch als Zeugniss ihrer Industrie
und Kunstfertigkeit.
Ich erfreute meinen jungen schmucken Wirth durch das
Geschenk eines Spiegels und gab, seinem-Vater, als dieser
von der Feldarbeit zurückkehrte, ein Messer. Meine kleine
Hütte wurde während des ganzen Nachmittags nicht leer von
Besuchern, indem alle Freunde meines Wirthes kamen, um
mich zu sehn. Sie wurden in ganz regelmässiger Weise, jedesmal
fünf, zugelassen und betrugen sich höchst anständig, während
sie die wenigen Gegenstände, welche ich ihnen zeigen
konnte, mit voller Bewunderung betrachteten. Ich meinestheils
ward höchst ergötzt durch die Einfachheit meines jungen Wirthes
und eines seiner Brüder; denn als ich ihnen kleine Stückchen
Zucker gab, nagten sie langsam daran und verglichen
sie jeden Augenblick mit einander, bis sie zu etwas kleinen
Dimensionen von gleicher Grösse herabgeschwunden waren,
worauf sie dann übereinkamen, diese Reste ihrer Schwester
zu geben.
Wer hier diese Leute in ihren Ortschaften, im Genüsse
ihrer Unabhängigkeit und in ihrer einfachen, aber freien Natürlichkeit
sieht, mit ihren schönen männlichen Gestalten, ihren
méist regelmässigen Zügen, nicht’ entstellt durch Einschnitte
— nur sehr Wenige sah ich tättpwirt — oder barbarischen
Schmuck (wenn man von .dem leichten, federartigen
Rohre absieht, das Einige von ihnen im Ohre tragen),