dacli, was sicherlich der dem Klima imd der ganzen Natur
des Landes angemessenste Baustyl ist.
Als wir die Südseite der Stadt verliessen, schloss sich uns
ein Trupp schwerbelasteter Frauen an, deren jede sechs bis
zehn ungeheuere, mit allerlei Gegenständen des Haushaltes
gefüllte Kalabassen auf ihrem Kopfe trug. Sie erwiesen
sich indess durchaus nicht als angenehme Gesellschafterinnen;
denn ihre Last war so schwer und überstieg so sehr
ihre keineswegs weiblich - zarten Kräfte, dass sie nicht im
Stande waren, eme längere Strecke ruhig zu gehn, sondern
sie eilten wankend einige Schritte vorwärts und ruhten dann
wieder einige Augenblicke aus. Auf diese Weise kamen sie
entweder mit meinem Kameel oder meinem Lastochsen, denen
sie in der That an Ausdauer gleichkamen, in unaufhörliche
feindliche Berührung. —- Es ist wahrhaft unglaublich,
was für Lasten die eingeborenen Frauen des Sudans zu
tragen im Stande sind; aber vor allen Stämmen zeichnet sich
in dieser Hinsicht der der Täpua oder Nyffaua aus.
Die Landschaft, durch welche unser Marsch während der
'ersten 2 Meilen führte, war mit Unterholz überwachsen und
der Lehmboden vom Regen aufgerissen und stark zerklüftet,
bis wir die Kornfelder von Kaférda erreichten. Hier wurde
ich wieder auf einige vereinzelte Gigiüa’s — Delebpalmen
aufmerksam, welche in dieser Landschaft sonst äusserst selten
zu sein scheinen. Nachdem wir ein wenig abwärts gestiegen
waren, nahm die Landschaft wieder den anmuthigen,
parkähnlichen Charakter a.11, der schon auf unserem gestrigen
Marsche so tiefen Eindruck auf mich gemacht hatte.
Die Mannichfaltigkeit der Pflanzenwelt war gross; Göreba’s
oder Dümpalmen, Gedja’s, Gámdji’s, Rimi’s und Dökas waren
die hervorragendsten Bäume.
Auch die Industrie der Eingeborene^ war gut vertreten.
Wir passirten zuerst einen Trupp Männer, welche Bündel
Indigopflanzen heimtrugen, um sie in ihrer einfachen, ungekünstelten
Weise zur Färberei zuzubereiten; dann führte uns
unser Weg an ausgedehnten Tabaksfeldern vorüber, wo die
Pflanzen, nahe an 3 Fuss hoch, mit reichem Blättersclnnuck,
der Beife entgegengingen. Anmuthig wand sich der kleine
Pfad um dieses schöne Feld herum; mächtige Adansonien
erhoben sich auf allen Seiten mit ihrem ungeheueren kahlen
Astwerk und zeugten ebenfalls von der Industrie der Bewohner:
denn Bienenkörbe, aus ausgehöhlten Asten bestehend,
waren in den Gipfeln der Ivüka befestigt. Zur Bienenzucht
schien dieser Bezirk ganz besonders geeignet; denn das umher
sich ausbreitende Weideland war mit reich - duftenden
Büschen geschmückt, welche den emsigen Bienen nahrhafte
Speise gewährten.
Meine Aufmerksamkeit ward aber bald von diesem nackten
Astengerippe der Küka auf ein lebensvolleres Bild der Schöpfung'
hingezogen. Es war die auf’s Engste verschlungene
Gruppe einer Delébpalme — „gigifia” — mit einem Tamarindenbaum
; die Krone der Palme reichte kaum noch aus dem
reichen Laubwerk des mächtigeren Baumes hervor, der untere
Stamm war ganz verzehrt oder verschlungen.
Im ferneren Verlauf meiner Reisen wurde meine Aufmerksamkeit
auf die in so häufigen Beispielen sich zeigende
liebevolle Beziehung oder Sympathie zwischen dem Tamarindenbaum
und der Küka gerichtet. Diese Bäume fand ich
oft in den zärtlichsten, liebevollsten Umarmungen und gänzlich
in einander verschlungen; hier aber schien die Gruppi-
rung von anderer Art zu sein. Die schöne Fächerkrone der
Gigiña ist, wie ich oft zu erwähnen Gelegenheit haben werde,
der Lieblingsaufenthalt einer Menge grösser Vögel, die unbewusst
manches Samenkorn mit sich in ihre Ruhestätte
nehmen; hier geht dann das Korn auf, genährt von dem
Dünger der Vögel und dem mancherlei Unrath, der sich daselbst
angehäuft hat, und gibt einem ganz verschiedenen
Baume, der allmählich undankbar die Mutter verschlingt,