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eine Liste der Plätze nieder, welche um Gasaua umher liegen,
nämlich an der Ostseite: Madobi, Mädjirgl*), Kogena na
kai-debü, Körmasa, Korgom, Kantsche, ein ansehnlicher Ort,
wohin Sserki Ibräm, der Statthalter von Sinder, sich zurückzog,
als sein Lehnsherr, der Herrscher von Börnu, ihn züchtigen
wollte; Gumdä, eine halbe Tagereise östlich von Gasaua, mit
einer Menge von Asbenaua; Dembeda oder Dümbidä in geringerer
Entfernung, Schabäli, Babil, Türmern, Ginga, Kandem-
ka, Ssäbö-n-kefi, Sängoni-n-akua, Kürni, Kumauä, Dängudaü.
Nach Westen, wo die Landschaft den Einfällen der Fulbe
oder Fellani mehr ausgesetzt ist, hat sie nur einen einzigen
Ort von Wichtigkeit, Namens Tindükku, welcher Name seine
nahen Beziehungen zu den Tuareg oder wenigstens zum Berberstamm
klar anzudeuten scheint **). Alle diese Orte sollen
Räffa, dem „baba” — dem „Grossen” oder Häuptling — von
Gasaua, untergeben sein; Räffa selbst aber steht wieder in
einer gewissen Lehnsabhängigkeit vom Beherrscher von Marädi.
Etwa um 10 Uhr Morgens erschütterte eine sehr interessante
Bewegung das Lager, welche den nimmer ruhenden
Kampf in diesen Ländern wohl bezeichnete. Ein Trupp von
etwa 40 Reitern, meist wohlberitten, von dem Sserki-n-Gumdä
angeführt und von einem Trupp hoher, schlanker und wohlgebauter
Bogenschützen, die, ihren Lederschurz abgerechnet,
unbekleidet waren, gefolgt, zog durch die Reihen des Lagers.
Es war eine rüstige Heerschaar, und wenn auch in ganz Cen-
tral-Afrika kriegerischer Muth im Ganzen nicht eben die
glänzendste Eigenschaft der Eingeborenen ist, so gehören doch
diese Grenzbewohner sicherlich zu den muthigsten Streitern.
Sie waren jetzt auf dem Wege, sich dem Raubzuge des Für*)
Diesen Ort berührte ich im Jahre 1853 auf meiner Reise von Sinder
nach Katsena, die von grösser Bedeutung für die ganze • Niederlegung meiner
Routen is t, da sie das verbindende Glied zwischen meiner ersten Route und
Sinder bildet.
**) Siehe über die Sylbe ,,tin” das im ersten Theile Gesagte.
sten von Marädi in’s Gebiet der Fellani anzuschliessen. Es
ist Schade, dass es Overweg nicht vergönnt war, seinen Aufenthalt
in Marädi eben zur Zeit der Aufregung, wie diese bunt
zusammengesetzte Heerschaar in’s Land ihrer Todfeinde einfiel,
selbst zu beschreiben. Es würde ein reiches Gemälde
des bewegten und eigenthümliehen Lebens dieser Gegenden
abgegeben haben. Aber durch Schwäche, oder wie sonst, ward
mein Genosse ganz davon abgehalten, je diesen interessanten
Abschnitt auszuarbeiten, und die noch erhaltenen, mit Bleistift
gekritzelten Kladden sind leider in unerfreulichem Zustande.
Jedoch hoffe ich, dass ich noch Zeit und Kraft dazu haben
werde, diese Abschnitte der Wanderung des rüstigen, aber
leider weniger bedachtsamen Forschers zu bearbeiten.
Um Mittag traf die Natronkarawane des Hadj Al Wäli,
die ich in Tessaua gesehp, ein. Sie marschirte in feierlichem
Aufzuge einher; zwei Trommeln begleiteten sie mit ihrer
Musik, und das Ganze bot ein wohlgefälliges Bild des
lebhaften und gemüthlichen Charakters des Haussa- Volkes
dar. Ich machte mich dann auf, um das Innere der
Stadt zu sehn, welche etwa 1 Meile von meinem Zelte entfernt
war.
Da Gasaua oder Gesaua als der südlichste Ort der Ma-
rädi-Göber-Bundesgenossenschaft den Angriffen der zum Iss-
lam übergetretenen Fellani sehr ausgesetzt ist, so hat es keine
offenen. .Vorstädte; ein starker Verhack, von einem tiefen
Graben umgeben, umschliesst das Ganze. Die Stadt bildet
ein fast regelmässiges Viereck mit einem aus Lehm gebauten
Thore an jeder Seite. Dies gibt der ganzen Befestigung
einen regelmässigeren Charakter, abgesehen von der grösseren
Stärke, welche der Stadt durch diese Verkehrung erwächst,
indem jedes Thor etwa 12 Fuss tief ist und ein oberes befestigtes
Stockwerk für etwa 1 Dutzend Bogenschützen hat.
Eine solche Befestigung des Thores nennen die Haussaua
sehr bezeichnend „sänko-n-bimi”, d. i. „Schopf der Stadt.”