scMiessen, dass Kanö eines der glücklichsten Länder der Welt
sein müsse. Und so ist es auch in der That, so weit die Lässigkeit
und Schlaffheit des Fürsten im Stande ist, die Einwohner
gegen die Gelüste der Nachharn, die eben durch den Reichthum
des Landes immer wach gehalten werden, zu vertheidigen.
Ausser mit dem in Kanö gewebten und gefärbten Zeuge wird
auch ein beträchtlicher Handel mit dem in Nyffi verfertigten
Baumwollenzeuge getrieben. Dieser erstreckt sich indess nur
auf den ersten der oben erwähnten Artikel, nämlich die Riga,
das von den Männern getragene schwarze Hemd; denn die
Nyffaüa sind nicht im Stande, Türkedfs oder Raüani’s, wenigstens
nicht zum Export, anzufertigen. Für ihr eigenes Bedürfhiss
scheinen sie, mit Ausnahme desjenigen der reicheren Klassen,
auch in diesen Artikeln genug zu erzeugen. Die von Nyffi
gebrachten Tohen sind entweder schwarz gefärbte baumwollene
von besonderer Grösse oder aus Seide und Baumwolle
gemischte. In Bezug auf die ersteren, welche „glwa” — ,,Ele-
phaütenliemd” — genannt werden, kann ich nicht sagen,
warum die Kanada nicht im Stande sind, sie selbst zu fertigen.
Es scheint aber, dass sie zwar den Türkedfs die schönste
Farbe geben können, jedoch aus einem mir unbekannten
Grunde nicht im Stande sind, dieselbe auf ■ die Riga anzuwenden.
Von der letzteren gemischten Art gibt es mehrere
Sorten: die ,,i'!ga ssüki” mit kleinen Vierecken in Weiss und
Blau, als wäre sic gesprenkelt, und desslialb von den Arabern
„mal” — „Pfeffer” —, von den Tuareg, welche dieselbe, wie
ich früher erwähnt, ganz besonders schätzen und jeder anderen
Sorte vorziehen, „Perlhuhnhemd" — tekütkat- n - tei-
lelt” — genannt. Diese Kleidung, wie das im nachstehenden
Holzschnitt dargestellte Bruststück wohl erkennen lässt, sieht
sehr gut aus, obgleich hier der gesprenkelte Charakter nicht
einmal sichtbar ist, und ich wählte sie daher zu meinem Anzuge,
sobald ich Mittel genug besass, mir diesen Afrikanischen
Schmuck zu verschaffen. Ein gutes Hemd dieser Art kostet
nämlich 18-
bis 20,000 Knrdl.
Dann die „tob lia-
rir”, aus Streifen
von besprenkelter
Färbung, wie die
Filiil, nur mit einem
rothen Streifen;
die „djel-
läba” , rotli und
weiss mit Stickerei
von grüner
Seide. Exemplare
von allen diesen
habe ich mitgebracht
und dem Amte des Auswärtigen abgeliefert*).
Die Hauptartikel der einheimischen Industrie,
welche einen ausgebreiteten Markt finden, sind
neben Bamnwollenzeug namentlich Sandalen.
Diese werden in Ivanö von grösser Nettigkeit
gemacht, aber da sie einen sehr billigen Artikel
bilden (ein Paar der besten Art. welche „täka
ssiVrakT” heisst, kostet nur 200 Kurdi), so steht
ihr Werth natürlich in keinem Verliältniss zu
dem des Bamuwollenzeüges; ich schätze ersteren
*) Unter diesen Beispielen einheimischer Afrikanischer Manufaktur befindet
sieh auch ein gefärbtes, sowie ein ungefärbtes Exemplar der ,,riga tsáraia”,
welche ein hohes Interesse in Anspruch su nehmen scheint, da sie nur Hälfte
aus selbstorxengter, von einer besonderen (im Tamarindenbaum lebenden) Art
Seidenwurm gewonnenen Seide gefertigt ist. — ln England sind überhaupt
schon manche Stücke Afrikanischer Baumwollenxeuge angekommen; natürlich
werden solche Sachen leicht verworfen. So schickte der Vexier von Börnu
mit den Erxengnissen ihrer eigenen Industrie auf mein Ersuchen auch ein
interessantes grosses Stück von einheimischem Tuche der Köana, einer Abtheilung
der Kordrota.