Kornes, sondern selbst Fleisch zu unserer Bewirthung gebracht
wurde. Das ganze Dorf hatte einen wohlhäbigen
Charakter, obwohl, wie ich beim Durchziehen desselben bemerkte,
fast ausschliesslich Negerhirse gebaut wurde. Dennoch
scheint diese Art Korn, wenn ich Hirse in diesen allgemeinen
Namen einsckliessen darf, den Fulhe ursprünglich
so fremd gewesen zu sein, dass sie, so viel mir bekannt,
nicht einmal ein eigenes Wort dafür haben, sondern sich
begnügten, den ihm gegebenen Haussa-Namen „gero” nur
ein wenig abzuwandeln und „geröri” daraus zu machen.
Nicht ein einziger Halm von „beiri” oder Sorghum war zu
sehn. Die Theüerung machte sich hier weniger fühlbar, als
in den nördlichen Bezirken des Landes, und wir waren im
Stande, einen kleinen Vorrath für den Bedarf des.folgenden
Tages einzulegen.
[Donnerstag, 19ten Juni?\ Früh am Morgen brachen wir
auf, an den weit zersprengten Hüttengruppen vorbei und über
das reiche Ackerland von Tschabadjäule hin, das sich auch
auf dieser Seite noch 1 | Meilen weit ausdehnt. Nach nur
geringer Unterbrechung folgen dann zwei Sklavenweiler —
„rümde” —-, die beide einem reichen Pullo Namens Hanüri
gehören. Hier . schien das Land besonders reich zu se in;
dicke Massen von Gebüsch belebten die Umgegend und das
Weideland war mit weiss und violett gestreiften Liliaceen
anmuthig geschmückt.
Bald nahm das Land einen anderen Charakter an und
wir betraten einen waldigen Strich, indem wir zu gleicher Zeit
ansehnlich zu steigen hatten. Es waren die niedrigen, aber
rauhen Vorhöhen, die vom Fusse des Berges Bägele vorspringen;
wie wir hier auf- und niederstiegen, hatte ich Gelegenheit,'
die eigenthümliche, von Nordwest nach Südost gestreckte
inselartige Bergerhebung näher kennen zu'lernen.
Sie schien von hier aus so rauh, dass man kaum begreifen
konnte, wie sie nicht allein in mehreren Dörfern bewohnt
sein, sondern den' Bewohnern auch hinreichenden Vorrath
von Korn liefern könnte.
Die Unterbrechung des Fruchtlandes durch diese waldigen
Vorhügel war jedoch nur von kurzer Dauer und bald folgte
wiederum ein offener wohlbebauter und bevölkerter Bezirk,
wo wir das grosse Dorf Duli zur Seite liessen. Der Boden
war gewellt, und indem wir abwärts und dann wieder aufwärts
■ stiegen, hatten wir bei- dem Dorfe Gürore ein höchst
anmuthiges Landschaftsbild. Das Dorf selbst hat eine höhere
Lage und ist von einer Menge grösser Affenbrodbäume oder
Adansonien („bodödje” vom Sing. „bokki”) umgeben, so dass
es schon an und für sich ein hübsches Bild von Afrikanischem
Leben darbietet; aber die Aussicht, die wir von hier über
das nordwärts nach dem Flusse sanft sich absenkende frische
Wiesenland genossen, war noch anmuthiger. Der Fluss
selbst jedoch, der von hier kaum mehr als 5 Meilen-entfernt
sein kann, war nicht sichtbar, da er von einer sumpfigen
Waldregion verdeckt wird. Gerade am Bägele ist sein Lauf
von hohem Interesse, da er wahrscheinlich hier zwischen
diesem Berge und dem Bengo eine Verengung, erleidet; allem
Anschein nach bespült er den nördlichen Fuss des Bägele,
wenigstens dessen nordwestlichen Ausläufer. Wie wir so
weiter zogen, belebte sich das änmuthige, freundliche Land
mit zahlreichen Viehheerden; Vieh, diese schönste Staffage
jeder Landschaft, hatte bis jetzt gefehlt, und wir hatten uns-
in den Dörfern, die wir passirt, vergeblich danach umgesehn;
denn die Fulbe treiben ihr Vieh oft in grosse Entfernung.
Während wir im Genüsse der vor uns sich entwickelnden
Scene rüstig dahinzogen, trat Mohämmedu plötzlich an mich
heran und zeigte mir mit einem gewissen Gefühle von Stolz
seinen eigenen kleinen Acker „gaschi gonakma”. Er war ein
armer Mann, aber doch Herr von drei Skiaven|B|gein sehr
kleiner Besitz in einem jüngst eroberten und kolonisirten
Lande wie Adamaua, wo Alles auf Sklaverei gegründet ist
B a r th ’s Reisen. I I. _ 7 2