sammelte sich eine Anzahl Eingeborener um uns her und be-
äugelte, in einem Halbkreis niederkauemd, mit grösser Aufmerksamkeit
all mein Gepäck, indem Einer des Anderen Aufmerksamkeit
auf Dinge zog, die eben seine Neugierde erregten.
Ihrer waren wohl 30 bis 40, Alle in ihrer Art bewaffnet, und
Hunderte hätten in einem Augenbbcke zu ihrem Beistände
kommen können. Auch war ihre Gesellschaft keineswegs so
angenehm, als sie unter anderen Umständen hätte gewesen
sein können. Der Grund jedoch, wesshalb sie sich so un-
gastfreundlich gegen mich benahmen, war augenscheinlich,
weil sie mich für einen Offizier des Königs von Bomu hieL
ten, und dieser Gedanke musste weichen,' je mehr sie yon
meinen Sachen und von meinen Sitten sahen. Auch wurden
sie, sobald sie des Zeltes ansichtig wurden, gewahr, dass es
nicht denjenigen ihrer Feinde ähnelte, und dieselbe Bemerkung
mussten sie in Bezug auf den grössten Theil meines Gepäckes
machen. In der That beobachtete ich in vielen Gegenden
des Landes der Schwarzen, dass die zweigetheilte Zeltstange
ein für die Eingeborenen höchst merkwürdiger Gegenstand
war und oft dazu diente, den Christen und seine wunderbare
Gewerbthätigkeit zu charakterisiren. Trotz alledem jedoch
knüpfte ich diesmal kein freundschaftliches Verhältniss mit
diesen Leuten an, aber der theilnehmende Leser wird später
mit Vergnügen gewahren, wie ganz anders sie mich auf
meiner Rückkehr von Fümbinä behandelten.
Während unsere Reisegesellschaft in dumpfem Schweigen
und ein wenig mürrisch und unbehaglich neben meinem Zelte
sass, kam eine Anzahl Fulbe, welche sich längere Zeit in
diesem Grenzgau aufgehalten, um mir einen Besuch abzustatten.
Sie waren ein sehr kleingewachsener Menschenschlag und
hatten ausser in den allgemeinsten Punkten, den kleinen Gesichtszügen,
hoher Stirn, kleinen Händen und Füssen und
schlankem Wüchse, wenig Ähnlichkeit mit ihren stolzen Landsleuten
im Westen; jedoch fand ich später, dass die Fulhe
im östlichen Theil von Adamaua im Allgemeinen von diesem
Schlage sind, während diejenigen in der Nähe der Hauptstadt
ein hei weitem edleres und würdigeres Aussehen haben. Ich
glaube jedoch, dass dies nicht sowohl ein Unterschied des Stammes,
als nur Folge davon ist, dass die Abtheilungen dieser
grossen, allerdings aus den verschiedensten Elementen bestehenden
Eroberungsnation, welche in grösserer Entfernung vom
Sitze der Regierung wohnen und noch fortwährend im Kampfe
für ihr Lehen und ihre leibliche Wohlfahrt begriffen sind,
sich noch nicht von ihrem früheren Zustande demüthiger
Rinderzüchter — „berrorödji” — zu dem stolzen Bewusstsein
von Eroberern und Reformatoren erhoben haben.
Ihre Farbe war, obgleich die verschiedenen Individuen auch
verschiedene Nuancen darstellten, im Allgemeinen nicht die
charakteristische Rhabarberfarbe des Füta-Pullo, noch das
dunkele Schwarz des Toröde, sondern mehr ein grauliches
schmutziges Schwarz, das sich dem von den Franzosen
„Milchchokolade” genannten Tone näherte. Dabei entbehrten
ihre kleinen Züge des ausdrucksvollen Charakters,
welchen der hello, westliche Pullo gemeiniglich besitzt, und
dies ist wahrscheinlich die Folge der einfacheren Lebensweise
dieser Leute, eingeengt zwischen Stämmen, die auf einer
bedeutend niedrigeren Kulturstufe stehn. Alle diese Fulbe
trugen Hemden, aber weit entfernt von jener blendenden
WeisSe, welche ich bei anderen Gelegenheiten als dieser Rasse
eigenthümlich zu erwähnen haben werde; im Gegentheil, was
immer ihre Grundfarbe gewesen sein mochte,, hellblau oder
weiss, insgesammt bedurften sie in hohem Grade der Wäsche.
Allerdings waren diese Leute auf der Reise und hatten
wohl keine Seife mitgenommen, die im Allgemeinen in jedem
guten Haushalt eines Pullo fabricirt wird.
Immerhin hätten diese einfachen Besucher überaus interessante
Gesellschafter sein können, wenn wir im Stande gewesen
wären, uns gegenseitig zu verständigen, aber da sie