obwohl sie zahlreich genug waren, um sich gegen uns zu
vertheidigen. Wir ritten nun weiter und erreichten eine andere
Bucht Namens Mellelä, von wo aus wir uns nach Westen
wandten und etwa in 1 Stunde, theils durch Wasser, theils
über eine grasige Ebene reitend, Maduäri erreichten.
Maduäri war damals ein leerer Klang für mich, ein bedeutungsloser
Name, gerade wie der Name so vieler anderer
Orte, welche ich auf meinen Wanderungen berührte. Es sollte
aher für die Expedition ein denkwürdiger Platz werden, an
welchen sich manche ernste Erinnerung knüpfte; es sollte
die Grabstätte eines anderen weissen Mannes werden und
sich so Nghurutua an die Seite stellen.
Als ich das Dorf zuerst betrat, von der Seite des See’s- aus,
machte es einen sehr angenehmen Eindruck auf mich, da es
ein unverkennbares Bild einer gewissen Wohlhabenheit und
Behaglichkeit gewährte und, anstatt dicht zusammengebaut
zu sein, in 11 oder 12 getrennten Gruppen von Hütten
auseinander lag, welche durch einen reichen Überfluss von
Koma- und Blto-Bäumen beschattet wurden. Hier führte
mich mein Begleiter Kaschella Kötoko in das Haus Fügo
Mi’s oder, wie er zuweilen volksthümlich genannt wird, Püfo
Ali’s. —-Es war das Haus, in welchem Herr Overweg H Jahre
später sterben sollte, während Fügo rAli selbst, der damals
zuerst mit mir Freundschaft schloss, nachher meinen Gefährten
auf seiner interessanten Fahrt rund um die Inseln
des See’s begleitete und unser Haus fast wöchentlich besuchte,
als ein Opfer der Revolution im Jahre 1854 fallen
sollte. Wie anders war damals mein Empfang, als ich ihn
auf meinem ersten Ausfluge nach dem See zuerst in seinem
Hause antraf, im Vergleich zu dem, als ich mit Herrn Dr.
Vogel Anfangs des Jahres 1855 eben wieder jene befreundete
Stätte besuchte und Fügo 'Ali’s verwaiste Frau in heisse
Thränen ausbrach, den Zahn der Zeit, den Tod ihres Gatten
und den meines Gefährten beklagend!
Das Dorf gefiel mir so wohl, dass ich einen langen Spaziergang
rund um die verschiedenen Gruppen machte, ehe ich
mich zur Ruhe niederliess, und nachdem ich höchst glänzend
mit Geflügel, vortrefflichen Fischen und einem Schaafshraten
bewirthet worden war, verbrachte ich den Abend in sehr
angenehmer Unterhaltung mit meinen schwarzen Freunden.
Die Einwohner aller dieser Dörfer sind Kanembü, die zu dem
oben in der Geschichte Bornu’s erwähnten Stamme der Ssu-
gurti gehören, die in früherer Zeit inKänem ansässig waren,
bis sie durch die gänzliche Verheerung jenes Landes gezwungen
wurden, ihre Heimath zu verlassen und sich in diese Gegenden
zurückzuziehen, die damals aus Furcht vor den Büd-
duma unbewohnt waren. Hier haben sie im Ganzen die gewöhnliche
Kleidung der Kanöri angenommen und nur sehr
Wenige von ihnen lassen sich gegenwärtig in ihrer eigen-
thümlichen Nationaltracht sehn, deren grösste Zierde der
Kopfschmuck ist, während der Leib selbst, abgesehen von
einem eng anschliessenden ledernen Schurz — funö ” —,
nackt ist. Dies ist'-eine bemerkenswerthe Erscheinung, die
fast in Bezug auf alle barbarischen Stämme volle Gültigkeit
zu haben scheint. Die ursprüngliche Kopfzierde der Ssugürti,
das heisst der Hauptleute des Stammes, besteht in vier verschiedenen
Artikeln: erstlich der Mütze — „djöka” —, steif
und nach oben sich erweiternd; um diesen oberen breiten
Theii ist eine Binde — „ariäbu” („aliäfu”)— gebunden, die aus
Gähagä zusammengenäht ist. Von der Mitte der Falten dieser
Kopfbinde, gerade über der Stim, steht ein kleines Stück
rothen Tuches, desshalb „müllefu” genannt, vor, wie es scheint,
durch ein von hinten daran genähtes Stück Leder gesteift.
Rund um den Wirbel nun reiht sich, von der Kopf binde getragen,
ein Kranz kleiner, bis zu einer Höhe von 8 Zoll
emporstehender Röhrchen. Das ist die wahrhaft fürstliche
Krone des vornehmen Ssugurti. Um seinen Nacken trägt er
eine enge Reihe weisser Perlen — „kulülu” — und darunter,