Mohammeds, der Tunesier und der Gatroner, mit den Ka-
meelen direkt nach dem Lagerplatze zogen, folgte ich dem
treuen, energischen Gadjere nach dem Dorfe, um das Pferd
zu -tränken; denn obwohl ich nachher einen meiner Leute
hätte schicken können, zog ich es doch vor, die Gelegenheit,
das Innere des Dorfes zu sehn, nicht vorübergehn zu lassen.
Gosenäkko ist von beträchtlicher Grösse und besteht aus
Stadt und Vorstädten; die erstere ist mit einem Keffi,
dichtem Verhau starker Baumstämme, umgehen, wogegen die
Vorstädte ohne weitere Umzäunung oder Bollwerk sich rund
umher ziehen. Da es etwa 2J Uhr Nachmittags war, über-
liessen sich die Bewohner noch der friedlichen Buhe, und der
Brunnen war unserer Verfügung ganz überlassen; später war
ich genöthigt, das Wasser zu bezahlen. Wir folgten darauf der
Karawane, welche sich östlich unweit vom Dorfe auf Stoppelfeldern
gelagert hatte. Diese, belebt von einer grossen
Anzahl Dümpalmen und einer Menge anderer Bäume, boten
einen höchst angenehmen offenen Platz für unsere kleine
Händlerarmee dar, welche, auf einen längeren Aufenthalt
von vielleicht 2 oder 3 Tagen sich vorbereitend, ihren Lagerplatz
in mehr systematischer Weise anordnete. Jede Abtheilung
legte daher die „täkrufa” — Strohsäcke, welche das
ihnen gehörige Salz enthielten — so zusammen, dass sie eine
nur mit einer Öffnung nach vorn versehene Umschliessung
in Gestalt eines länglichen Hufeisens bildeten, in dessen Einbiegung
sie ihre kleinen, weniger schweren Habseligkeiten
packen und seihst ihr Nachtlager nehmen konnten. Um
diese Salzlager aber von der Bückseite zu schützen, wurde
hier ein leichter Verhack von Maisrohr errichtet. Da wir
nämlich jetzt das Land offener Bäuher und Freibeuter mit
einem Lande.voll Diebsgesindel vertauscht, hatten wir zwar
keinen offenen Angriff mehr, wohl aber um so mehr heimliche
diebische Versuche bei Nacht zu fürchten.
Kaum hatten sich die Leute behaglich eingerichtet, als ihr
Appetit durch das laute marktschreierische Feilbieten aller
Arten von Delikatessen des Landes, mit welchen eine grosse
Anzahl Weiber aus dem Dorfe zum Verkauf erschienen, rege
gemacht wurde. In der That hielt den ganzen Abend eine
unharmonische Jahrmarkts-Symphonie an, zu der die Worte
„nöno” (saure Milch), „mai” (Butter), „dodoa’f (der schon oben
erwähnte vegetabilische braune Kuchen), „küka” (die jungen
Blätter der Adansonia digitata, aus welchen eine Brühe gekocht
wird, die man zum Fleisch oder dem „tüo” geniesst) und
„yäro da däria” den Befrain bildeten. Der letztere Name
ist in der That für die heitere Gemüthsant des Haussa-Vol-
kes sehr bezeichnend und charakteristisch; denn seine wörtliche
Bedeutung ist „der lachende Junge” oder „der Junge
zum Lachen”. . Dies, ist der Name, den sie hier der süssen
Erdmandel gehen, die, wenn leicht in der Asche geröstet,
allerdings eine der grössten Delikatessen des Landes ist. Ich
fand es bemerkenswerth, das heisst, von meiner nachmals erlangten
Erfahrung aus, dass kein „tüo”, welches den gewöhnlichen
Teig oder Hirsenpudding bezeichnet und die gewöhnliche
Nahrung der Eingeborenen ausmacht, feilgeboten ward.
Man muss jedoch bedenken, dass die Leute von Asben sich
sehr wenig aus einer warmen Abendmahlzeit machen und
nichts mehr lieben, als „füra” (Hirsenwasser) und den
Hirsen („gero” ; Pennisetwm typho'ideum) in seinem rohen Zustande,
nur ein wenig im Mörser gestampft. Die Araber
schreiben in der That diesem Umstande die ungeheuere Masse
von Ungeziefer zu, mit welchem die Kel-owl, selbst die angesehensten
Männer unter ihnen, bedeckt sind.
Kehren wir wieder nach Gosenäkko zurück. Ich will den
Notizen meines heutigen Tagebuches nur noch hinzufügen,
dass es mir zu meinem grossen Bedauern unmöglich war,
etwas Geflügel zur Abendmahlzeit zu erlangen. Das Aufziehen
von Hühnern scheint in diesem Dorfe nur in sehr
geringer Ausdehnung betrieben zu werden, obgleich sie in