Die Stadt Betschi ist für Jemand, der einige Aufmerksamkeit
auf die inneren Zustände in diesem Lande verwendet,
sehr bemerkenswert!!; sie gehört nämlich theilweise dem
Tuareg-Stamme der I-te-ssan, deren Bügadje oder Büsaue hier
leben und für ihre Herren die umliegenden Felder behauen.
So begegnet man den Tuareg überall, nicht allein gelegentlich
als Kaufleuten, sondern seihst ansässig und als Grund-
eigenthümem.
Die Stadt hat nur e in Thor; ein grösser Theil der Hütten
ist von der oben beschriebenen Art, unten Thon, ohenBohrwerk.
Hinter der Stadt ist das Land weniger gut angebaut. Hier
war es meist mit Göndabüschen bewachsen, welche eine sehr
schmackhafte Frucht liefern, die die Grösse einer Pfirsiche und
die gelbe Farbe der Aprikose hat. Jedenfalls hat sie einige
Ähnlichkeit mit der Fracht des Flaschenbaumes, während die
Eingeborenen diesen wilden Busch wunderbarerweise in die engste
Namensverbindung mit der Carica Papaya gesetzt haben.
Diese Eigenthümlichkeit aber erklärt sich wahrscheinlich auf
die Weise, dass sie die Carica, die entschieden eingeführt ist,
ihrer herrlichen Fracht wegen nur mit der bekannten Gönda
zu vergleichen wussten, die auch so schöne wohlschmeckende
Früchte liefert, und sie daher die Egyptische Gönda — „gönda-
n-Massr” ■— oder die häusliche, zahme Gönda — „gönda-n-
glda” — nannten. Ich möchte wohl jeden Reisenden in diesen
Gegenden auf die schöne Frucht der wilden Gönda
— „gönda-n-dädji” — aufmerksam machen, da sie bei langem
Tagesmarsch die schönste Erquickung gewährt. Der Busch
ist in den meisten Gegenden sehr gewöhnlich, m den flachen
Thonebenen des eigentlichen Bömu’s aber kommt er, so viel
ich weiss, nicht vor; die Fracht reift während der Regenzeit
und ist doch während mehrerer Monate zu finden.
Hinter dem kleinen Marktplatze von Buddümme begegne-
ten wir den ersten Zügen von Kameelen des AM, mit dem
wir gekommen waren. Sie waren nun ihrer kostbaren Salzr
Die Stadt Betschi; die Gdnda-Fmcht 109
last enthoben, die sie auf dem Markte von Kanö zurückgelassen,
und kehrten jetzt von dort zurück, um günstigere und
sicherere Weidestätten aufzusuchen, wo sie ihre Kräfte wieder
herstellen könnten, während ihre Herren in der Hauptstadt
verweilten. Die Treiber bestätigten die Nachricht, welche
uns schon zu Ohren gekommen war, dass nämlich unser
Beschützer Eleidji, der Führer des AM, noch nicht in der
Stadt angekommen sei. Auch er hat ein grosses Besitzthum
oder Gut mit einer Menge von Sklaven hei Kasaure und war,
nachdem er sich in Kätsena von mir getrennt, dorthin gegangen,
um seine Angelegenheiten zu ordnen.
Die Gegend nahm nun wieder einen heiteren Charakter an;
wir passirten mehrere Dörfer und seihst eine ,,marina” oder
Färberei. Der Pfad war sehr belebt. Beinahe alle Leute,
die uns begegneten, grüssten auf’s Freundlichste und mit einnehmender
Gemüthlichkeit; namentlich ergötzte mich der
Gruss: „härka, ssanü ssanü, hm! hm!” — „Segen über euch!
gemach, gemach, ei! ei!” — Aber wer vermöchte die vielseitige
schöne Bedeutung des Wortes „ssanü” wiederzugehen,
wie es Geduld und Hoffnung zugleich ausspricht, ein Trostwort
im Unglücke, ein zur Demuth ermahnendes Wort im
Glücke! Nur wenige stolze Féllani, ihren westlichen Brüdern
sehr wenig ähnlich, gingen ohne Gruss an uns vorüber. Die
Dorfschaften hier sind auf die anmutliigste und behaglichste
Weise in einzelnen Gehöften und Hütten umher zerstreut, wie.
es stets hei ackerbautreibenden Dörfern der Fall sein sollte,
aber freilich nur bei einem Zustande von bedeutender Sicherheit
und Ruhe möglich sein kann. Die Namen dieser Ortschaften
sind demgemäss alle in der Pluralform ausgedrückt,
wie Tarauraúa, Djimbedaúa, Bagdaúa. Eine Märina von beträchtlicher
Ausdehnung, mit zwanzig Farbetöpfen, hei Djimbedaúa
gab den Beweis von bedeutender Industrie; an demselben
Orte wurde auch ein kleiner Markt von den Frauen
des Bezirkes gehalten.