nauigkeit, während wir die grosse Entfernung, in welcher sich
der Berichterstatter in Tripoli befand, in Anschlag bringen
müssen.
Es ist iudess durchaus nicht meine Absicht, unsere Chronik
von jedem möglichen Irrthum freizusprechen, im Gegentheil,
ein Fehler von einem oder zwei Jahren war in einzelnen Fällen
ganz unvermeidlich, weil die Dauer der Regierungszeit
meist nach vollen Jahren gegeben ist und die Dauer einer
offenbar sehr kurzen Regierung, derjenigen des blutdürstigen
43sten Königs, ausgefallen ist. So will ich durchaus nicht
bestimmt behaupten, dass der oben erwähnte EdrTss gerade
im Jahre 753 seine Regierung antrat; es mag 752 gewesen
sein, oder selbst 751 — einen grösseren Irrthum gebe ich
aber nicht zu. Ich wollte nur zeigen, dass der Charakter
der Chronik im Allgemeinen, so trocken und unfruchtbar sie
auch ist, die grössten Ansprüche auf Glaubwürdigkeit hat
und dass die folgende chronologische Tabelle mehr als ein
Mäkrchen ist. Ehe ich sie aber mittheile, halte ich es für
zweckmässig, einige allgemeine Bemerkungen über die charakteristischsten
Züge der Geschichte Bornu’s vorauszuschicken.
Zuerst habe ich über den Ursprung der Ssaefua oder Dü-
gua zu sprechen. Schon oben haben wir gesehn, dass die
eigene Chronologie des Bornu-Volkes, wenn wir von offenbarem
Unsinn absehn, uns in der Geschichte des Reiches nicht
weiter herabführt , als bis zu der letzten Hälfte des neunten
Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Es braucht demnach
nicht weiter untersucht zu werden, ob Ssaef wirklich der Sohn
des berühmten Dhu-Yasan gewesen, und ob er identisch sei
mit Ssaef Dhu-Yasan, dem letzten einheimischen Herrscher
des Himyaritischen Königreichs, welcher seine Thronbesteigung
in dem berühmten Schlosse Gumdän feierte und mit
Hilfe des Chosru Parvis Yeman von der Herrschaft der Abys-
sinier befreite. Ich gestehe offen, dass ich, während Ibrahim,
der gelegentlich mit dem Titel „Vater des Königs” aufgeführt
zu werden scheint, sich mir als einen wirklich historischen
Charakter bewahrheitet, es für sehr zweifelhaft halte,
ob Ssaef nicht blos eine erdichtete Persönlichkeit sei, welche
in das Geschlechtsregister eingeführt wurde, um es überhaupt
mit Yeman in Verbindung setzen zu können. In einem kurzen
Verzeichniss der Könige von Bornu, das ich besitze,
sind in der That mehrere Fürsten vor Ssaef erwähnt, deren
Namen, wie Fitirmi, Hälar Ssukayämi, Halärmi, Bunümi, Ri-
sälmi, Mairlmi, einen ganz heimischen Charakter haben —
lauter wahre Kanöri-Namen mit Ausnahme des letzteren, der
zur Haussa-Sprache gehört. Allerdings bezweifle ich keineswegs,
wie der Leser im Verfolg meiner Forschungen sehn
wird, dass ein gewisser Zusammenhang zwischen der Königsfamilie
von Bornu und dem Himyaritisch-Kuschitischen Stamme
vorhanden ist, aber ich bezweifle eine unmittelbare Abkunft
derselben von der Himyaritischen Königsfamilie.
Wie dem nun auch sei, so glaube ich doch, dass Leo Afri-
canus*), welcher für allgemeine Verhältnisse eine sehr gute
Autorität ist, Recht hat, wenn er angibt, dass die Bomu-
Könige von dem Libyschen Stamme der Bardöa ihre Abkunft
herschrieben; derselbe Stamm ist auch von Makrisi als
Berdoa erwähnt **). Es scheint mir ein ethnologischer Zusammenhang
zwischen den Namen Bernu oder Bornu, Borgu
oder Burgu, Berdoa, Berdäma, Berauni und Berber vorhanden
zu sein. Es kann kaum zweifelhaft sein, dass diese
Berdoa den Teda oder Tebu nicht näher standen, als den
eigentlichen Berbern oder Maslgh. Sultan Bello sagt in der
Einleitung zu seiner Geschichte der Eroberungen der Fulbe
ganz ausdrücklich, dass die Bornu-Dynastie Berberischen
*) Leo Africanus, 1. VI, c. 58 et c. 63, 1. VII. c. 15.
**) Es scheint mir klar, dass dieser Stamm, die Berdoa, die von Leo als
..eine der fünf Abtheilungen der Wüsten-Berber angesehn werden, von Makrisi
unter dem Namen „Saghäi” verstanden werden, einem Namen, der gewiss mit
dem der Soghaua, Sorhaua, zusamraenhängt, aber nicht mit ihm identisch ist.