herzlichen Abschied genommen hatte, folgte ich meinen Ka-
meelen und — meinem guten Glück. Es war das erste Mal
auf dieser Eeise, dass ich ganz allein eine längere Wanderung
unternahm, und ich war hocherfreut über meine unabhängige
Lage, mich ganz allein meinem freien Willen überlassen
zu können, so sehr ich auch natürlich gewünscht hätte,
noch ein paar tüchtige Leute bei mir zu haben.
Die Landschaft auf der Ostseite der Stadt Gümmel hat
einen sehr todten, melancholischen Charakter, wenigstens zu
dieser Jahreszeit, und bildet den stärksten Gegensatz zu dem
glänzenden, heiteren Landschaftsgemälde, welches die Umgegend
yon Kanö zeigt. Demungeachtet scheint das Land
stark bewohnt zu sein, und wir Messen mehrere Ortschaften
zur Seite, deren einige von bedeutender Grösse waren, sowie
auch mit niedrigen Erdwällen und Gräben umgehen. Die
Wohnungen mit ihren Hofräumen, namenthch in der Stadt,
die wir zuerst 'passirten und welche Kadangare heisst (d. i.
„die Eidechse”, in der Haussa-Sprache), waren gross und
geräumig. Wir hatten hier Schwierigkeit, unsere Pferde zu
tränken und einen Schlauch mit Wasser zu füllen; wie viel
peinlicher muss nun erst die Dürre in dieser Gegend etwas
später in der Jahreszeit fühlbar sein!
Bäume von höherem, reicherem Wüchse wurden immer
seltener, aber das Land bheh gut bewohnt. Nach 10 Uhr,
und zwar in der Nähe der kleinen, ebenfalls von einem Erdwall
umgebenen Stadt Gö-ssua, kamen wir an einen kleinen,
vielleicht 30 Buden umfassenden Marktplatz, wo jeden Sonntag
Markt gehalten wird. Der Flecken war eben nicht sehr
dicht bewohnt und namentlich in der nordöstlichen Ecke des
Inneren zeigten sich grosse freie Plätze. Hinter diesem Orte
aber wurde die Gegend baumreicher und wir passirten dann
ein grosses Dorf Namens Garedji, wo ein nach Meimägariä
führender Pfad sich abzweigt; dies ist die Strasse, welche
die Karawanen meist nehmen,
Die Bevölkerung aller dieser Orte ist gemischt; Bomu-
oder vielmehr Manga- und Haussa-Volk lebt durch einander.
Aber so wie die Namen fast aller Orte der letzteren Sprache
angehören, so kann man auch hei der Bevölkerung manche
Eigenthümlichkeiten beobachten, welche das Haussa-Volk cha-
rakterisiren.
So wenig anregend nun auch der ganze Charakter der Gegend
war, so theilte sie doch durch den Anblick kleiner
Kornmagazine von der Art, wie ich sie früher beschrieben
habe, die ohne allen Schutz, dem EhrMchkeitsgefühl Einheimischer
wie Fremder überlassen, in der Nähe einiger Dörfer
zerstreut umher lagen, eine Empfindung friedHcher Ruhe und
Sicherheit mit. Der Bewohner dieser Gegenden sucht auf
diese Weise das Theuerste, was er hat, einen kleinen Vorrath
an Korn, vor Feuersgefahr zu bewahren, aber im gebildeten
Europa würde ihm ein solches Verfahren schlecht
bekommen und er möchte leicht einmal seinen kleinen Schober
ausgeplündert finden. Nachdem wir den leeren Marktplatz
des kleinen ummauerten Städtchens Käbbori zur Seite
gelassen hatten, bedeckte sich die Oberfläche des Bodens auf
eine weite Strecke ganz mit Bittergurken, die eben zur Reife
gelangt waren.
Etwa 1£ Meilen weiterhin nahmen wir unser Quartier in
Bensäri, einem schon zur Provinz Mäscbena gehörigen Ort.
Wir wurden hier vom Ghaladlma gut empfangen und gast-
freundMch behandelt. Die Stadt wird durch einen geräumigen
Platz in zwei Theile getlieilt; auf diesem Platze ist
der Hauptbrunnen, welcher beinahe die ganze Bevölkerung
versorgt. Seine Tiefe ist bedeutend, nämlich über 20 Faden.
Wir füllten hier, ehe wir am nächsten Morgen unseren
Marsch fortsetzten, einen Schlauch mit Wasser.
[Dienstag, f#*® März^\ Kaum hatten wir Bensäri hinter
uns, als der Schall von entfernten Trommeln und Gesang in
mein Ohr drang, und ich erfuhr auf mein Nachfragen, dass
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