stand der Bildung unter diesen fern entlegenen Moslemin näher
zu beobachten, aber dennoch fand ich schon auf meiner
Durchreise wenigstens das Lesen des Kurans und einiger anderer
Hauptbücher des Isslam und eine ganz hübsche Kennt-
niss der Arabischen Schriftsprache hei den Vornehmeren unter
ihnen. Natürlich existiren hier keine Schulen, aber es
gibt doch in den grösseren Ortschaften stets einen gelehrteren
Mann, an den sich junge Leute, die nach weiterer Kenntniss
streben, als dem blossen Herleiern einzelner Gebete, wenden,
um bei ihm zu lesen, und je grösser der Mangel an anderen
Büchern ist, desto lebendiger ist natürlich die Erfassung
des einen ihnen zugänglichen Buches, dessen grossartige poetische
Sprache sie in ihren Wildnissen um so tiefer ergreift.
Hier träumen sie an den Ufern des Benue und Färo, des
mäyo Nelbi, mäyo Kebbi, und wie alle die vielen Zuflüsse'
heissen, von dem heiligen Hause in Mekka und schauen mit
Verachtung auf die nackten, schon durch ihre dunklere Hautfarbe
und ihre mehr thierischen Züge von ihnen geschiedenen
Eingeborenen hinab.
Die Nahrung der Fulbe ist einfach, wie ihre Kleidung; sie
haben wenig Bedürfnisse, und hier in Adamaua scheint die
grosse Leichtigkeit des Erwerbes von Sklavinnen noch nicht
ihre Sitten beeinträchtigt zu haben, sondern patriarchalisches
Familienleben ist durchaus noch vorwaltend. Es ist
interessant, zu beobachten, wie in diesen Ländern die eingeborenen
halbnackten Heiden mit Leidenschaft dem Genüsse
des Tabakes und der berauschenden Gia ergeben sind,
während die gebildeteren Eroberer sich beider Genüsse enthalten.
Welch’ ein Gegensatz gegen so viele andere Gegenden,
wo der Verkehr mit Europäern nichts .Anderes zur Folge
gehabt hat, als die Eingeborenen an die Pfeife und Branntweinflasche
zu gewöhnen!
i Nachdem ich diese wenigen Bemerkungen über die Besitznahme
des Landes durch die Fulbe mitgetheilt habe, die durch
die im Anhänge folgenden Itinerarien noch eine besondere Beleuchtung
erhalten werden, gebe ich nun ein trockenes Verzeichniss
der Namen der eingeborenen Stämme, über welche
sie ihre Herrschaft ausgedehnt haben; denn um ein lebendiges
Bild dieser Völkergruppe zu entwerfen, müsste man einen
längeren Aufenthalt im Lande machen, als mir zu Theil wurde.
Der zahlreichste unter den eingeborenen Stämmen ist, wie
ich schon oben bemerkt habe, derjenige der Bätta. Der vornehmste
Häuptling derselben, Kokomi, der wahrscheinlich der
gleichnamigen Ortschaft ihren Namen gegeben hat, war vor
der Erhebung der Fulbe der mächtigste Herrscher im Lande,
und der einheimische Gesammtname Fümbina scheint von diesem
Stamme ausgegangen zu sein. Die Bätta sind in mehrere
grössere und kleinere Stämme getheilt, die zum Theil
auch abweichende Dialekte reden; sie sind der \ ölkerschaft
der Marghl nahe verwandt und zeichnen sich wie jene durch
schönen, regelmässigen Körperbau, nur wenig aufgeworfene Lippen
und überhaupt durch Kegelmässigkeit ihrer Züge aus;
aber es fiel mir auf, dass ich unter ihnen nicht jene röth-
liche Schattirung bemerkte, die bei den Marghl meine Aufmerksamkeit
so stark erregt hatte. Allerdings beschränkte
sich jedoch meine Beobachtung nur auf einen kleinen Kreis.
Folgende Distrikte*)' und Ortschaften sind Ansiedelungen
der Bätta: Ssong, der oben erwähnte Distrikt, dessen Hauptort
jetzt allerdings schon Mittelpunkt einer kleinen Pullo-
Herrschaft geworden ist; Dernssa, ein. wie. es scheint, ziemlich
ausgedehnter, auf der nördlichen Seite des Benue gelegener
Distrikt, dessen östlicher Theil mit den beiden überaus
malerischen Dorfschaften Demssa-Pöha und Demssa-Me-
ssu von den Fulbe unterjocht ist und von mir auf meiner
Rückreise berührt wurde. Die Bewohner dieses rauhen Di