lern frischen Grase bewachsen. Nachdem wir das Strombett
wiederholt durchschnitten, erstiegen wir sein steiles östliches
Ufer, das an einigen Stellen regelmässige Schichten von Sandstein
zeigte. Hier passirten wir eine kleine Färberei mit zwei
oder drei Farbetöpfen; am Fusse des Ufers waren mehrere
kleine mit Indigo bepflanzte Stellen zu sehn. Eine lebhafte
Scene zeigte sich am Brunnen, um welchen Menschen und
Rindvieh rings umher gruppirt waren. Nach allen Richtungen
hin erblickte man Dörfer, und einzelne zerstreute Hütten
gaben den besten Beweis eines Zustandes grösser Sicherheit.
Die Kornfelder waren höchst angenehm durch mit wilder
Gonda bewachsene Strecken unterbrochen. Die Gonda ist ein
Busch, der eine köstliche Frucht von der Grösse einer Pfirsiche
und von feinstem Geschmack trägt.
Die Landschaft, durch welche wir zogen, war so interessant
und meine Unterhaltung mit dem Haussa-Mallem über
die Feldarbeiten so belebt, dass wir eine gute Strecke zurückgelegt
hatten, fast ohne es zu bemerken. Als es dunkel
ward, nahmen wir imser Quartier in einem Orte Namens
Pälamarl*); unser Abend verstrich aber weniger angenehm,
als unser Nachmittagsritt gewesen war, indem sich im nächsten
Gehöft ein widerwärtiger Streit zwischen Mann und
Frau erhob, in den sich ein Chor alter Weiber aus der
Nachbarschaft hineinmischte.
[Donnerstag, 5*en JUm.\ Indem wir, unseren Marsch fortsetzend,
durch das Dorf ritten, bemerkte ich, dass die Hofräume
ungewöhnlich gross und die Hütten sehr geräumig
waren. Aus dem Umstande, dass ich nicht eine einzige
Bängohütte sab, das heisst eine Hütte mit Lehmmauem,
glaubte ich den Schluss ziehen zu dürfen, dass die Einwohner
hinter ihren leichten Rohrwänden Schutz genug finden
*) Man könnte meinen, dass es Billamari wäre, aber das ist nicht der Pall;
jedoch ist mir die Bedentnng von „pälama” nicht bekannt.
müssen, und dass hier also in der Regenzeit die Wassermenge
nur sehr mässig sein könne.
Kaum hatten wir die engen Gässchen des Dorfes hinter
uns, als ich durch den ersten Blick auf die äussersten Vorposten
der Gebirgsregion erfreut wurde. Es war der Berg
Del&debä oder Daläntubä, welcher im Süden sich erhob und
dessen Anblick mein Herz mit frohen Hoffnungen erfüllte,
nicht unähnlich denen, welche ich empfand, als ich im Jahre
1840 auf meiner ersten grösseren Reise vom Dorfe Semling,
unweit München, einen Fernblick auf die Tiroler Alpen
gewann.
Unser Marsch war indessen nur eine Täuschung; denn wir
waren noch nicht einmal eine Stunde auf dem Wege, als Bil-
lama den Pfad verliess und unseren Reisezug in das Dorf Fögo
Mosäri hineinlenkte. Der Grund davon war, dass heute, als
am Donnerstag, in dem benachbarten Orte Udje Ka-ssükulä
der grosse Markt gehalten wurde, und es war für mehrere
Mitglieder unserer Gesellschaft unumgänglich nothwendig, diesen
Markt zu besuchen oder, wie sie sagten, zu „essen”.
Ich blieb indess nicht lange müssig in unserem Quartier
liegen; denn, obwohl bequem, war es doch sehr schwül und
hatte einen überaus labyrinthischen Charakter, indem es aus
mehreren einzelnen Hofräumen bestand, die mit hohem Mattenwerk
umgeben und durch gewundene, ähnlich eingeschlossene
Gänge mit einander verbunden waren. Nach einer kurzen
Rast bestieg ich wiederum mein Pferd und ritt mit Bil-
lama und Bü-Säd nach der 2 Meilen entfernten Marktstadt.
Unterwegs hatten wir einen seichten Arm des Komadugu zu
passiren; er war mit Graswuchs bedeckt und bot ü eine geschäftige
Scene des Lebens dar.
Der Markt war schon ziemlich lebhaft und entsprach der
Bedeutung, die ihm von den Anwohnern beigelegt wird. Er
wird jeden. Donnerstag und Sonntag gehalten und nicht
nur von Leuten aus Kükaua, sondern sogar von Bewohnern