seinen Willen zurückgehalten worden war; allerdings hatte
ich ihm ein Pferd gegeben, aber das hatte er wohl für seine
Mühe verdient. Ibrahlma erzählte mir, dass mir Katöri bis
Yebboreö nachgekommen sei, in der Meinung, dass ich
dort die Nacht zubringen würde, dass ihm aber Loel nicht
gestattet hätte, mir weiter zu folgen.
Ehe ich am Nachmittag Ribäö yerliess, machte ich unserer
Wirthin, der Frau des Ardo, in Anerkennung ihrer
uns zweimal bewiesenen Gastfreundschaft ein Paar Geschenke,
die sie mit Dank annahm; sie war übrigens eine
sittsam äussehende Frau von mittleren Jahren und anständig,
aber einfach gekleidet. Dann traten wir unseren Marsch
an, nahmen aber zu meiner nicht geringen Verwunderung schon
nach wenigen Meilen wieder Quartier im Dorfe Dulö, das
ich auch auf der Hinreise erwähnt habe. Hier empfing uns
der Hausherr, der vor wenigen Tagen seiner Stelle als Amtmann
entsetzt worden war, e r st. etwas unfreundlich, wies
mir dann aber eine prächtige Hütte an, wo die grosse Trommel
— „ganga” — als das Symbol seiner früheren Amtswürde
noch an der Wand hing. Ich befand mich sehr unwohl
und bedurfte der Ruhe; mein Kopf war so erhitzt,
dass ich ihn stets nass halten und mir alle Speise versagen
musste. .
[Donnerstag, 26*ten Junii] Ich wachte mit der Überzeugung
auf, dass wir heute sicherlich den Benue passiren
würden, aber wie um den Herrn von Adamaua zu verspotten,
wünschte Bülama, s o . langsam als möglich vorwärts zu
rücken, und brachte uns in unser wohlbekanntes Quartier zu
Tschabadjäure. Jedoch war dieses langsame Vorrucken gewiss
besser für mich, da ich heute die Krisis erreicht hatte
und mich über alle Maassen schwach fühlte, so dass ich
mich nicht einen Augenblick auf den Füssen erhalten konnte.
Indem ich daher den ganzen Nachmittag hindurch Quinin
nahm, stärkte ich mich für die Anstrengung des folgenden .
Tages, wo wir uns nach einem Marsch von 5 Meilen zum
zweiten Male am Taepe befanden.
[Freitag, 27sten Juni.] Der Färo hatte in der Zwischenzeit
(seit dem 18*™ Juni) nur wenig mehr als 20 Zoll zugenommen,
das heisst 2^ Zoll den Tag, aber dennoch hatten
wir bei seiner Passage grosse Schwierigkeit. Einen oder
zwei Tage später wäre er bei seiner gewaltigen Strömung
ohne Boot nicht mehr zu passiren gewesen, während die geringe
Tiefe des Wassers bis auf ansehnliche Entfernung
vom Ufer das Einschiffen sehr erschweren musste. Der Benue
war in stärkerem Grade gewachsen. Natürlich nimmt
das Anschwellen beider Ströme im Juli, wo die Regenzeit in
ihrer vollen Kraft ist, in viel höherem Maasse zu. Das sandige
Ufer der Landspitze stand fast völlig unter Wasser und
dasselbe war der Fall mit unserem früheren Einschiffungspunkt
in dem kleinen Einschnitt am nördlichen Ufer des Benue,
so dass ich gezwungen war, das steile Ufer hinanzukriechen,
was mir unendliche Mühe kostete.
Um die Anstrengung des Tagemarsches und die brennende
Hitze der Sonne ertragen zu können, nahm ich den ganzen
Tag über ununterbrochen Quinin und war froh, als wir am
Abend Ssulleri erreichten, wo wir zu meinem nicht geringen
Erstaunen diesmal überaus wohl aufgenommen wurden. Wirklich
ging die gastfreundschaftliche Gesinnung des Amtmannes
so weit, dass er mir am folgenden Tage nicht erlauben
wollte, meinen Marsch fortzusetzen, obgleich meine Kameele
schon beladen waren und wiewohl uns ein reiner schöner Morgen
zum Marsche einlud. Nach vielem Widerstreben musste
ich am Ende auch- seinen Bitten nachgeben, indem ich nur
die Bedingung machte, dass er mir ein angenehmes Schattenplätzchen
einrichte, wo ich die heissen Tagesstunden zubringen
könnte, und in Folge dessen stieg in weniger als 20 Minuten
eine luftige Halle vor der Thür meiner Hütte aus der
Erde auf.