dadurch würdig gemacht, dass er mir am Tage zuvor einen
kleinen Topf mit Honig zum Geschenk geschickt hatte.
Gerade im Augenblicke, als wir Manssür’s Wohnung pas-
sirten, kam er heraus, um seiner Gewohnheit gemäss seinem
Bruder einen Morgenbesuch abzustatten, und wir machten
daher einen kurzen Halt und wechselten Komplimente mit ihm.
Als wir dann, auf dem Platze vor dem Hause des Lamido
angekommen, von unseren Pferden abgestiegen waren und im
Schatten des Baumes sassen, kam Manssür in wohlwollender
und offenherziger Weise zu mir und setzte sich mir gegenüber.
Wir betraten dann den Palast und hatten eine Weile in der
Eintrittshalle, einem sehr geräumigen, flachgedeckten Gemache
mit viereckigen massiven Pfeilern, zu warten. Nachdem
wir hier einige Zeit gesessen hatten, wurden wir vor
den Lamido gerufen.
Mohammed Loel*), der Sohn Mällem'Adama’s, sass in einer
ganz abgesonderten, aus Lehm gebauten Halle. Sie bildete
für dies Land eine recht anständige Wohnung und hatte von
aussen ein etwas kastellartiges Aussehen,
wie die nebenstehende Skizze zeigt, während
der Eindruck im Inneren durch viereckige,
2 Fuss im Durchmesser haltende
Pfeiler, die das etwa 16 Fuss hohe Dach trugen, bedeutend
beeinträchtigt wurde; denn in diesem Lande-, wo die
Regengüsse so heftig sind, muss bei diesen leichten Lehmbauten
das flache Dach eine sehr starke Unterlage haben,
um Widerstand leisten zu können. In dieser Halle sass der
Lamido, aber sein Anzug war überaus einfach, ja selbst nicht
einmal von der Reinlichkeit und Nettigkeit, die dem Stamme
der Fulbe im Allgemeinen eigen ist. Er war in keiner Hin*)
Der Name „Loel” gehört höchst wahrscheinlich der Fulfülde-Sprache an,
wiewohl er Arabisch m geschrieben wird, als wenn er eine Arabische Wurzel
hätte und „der Erste, Vornehmste” bedeutete.
sicht eine -bedeutende Persönlichkeit und sein von einem
schmutzigen Shawl halbverdecktes Antlitz war weder einnehmend,
noch abstossend. Ausser ihm waren nur Manssür und
ein M&llem anwesend.
Ich begrüsste den Statthalter als der erste Europäer, der
sein Land besuchte und dem Alles daran gelegen wäre, seine
Bekanntschaft zu machen und seine Freundschaft zu gewinnen;
dann übergab ich meinen Empfehlungsbrief des
Scheich 'Omar. Dieser Brief war in wenigen aber gutgeschriebenen
Zeilen abgefasst und stellte mich dem Herrn
von Adamaua als einen gelehrten und frommen Christen dar,
der umherwandere, um die Werke des allmächtigen Schöpfers
aller Dinge zu bewundern, und der aus diesem Grunde den
lebhaften Wunsch hege, auch Adamaua zu besuchen, von
dessen Wundern ich so viel gehört hätte. Loel las den Brief,
dessen Inhalt ihm keineswegs ganz missfiel, an dem er aber
doch Anstoss nahm, und übergab ihn schweigend seinem Bruder
und dem Mallem.
Alles schien günstig, — aber nun übergab Billama seine
Briefe und da änderte sich plötzlich die ganze Scene. Mir
war nicht allein der Inhalt, sondern selbst das Vorhandensein
dieser Briefe völlig unbekannt gewesen. > Es waren ihrer
drei, einer vom Scheich 'Omar selbst, ein zweiter vom
Malä Ibräm, dem früheren Inspektor der südlichen Provinz
Bomu’s, und der dritte vom Kaschelia 'Ali Dendal oder La-
dän, dem Heerführer, der durch seinen letzten Rauhzug den
Grund zur Klage von Seiten des Herrn von Adamaua gegeben
hatte.
Es ergab sich, dass diese verschiedenen Briefe insgesammt
Ansprüche von Seiten Börnu’s auf das Gebiet von Köfa und
Kobtschi erhoben. Kaum waren sie gelesen, so erhob sich
ein Sturm und in einem wüthenden Anfall von Zorn machte
Loel meinem Gefährten die heftigsten Vorwürfe, dass er mit
solchen Ansprüchen auftrete, da er doch seihst völlige Kennt-
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