den Platz ganz abzuschhessen, und nach Süden war er nur
unregelmässig begrenzt. Etwa in seiner Mitte erhob sieh ein.
höchst unbedeutender Gummi-Elasticum-Baum — „djedja”—,
der selbst mit dem unbedeutendsten dieser Bäume, welche
in Kükaua die öffentlichen Plätze schmücken, keinen Vergleich
ausgehalten hätte.
Sobald wir auf diesem Platze vor dem Hause des Lämido
angekommen waren, feuerte nicht allein mein Diener Bü-Säd,
sondern selbst Bfllaina einen Schuss ab. Die in diesen Ländern
reisenden Araber haben allerdings die Gewohnheit, bei
ihrer Ankunft vor dem Hause eines kleinen Herrn als Ehren-
gruss ihre Flinten abzuschiessen; da aber Billama eine spezielle
Botschaft seines Herrn hatte, so war es keineswegs
für ihn statthaft, diese Sitte nachzuahmen, besonders auch
desshalb nicht, weil er den etwas morosen Charakter Loel’s
kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hatte. Ausserdem war
es ein Freitag und es war noch ganz unbestimmt, wie sich
diese Leute einem Christen gegenüber benehmen würden.
Die Schüsse hatten wenigstens den Nutzen, einige Diener
des Lämido hervorzulocken. Vorbereitet auf unsere Ankunft
waren sie schon, indem wir unseren Ibrahlma, einen Bruder
des Ardo Ghämmaua, vorausgesandt hatten. Das Hofgesinde
schien jedoch etwas unschlüssig zu sein, wie es sich benehmen
sollte, und erklärte uns nach kurzer Berathung unter
einander, dass der Herr, ehe er uns empfangen oder uns ein
Quartier anweisen könne, zuvor die Moschee besuchen müsse,
um sein Mittagsgebet zu verrichten*). Wir stiegen also von
*) Mit Bezug auf die Eulbe mag man das Gebet des „dhöhor” mit Recht
das Mittagsgebet nennen, da es Grundsatz und gewissenhafte Gewohnheit bei
ihnen ist, sogleich zu beten, nachdem der „sauäl” beobachtet worden ist. Aber
im Allgemeinen würde es sehr unrichtig sein, „dhohor” oder „sühura”, wie
ihn die Eulbe hier nennen, während ihre westlichen Brüder in Hamd-Allähi
ihm den Namen „ssallifänna” geben, mit Mittag zu übersetzen, wie das gewöhnlich
geschieht. Denn keiner der übrigen Mohammedaner in diesen Gegenden
betet vor 2 Uhr und gewöhnlich nicht vor 3 Uhr Nachmittags.
unseren Pferden ab und nahmen in dem höchst spärlichen
Schatten der bereits erwähnten Djedja Platz, während sich
eine grosse, allmählich zu einigen Hunderten anschwellende
Volksmenge um mich versammelte. Alle benahmen sich anständig
und ehrerbietig und drängten sich begierig heran,
um mich zu begrüssen und meine Hand zu drücken. Wiewohl
Manche unter ihnen den bestimmten Charakter der
Fulbe an sich trugen, so war doch die grosse Mischung der
Gesichtsbildung und selbst der Kleidung auffallend.
Die Zahl der mich Umdrängenden nahm so zu, dass ich
froh war, als Loel endlich aus seinem Palaste kam und, den
Platz überschreitend, die Moschee betrat. Nun gewann ich
einige Augenblicke Ruhe; denn die Leute folgten ihm, um
auch ihr Gebet zu verrichten. Nur die jüngere Welt blieb
zurück und diese fand glücklicherweise an den Kameelen
einen ihrer Bewunderung würdigeren Gegenstand, als an mir
selbst. — Es war mir auffallend und charakterisirte die
grössere Stadt, dass, während in den kleineren Orten, die
wir durchzogen, Mädchen und selbst Frauen einen beträchtlichen
Theil der Neugierigen gebildet hatten, sich hier das
weibliche Geschlecht nicht sehn Kess.
Es war meine Absicht gewesen, den Lämido zu begrüssen,
als er über den Platz ging, aber man rieth mir, dies zu unterlassen,
da es seine sich zu gottesdienstücher Andacht vorbereitende
Gemüthsstimmung stören könne.
Das Gebet war kurz, und als es vorüber war, sah ich mich
wiederum und von einer noch viel grösseren Anzahl Neugieriger
umgeben, als zuvor; da ich aber müde und hungrig war, so
konnte ich an diesem endlosen Begrüssen mit der ewig wiederkehrenden
Formel „wäh djäm”, „djäm wäK” und dem un-
aufhörhchen Händeschütteln kein besonderes Vergnügen finden.
EndKch kam ein Diener, um uns ein Quartier anzuweisen;
aber anstatt, wie ich mit Recht erwarten konnte, eine Wohnung
in der Nähe derjenigen des Lämido zu erhalten, ward