Türkedi waren da zu finden und ich selbst lieferte ein Stück
auf den Markt, um zum Einkauf kleiner stets vorkommender
Bedürfnisse die laufende Landesmünze zu erhalten.
Der stehende. Münzfuss des Marktes, wenn ich mich so
ausdrücken darf, ist derselbe, wie fast im ganzen Sudan, nämlich
einheimische Baumwolle in schmalen Streifen, „leppi”
genannt, von etwa Zoll Breite, wiewohl diese nicht immer
dieselbe ist; Muscheln — „kurdi” (Haussa), „küngona” (Bornu)
oder „tschede” (Fulfiilde) — haben keine Geltung. Das kleinste
Maass Baumwolle ist die „nänande” ; es enthält 10 „drä”,
kurze Ellen, oder „fondude” (Plural von „fonduki”) =
4 Klaftern — „käme” oder „nändudl”*) (Plural von „nän-
duki”). — Sieben „nänande” machen eine „döra”, das heisst
ein kleines Hemd von sehr grober Arbeit und kaum als
Kleidung zu gebrauchen; 2 bis 5 „döra” machen wieder eine
Tobe —* „gaffaleul” **) — von sehr verschiedener Grösse
und Güte- Die Türkedi, welche ich auf den Markt lieferte
und die ich in Kanö für 1800 Muscheln gekauft hatte, ward
für einen Preis verkauft, der 2800 Muscheln gleich kam.
Dies war allerdings, nach den Grundsätzen des Landes be-
urtheilt, kein grösser Gewinn, wenn man die Fährlichkeit
der Strasse in Anschlag bringt; man muss jedoch bedenken,
dass, was ich für 1800 Muscheln kaufte, ein Eingeborener
gewiss für 1600 erhalten und vielleicht auch für 2800 verkauft
haben würde, oder selbst noch theuerer.
Natürlich erregte ich als Fremder aus so fernem Lande
in meiner ganzen Erscheinung einige- Unterbrechung in dem
ruhigen Geschäftsgänge des Marktes. Nachdem ich mich
gehörig umgesehn, liess ich Bü-Säd zurück, um einige Gegenstände,
deren wir bedurften, einzukaufen, und wandte
*) Dies ist der Ursprung des Wortes „nanande” , das aus ,,nei nändudi”
— „vier Klaftem” P§- durch Zusammenziehung entstanden ist.
**) „Gaffaleul” ist ein nur in Adamaua gebrauchtes Fulfülde-Wort.
mich selbst mit meinem Kaschella durch die oben erwähnte
kleine Schlucht nach dem Dorfe der Fulbe. Um seiner ganzen
von Ssaraü Berebere so verschiedenen Erscheinung noch
mehr Lebendigkeit zu geben, ist es auffallendermassen mit
einem vereinzelten Exemplar des reizenden ■ Gonda - Baumes
— „duküdje”, wie .die Carica P apaya von den Fulbe genannt
wird, — und von einem ebenso vereinzelten Exemplar der
„gigina” oder „dügbi”, der schon mehrfach erwähnten, dem
Borassus flabelliformis verwandten Hyphaena, geschmückt.
Wenigstens sind nur diese beiden schönen, schlanken und so
verschiedenartigen vegetabilischen Säulenbaue über den Hütten
und Zäunen sichtbar.
, Wir wandten uns nach der Wohnung des Amtmannes und
ich war von dem stattlichen Aussehen derselben im Vergleich
mit der Armseligkeit der umherliegenden Hütten nicht
wenig betroffen. Ein sehr geräumiger, oblonger Hofraum,
von einer hohen Lehmmauer eingeschlossen, umgab mehrere
Hütten, indem der Eingang durch eine runde luftige Hütte
von etwa 25 Fuss Durchmesser gebildet wurde, deren Thonwände
von der Flur bis zum Rande des Rohrdaches etwa
10 Fuss Höhe hatten. Sie hatte zwei viereckige Thüröffnungen,
etwa 8 Fuss hoch, eine nach der Strasse, und eine nach
Innen, und bildete im Allgemeinen einen köstlichen kühlen
Ruheplatz in der heissen Jahreszeit. Auch die Flur dieser
Hütte war mit einer dicken Lage von Kieseln bestreut.
Der Besitzer dieser anständigen und höchst sauberen Wohnung
jedoch war ein unglücklicher blinder Mann, der auf
die Schultern seiner Diener gelehnt das Gemach betrat. Er
ward geführt von einem Mällem oder Mödibo, der entschieden
einer der schönsten Männer war, die ich im Lande sah, und
eher einem Europäer, als einem Bewohner des Sudans glich,
ein hochgewachsener, breitschulteriger und höchst liebenswürdiger
und wohlwollender Mann. Der Amtmann selbst war für
einen Pullo auch hoch und stark gewachsen. Überhaupt