einen langen Bericht und viele Briefe nach Europa zu senden,
indem die Ghadämsier Kaufleute einen Eilboten nach
ihrer Heimath ahsandten, und ich gewann auf diese Weise
eine gewisse Beruhigung über meine Beziehungen zu Europa.
Auch wurde mir durch die Verlängerung meines Aufenthaltes
der Vortheil, die Bekanntschaft eines Mannes Namens Mohammed
el Aneya von dem Stamme der Dará el tachtanie, zu
machen, welcher mir die ersten allgemeinen Nachrichten über
die Strasse von Timbuktu nach Sókoto, welche ein neues Feld
für meine Forschungen und Abenteuer werden sollte, mittheilte.
Am 8ten März aber erkrankte ich so ernstlich, dass ich
nur mit Unruhe an meine Abreise dachte, die endlich auf
den folgenden Tag festgesetzt worden war. Nur mit Anstrengung
meiner ganzen Geisteskraft und mit Hülfe von starker
Arznei gelang es mir, die herannahende Krankheit zu bannen.
Als daher an dem bewussten Morgen, Sonntag den 9*™ März,
der vom Ghaladlma mir zum Geleitsmann bestimmte Reiter
mit der Frage erschien, ob ich aufzubrechen bereit sei, be-
sass ich gerade Stärke genug, ihm zu entgegnen, dass ich
nur auf ihn warte.
Ehe ich nun aber diesen Platz verlasse, wird es gut sein,
einige allgemeine Bemerkungen über seine Geschichte und
gegenwärtige Wichtigkeit hinzuzufügen.
Die Stadt KanB, in ihrer Stellung als Hauptstadt einer
Provinz, würde etwas älteren Ursprungs als Kátsena sein,
wenn wir uns auf Leo’s Genauigkeit verlassen dürften. Da es
jedoch aus anderen gleichzeitigen Quellen, die ich in dem Abschnitt
über die Geschichte desBórnu-Reiches mittheilen, werde,
klar wird, dass selbst noch in der zweiten Hälfte des sechszehnten
Jahrhunderts nur die Felsfeste Dalä, welche dem
Anstürmen des Bómu- Königs Widerstand zu leisten fähig
war, sich hier vorfand, aber keine Stadt Kanö, so müssen
wir annehmen, was ich schon früher bei Gelegenheit von
Kátsena bemerkt habe, dass Leo, als er nach einem Zwischenraum
von mehreren Jahren die Beschreibung der Länder Central
Afrika’s , die er besucht hatte, abfasste, Kanö mit Kä-
tsena verwechselte.
Die Macht der Kanada, das heisst der Bewohner der Landschaft
Kanö, zur Zeit des Bomu-Königs Edris Alaöma ergibt
sich ganz deutlich aus dem gleichzeitigen, von seinem
eigenen Imam abgefassten Berichte seiner Heereszüge; nach
diesem Zeitpunkt scheint es aber unzweifelhaft, dass das
Land an Bomu tributpflichtig wurde. Es wird sogar, und
mit gutem Rechte, behauptet, dass die Bevölkerung der Stadt
Kanö von Anfang an meist aus Kanori oder Börnu-Elemen-
ten bestanden habe. Indess war diese abhängige Stellung
der Provinz Kanö zu Bornu jedenfalls eine prekäre und
konnte nur mit starker Hand erhalten werden. Es war da
nämlich ein mächtiger Nachbar, der König von Djüku oder,
wie das Land von den Haussaua gemeiniglich genannt wird,
Kororofa, welcher jede Gelegenheit benutzte, um seine eigene
Herrschaft über dieses Gebiet geltend zu machen; ja, wir wissen,
dass ein König von Kororofa, dessen Namen ich leider
nicht erfahren konnte, sofort nach der Einsetzung eines Bor-
nu’schen Statthalters in Kanö einen Heereszug gegen dies
Land unternahm und seinen eigenen Gouverneur an die Stelle
des von Bornu erwählten setzte. Obgleich nun die östlichen
Provinzen Korörofa’s, das heisst der von den Köana bewohnte
Gau, später .selbst an Bornu tributpflichtig wurden, so scheint
es doch, als wäre die Hauptprovinz mit der Hauptstadt Wu-
käri stets unabhängig und stark geblieben, bis sie endlich
jetzt, nach und nach von den stets vorrückenden Fulbe fast
aufgezehrt, jeden Augenblick ein Raub dieses strebsamen,
aber zerstörenden Stammes zu werden droht — wenn die
Europäer sich nicht in’s Mittel legen.
Um auf unseren Gegenstand zürückzukommen: die Stadt
Kanö scheint, so lange als Kätsena. unabhängig und blühend
war, nie ein wichtiger Handelsplatz gewesen zu sein; erst
B a r th 's Relson. II. 1 3