bunte Truppe und drängte sich in unschuldiger Heiterkeit
mit uns den Weg entlang, während Andere, als wir in solcher
Begleitung vorwärts zogen, aus grösser Entfernung von
den Feldern hergelaufen kamen, um das Wunder zu sehn. Aber
das Merkwürdigste war nicht ich, sondern die Kameele; denn
viele der Leute hatten dies Thier der Wüste, den Repräsentanten
Arabischer Civilisation, nie geschaut und man versicherte
mich, dass seit 15 Jahren kein Kameel diese Strasse
gezogen sei; indessen zweifle ich sehr an der Richtigkeit dieser
Angabe.
Die lustige Schaar ward von einem Paar übermüthiger
Pullo-Mädchen angeführt, schlank und behend wie die Gazellen
und mit nichts bekleidet, als einer kurzen Schürze aus
abwechselnd dunkeln und weissen Baumwollenstreifen. Bald
in Sprüngen voraneilend, bald zurückkehrend und über die
Dummheit dieser gewaltigen Thiere lachend, begleiteten sie
uns 2 volle Meilen weit. Die fruchtbare Ebene war hier durch
eine Heerde von. etwa 300 Stück Rindvieh belebt.
Mit Ausnahme einer kurzen Strecke angebauten Landes bedeckte
sich jedoch allmählich das Land mit Waldung und
wir traten nun in die Höhen ein, die wir den ganzen Morgen
vor uns gehabt hatten. Auch hier bestand Alles aus Granitfels
und alle Höhen waren mit Unterholz bewachsen.
Um 9 Uhr Morgens theilte sich unser Pfad und meine Begleiter
waren lange Zeit nicht einig, welchen von den beiden
Pfaden sie wählen sollten. Mein Freund Billama hatte Einwendungen
gegen ein Nachtquartier in Mbutüdi zu machen,
das, wie er wähnte, ausschliesslich von Heiden bewohnt sei,
und zog Müglebü vor, wo er Bekanntschaften hatte; aber
die Leute von Adamaua siegten zuletzt ob und wir wählten
daher den westlichen Pfad, der über Mbutüdi führt.
Die Wildniss machte jetzt offenem Wiesenland Platz und
wir passirten einiges Ackerland; dann erreichten wir den
Landsitz eines wohlhabenden Pullo Namens Alkä-sso, der
hier im Schoosse einer zahlreichen Familie ein patriarchalisches
Leben führt. Da er hörte, dass ein Fremder aus weiter
Ferne vorbeizöge, kam er von seinem zur Seite des Weges
gelegenen Landsitze herbei, um mich zu begrüssen. Es
war ein interessantes Bild, diesen alten ehrwürdigen Mann,
von seinen Söhnen begleitet, dem einfachen Gefühle seiner
Verehrung Ausdruck geben zu sehn, — ein Bild, wohl fähig,
den Christlichen Wanderer einigermassen mit der Verheerung
und der Masse menschlichen Unglücks auszusöhnen, das die
Eroberungen der Fulbe überall begleitet. Zwei seiner Söhne
gingen eine weite Strecke neben meinem Pferde her, um
meinen Segen zu erhalten; sie hatten offenbar keine Vorstellung
von der Ketzerei des Christenthums in den Augen ihrer
Glaubensgenossen, sondern betrachteten auch mich als einen
der Quelle des Glaubens Näherstehenden und Bevorzugten.
Obgleich nun ihr vertrauensvolles , ungeschminktes Betragen
mein lebendiges Wohlgefallen erregte, war ich aber doch
frohj als sie mich endlich verliessen, da sie mich verhinderten,
die Winkel von einigen Berghöhen zu nehmen, welche aus
der wilden und unfreundlich aussehenden Ebene zu unserer
Rechten vereinzelt aufstiegen. Das ganze Land hier umher
hat einen vorzugsweise rauhen Charakter, machte jedoch bald
einer freundlicheren ' Gegend Platz L denn nach einer Weile
hörte die niedere Hügelkette zu unserer Linken auf -und
es zeigte sich eine regelmässigere Berggruppe, die sich an die
breite Kuppe des Fäka anschloss und eine reiche, aber sehr
verwildert® T.halebene begrenzte, welche mit üppigem Krautwuchs
und einem hübschen Blumenteppich geschmückt war.
Hier gewannen wir den ersten Blick auf die Felshöhe von
Mbutüdi und sahen dann die erste Deleb-Palme, „gigina”
— „dugbi” in Fulfülde: (der Spräche der Fulbe) —, welche
ich in einzelnen Exemplaren schon in anderen Gegenden des
Sudans bemerkt hatte, die aber, wie ich nun bald erfahren
sollte, dieser Zone ganz vorzüglich angehört und den Platz,