wenden, um für Gegenstände, die er mir abgekauft, Bezahlung
zu erhalten. Dennoch scheint dieser Bursche jetzt die
besten Ansprüche auf die Erbfolge zu haben.
Der erwünschte Augenblick meiner Abreise nach Adamaua
nahete sich immer mehr, aber die Verzögerung, welche mein
Aufbruch durch Herrn Overweg’s späte Ankunft erlitten,
hatte den Vortheil, dass unterdessen Boten des Statthalters
jenes Landes angekommen waren, mit denen ich, da sie sofort
zurückkehrten, meine Reise unter weit günstigeren Aussichten
auf Erfolg antreten konnte. Die Ursache zu der Botschaft
war, dass der Kaschella 'Ali Ladän bei seinem letzten
Raubzuge nach dem MarghT-Lande mehrere Bewohner von Ortschaften,
-welche der Statthalter von Adamaua für sich beanspruchte,
zu Sklaven gemacht und weggeführt hatte. Gewiss
geschah es mehr, um sein Recht zur Geltung zu bringen, als
aus Interesse für die unglücklichen Geschöpfe, dass es ihm
beliebte, grossen Nachdruck auf die Sache zu legen. Wie
die Folge zeigen wird, muss sein Brief sogar einige ziemlich
harte und drohende Ausdrücke enthalten haben, denen der
Beherrscher von Bömu nicht geneigt war nachzugehen, obwohl
er den besonderen Ansprüchen in diesem Falle Gerechtigkeit
widerfahren liess.
Anfänglich sollten ausser meinen eigenen Dienern nur diese
Boten von Adamaua meine Begleiter sein und am 21st«n
Mai wurde ich offiziell ihrem Schutze übergeben, und zwar
geschah dies im Hause des Scheich und im Beisein mehrerer
der ersten Kükanaua (Höflinge), unter denen sich der
alte Ibrahim Wadal, der Freund und Gefährte Mohammed
el Känemi’s bei dessen erstem heroischen Unternehmen, ferner
Schitlma Nä-sser, Hämsa und Kaschella Mi befanden.
Auch versprachen die Boten, mich ohne Anfechtung in ihr
Land zu führen und für meine sichere Rückkehr zu sorgen.
Ibrahim, der Wortführer unter diesen Boten, die alle von
geringem Range waren, war nicht eben eine Persönlichkeit,
wie ich sie brauchte, aber zum Glück war unter ihnen ein
anderer Mann, Namens Mohämmedu, der, obgleich ein geborener
Pullo, doch mehr den geselligen Charakter der Haussa-
Rasse besass und sich bereit zeigte, meinem Wunsche, Nachrichten
zu erhalten , nachzukommen. Er. bewies sich in der
That als ein höchst nützlicher Mensch, um mich in dieses
neue Land, das ich durchforschen wollte, einzuführen; und
würde von unberechenbarem Werthe für mich gewesen sein,
wäre es mir gestattet gewesen, hier einen längeren Aufenthalt
zu nehmen.
Nach, wiederholter Verzögerung, und nachdem ich mich:
zweimal offiziell in voller Sitzung vom Scheich verabschiedet,
wurde mir endlich die Freude zu Theil, am Nachmittag des
29stenMai 1851 unsere kleine Gesellschaft zum Aufbruch bereit
zu sehn; aber ein wichtiger Umstand veränderte sich in der
Anordnung. Plötzlich, bei:meiner letzten Audienz, hiess es,
dass der Scheich mir einen Offizier, einen Kaschella, zum Geleite
mitgeben wollte. Gleich von Anfang an war mir dies etwas
räthselhaft, und beunruhigte mich; auch wird die Folge
meiner Erzählung deutlich zeigen, dass die Begleitung dieses
Offiziers der Grund war, wesshalb mich Mohammed Loel,
der Statthalter von Adamaua, sofort zurücksandte, ohne1 dass
mir erlaubt worden wäre,, einige Zeit im Lande zu verweilen.
Ich muss indess bekennen, dass es mir selbst zweifelhaft
ist, ob ich ohne die Begleitung jenes Mannes im Stande
gewesen wäre, all’ die grossen Schwierigkeiten und Gefahren,
welche mit dieser Strasse, verknüpft sind, zu überwinden.
Am 24atm Mai hatte ich eine Depesche an die- Englische •
Regierung geschrieben, in der ich sie von meinem Unternehmen
benachrichtigte und die feste Hoffnung aussprach,
dass der Fluss, dem ich meine Schritte zuwendete, eine grosse
Verkehrsstrasse in’s Innere von Afrika eröflhen werde.,