288 VII. Kapitel.
Diese Angaben finden auf unseren Gegenstand wegen
Mangels der genauen Data keine direkte Anwendung. Wir
haben aber glücklicherweise andere, welche uns einen guten
Prüfstein der Genauigkeit unserer Chronik gewähren. Nach
Makrisi*) war kurz nach dem Schluss des siebenten Jahrhunderts
der Hedjra — fi hedüd ssennet ssebfi, mäyet —
Hadj Ibrahim König von Känem (er nimmt irrthiimlicher-
weise au dieser Stelle Känem als Stadt und als Hauptstadt
von Bornu an); nach diesem regierte — es ist nicht ausdrücklich
gesagt, dass er ihm folgte — dessen ältester Sohn,
el Hadj Edrlss; danach Däüd, der Bruder von Edriss und
ein anderer Sohn Ibrahim’s; danach 'Omar, der Sohn des
Hadj Edriss, des älteren Bruders von 'Omar, und danach
'Othmän, der Bruder des Letzteren und ein anderer Sohn
von Edriss. Makrisi fügt hinzu, dass dieser letztere König
kurz vor 800 d. H. regierte. Hierauf erzählt er, dass die
Bewohner von Känem sich gegen die Nachfolger von Ibrahim
auf lehnten und sich unabhängig machten, dass aber Bornu
den letzteren als Königreich blieb.
Alle diese Data, wie man schon an den wenigen wichtigeren
Ereignissen, die ich oben aus der Chronik ausgezogen
habe, sehn wird, sind in der überraschendsten Übereinstimmung
mit den Nachrichten, welche uns in trockener und unfruchtbarer,
aber unverfälschter Weise durch die Chronik überliefert
sind. Ungeachtet der kleinen Abweichung in der Reihe
der Nachfolge bei den späteren der erwähnten Könige, deren
Regierung nur von kurzer Dauer und deren Verwandtschaftsgrad
leicht zu verwechseln war, ist es kaum möglich, eine
Übereinstimmung zu finden, welche vollständiger als diese is t ;
namentlich, wenn wir die Art in Betracht ziehen, in welcher
allein Makrisi im Stande war, seine Nachrichten einzuziehen,
*) Hamaker, specim. catalog. p. 206.
Chronologische Data aus Ebn Chaldün und Makrisi.
das heisst, von Kaufleuten oder Pilgern, die Egypten auf ihrem
Wege nach Mekka besuchten*).
Wir kommen nun zu Ebn Batüta und finden dieselbe vollständige,
wahrhaft überraschende Übereinstimmung zwischen
den von ihm angegebenen und den in der Chronik enthaltenen
Thatsachen, die auf Bornu Bezug haben. Der berühmte
*) Makrisi hat zwei andere interessante Angaben in Bezug auf die Könige
von Känem, welche, obgleich sie sicherlich nicht auf vollkommene Genauigkeit
Anspruch machen können, dennoch augenscheinlich Bezug auf gewisse Begebenheiten
und Verhältnisse haben, welche der unermüdliche und sorgfältige
Geschiohtschreiber Egyptens, der in so grösser Entfernung von dem Gegenstand
seiner Untersuchung lebte, nioht richtig verstanden hat und welche auch wir
mit dem uns bis jetzt gewordenen spärlichen, aber täglich mehr aufdämmernden
Lichte noch nicht in ihrer wahren Bedeutung erfassen können. In der
ersten dieser beiden Angaben (Hamaker, specim. catalog. p. 206) sagt MakriBi
ans, dass Mohammed, der SohnDjll’s (so — ist der Name zu lesen,
anstatt des absurden das heisst wahrscheinlich Djll Schikomemi, der
Gründer der Dynastie aer Bulala, der erste unter den Königen von Känem
war, welcher den Isslam annahm. Diese Angabe hat augenscheinlich Bezug
auf die Dynastie der Bulala, welche zur Zeit, als Makrisi schrieb, die B6mu-
Dynastie aus dem Stammlande Känem vertrieben hatte, und sie beeinträchtigt
gar nicht die Angabe der Chronik, welche Humg den ersten Mohammedani-
sclien König Bömu’s nennt.
Die zweite Angabe, die sich in einer für Känem überhaupt ungemein wichtigen
und interessanten Stelle der „Chetät” Makrisi’s findet (Quairem&re,
Mimoires sur l'Egypte, t. II. p. 28; Burckhardt, Travels in Nubia, second
ed. app. III. p. 456 sq. — die neue Bulaker Ausgabe habe ich leider nicht
zur Hand), ist höchst bemerkenswerth, aber augenblicklich für uns noch etwas
dunkel. Nach dieser Angabe ward der Isslam von Hädi el 'Othmäni, einem
angeblichen Abkömmling des Challfen 'Othmän, nach Kanem gebracht, und
zwar, nach den Ausdrücken des Schriftstellers, selbst vor der Periode der Ssaefua
oder Yasaniin (der Abkömmlinge des Dhu-Yasan). Entweder hat der Schriftsteller
hier die Angabe vor Augen gehabt, die auch noch heutigen Tages in
Börnu ganz allgemein bei den Gelehrten umläuft, dass der Isslam den Trägern
der (späteren) Börnu-Herrschaft schon in Burgu von einem ihnen ausdrücklich
nachgesandten Boten’ des Propheten oder der ersten Nachfolger desselben gebracht
worden sei, oder der vortreffliche Forscher hat hier die Nachfolger
Hume's, des ersten anerkannt Moslimischen Königs, mit den Dügua verwechselt,
indem er vergass, dass selbst die Dynastie der heidnischen Dügua zu den
Ssaefua gehörte.
B a rth 's RcDen. II. 37