das richtige Bewusstsein, dass, sobald, die. Europäer, oder
vielmehr die Engländer, freien Zutritt zum Sudan erhalten,
nicht allein ihr Sklavenhandel, sondern überhaupt ihr ganzer
Handelsverkehr, wie sie ihn bis jetzt betrieben haben,,
vernichtet ist.
Wir waren kaum in unsere Wohnung zurückgekehrt und
das Gerücht über unseren gnädigen Empfang und die besprochenen
Gegenstände hatte sich kaum im Arabischen Quartier
verbreitet, als El Chödr, aus Dar-För gebürtig und der
bedeutendste der eingeborenen Handelsleute, zum Scheich ging
und die Nachricht brachte, dass sieben grosse Schiffe der
Engländer plötzlich nach Nyffi gekommen seien und die Eingeborenen
grosse Furcht vor ihnen hätten. Natürlicherweise
stellte sich die Unwahrheit dieser Nachricht bald heraus, aber
trotzdem erreichte man seinen Zweck, die freundliche und
wohlwollende Gesinnung, welche der Landesherr für uns
gezeigt, etwas abzukühlen.
Am folgenden Tage machten wir uns daran, das grosse
Doppelzelt, welches dem Scheich zu Theil geworden, auf
dem Platze . vor seinem Palaste in der östlichen Stadt aufzuschlagen.
Es gelang uns vollständig, trotzdem, dass einige
Stücke fehlten, und es wurde den ganzen Tag über an
seiner Stelle gelassen und machte auf die gesammte Bevölkerung
einen grossen Eindruck. Obwohl es den Leuten im
Anfang etwas sonderbar und schwerfällig erschien, da ihre
Zelte, selbst diejenigen von bedeutender Grösse, von sehr,
einfacher Art sind und von einem einzigen Pfahl getragen
werden, so gefiel es doch dem Scheich mit der Zeit so sehr,
dass er mich, als ich im Jahre 1855 das Land schliesslich
verliess, dringend bat, die Britische Regierung zu.bewegen,
ihm ein zweites ähnliches Zelt zuzusenden.
Nachdem wir uns so mit den Hauptpersonen auf guten Fuss
gestellt hatten, machten wir auch den angeseheneren unter den
Brüdern des Scheich und seinem ältesten Sohne unsere Auf-
Wartung. Ja, nachdem wir uns besondere Erlaubniss erbeten,
durften wir auch fAbd e’ Rahmän besuchen. Es wäre in der
That unklug gewesen, Jemanden, der möglicherweise so bald
die Oberhand gewinnen konnte, zu vernachlässigen oder gar zu
beleidigen; wir schenkten ihm daher einen schönen, weissen
Heläli-Bemus und verschiedene kleinere Sachen. Er empfing
uns beide Male, die wir ihn besuchten,' sehr gnädig und lachte
und plauderte mit uns, besonders als ich ihm die Bilder in
Denham’s und Clapperton’s Werke zeigte. Auch die Zeichnungen,
welche ich von seinem Freunde, dem Kanemma-
Häuptling Amssakai, -gemacht hatte, musste ich ihm zeigen,
da er davon gehört. Sein Benehmen gefiel uns indess nicht
sehr; sein Gesicht hatte einen wilden Ausdruck und er war
ein Mann, von wenig Verstand und noch weniger fürstlichem
Betragen, da er sich beständig mit seinen Sklaven herumbalgte
oder mit ihnen spielte. Überdies mussten wir uns auch in gehöriger
Entfernung von ihm halten; denn kaum waren wir nur
oberflächlich mit einander bekannt geworden, als er uns durch
eine geheime Botschaft um Gift bitten liess, das er wahrscheinlich
dazu benutzen wollte, sich seines; unversöhnlichsten
Gegners, des Veziers, zu entledigen. Ein ganz anderer
Mann war Yussuff, der zweite Bruder, mit dem ich während
meines letzten Aufenthalts in Kükaua, Anfangs des Jahres
1855,'recht vertraut befreundet wurde. Er war'ein gelehrter
und sehr religiöser Mann, der stets mit Lesen beschäftigt
war und ein für Gerechtigkeit sehr empfängliches Gemüth
hatte; aber er war durchaus kein Geschäftsmann. Mohammed
el Amin el Känemi hinterliess bei seinem Tode an vierzig
Söhne am Leben, aber die anderen Brüder Omar’s zu
erwähnen, ist nicht nöthig, obgleich |Othmän während meines
zweiten Aufenthaltes in Kükaua einige Bedeutung erlangte. Bü-
Bakr, der älteste Sohn r Omar’s, war, obgleich er ein grosses
Haus für sich bewohnte, ein Kind ohne Verstand und ohne
edle Gesinnung; zweimal musste ich mich an seinen Vater