selbst gebräuchlicher Name scheint „Badjaudi” zu sein, aber
auch dieser kann nicht der ursprüngliche sein, sondern rührt
wohl von einer Vermischung mit den Fulbe oder Felläta her,
mit denen die Schüa gewöhnlich auf dem freundschaftlichsten
Fusse stehn und mit den sie der Ähnlichkeit der Farbe und
Sitten halber leicht verwechselt werden können. Es ist in
der That kaum zu bezweifeln, -dass es besonders die Schüa
gewesen, welche die Niederlassung der Fulbe oder Felläta
in Bornu vorbereiteten.
Wir nahmen unser Nachtquartier in einer der vier Hüttengruppen
, welche das Dorf Müngholo Gesatia bilden, das
durch die Nettigkeit und Reinlichkeit seiner Hofräume und
Häuschen, seinem Herrn, dem Vezier von Bornu, Ehre machte.
Hier war es, wo ich zuerst auf dieser Reise mehrere kleine
Pfühle Regenwasser sah, welche die grössere Stärke und den
zeitigeren Anfang der Regenzeit in dieser Landschaft bezeugten.
Auch eine grosse Menge Wasservögel liess sich hier sehn.
[Sonntag, P ten Juni.\ Als wir am Morgen unser Quartier
verliessen, waren wir eine Zeit lang zweifelhaft, welcher Strasse
wir folgen sollten, ob derjenigen über Mübiö, oder der über
U da führenden; wir entschieden uns aber endlich für die
letztere. Die Landschaft hatte einen eigenthümlichen, aber
nicht sehr heiteren Charakter; denn bald veränderte sich der
Boden, der anfänglich aus weissem Thon bestand, und nahm
eine Beschaffenheit an, welche die Kanöri „ gärga ” nennen.
Hin und wieder war er ganz kahl, während er an anderen
Stellen mit dornigem Unterholz dicht bewachsen war,
über welches hie und da ein Tamarindenbaum emporragte.
Wir betraten dann eine Gegend, welche mit dichtem Walde
bedeckt war, die späterhin, in der Regenzeit, einen ununterbrochenen
Sumpf bildet, aber gegenwärtig, mit Ausnahme
einiger tieferer Einsenkungen, welche schon jetzt mit Wasser
gefüllt waren, ganz trocken lag. Hier fanden wir einige Bewohner
des Bezirkes, der dem Anscheine nach ausschliesslich
von Schüa bewohnt wird; sie waren damit beschäftigt, Tränk-
stätten für das Rindvieh einzurichten, indem sie runde, flache
Vertiefungen mit niedrigen Dämmen einschlossen. Einer dieser
Leute war von so heller Farbe, dass ich, der jüngst allein
mit dem dunkeln Bornu-Volke zu thun gehabt, ganz erstaunt
war; seine Farbe war in der That nicht dunkler, als die meiner
Hände und meines Gesichtes, vielleicht eher ein wenig heller;
seine Züge waren dieselben, wie die der, Schüa im Allgemeinen
sind, klein und angenehm, sein Körper von mittlerem
Wuchs und schlank. Die durchschnittliche Höhe dieser Araber
ist nicht über 5 j Fuss, aber sie sehn viel hochgewachsener
aus, eben weil sie so schlank sind; denn Beispiele von stämmigen
Schüa sind viel seltener als die von wohlgenährten Fulbe.—
Der Wald wurde durch zahllose Flüge wilder Tauben belebt.
Wir betraten jetzt eine offenere Landschaft und passirten
mehrere Dörfer, deren Bewohner gemischt waren; die Hälfte
derselben bestand aus Schüa, die andere Hälfte dagegen aus
Kanöri. Die Hütten haben alle Strohdächer von ganz runder
Gestalt, verschieden von der Bauart der ursprünglichen
Landesbewohner, und der Gipfel — „ kögi ngimbe ” — fehlt
gänzlich. Das eine dieser Dörfer, Namens Dä-ssedisk, ist den
Anwohnern dadurch merkwürdig, dass der Scheich Mohammed
el Amin el Känemi einmal hier gelagert gewesen. Wir
machten zu ziemlich früher Stunde Halt, um während der
Mittagshitze zu rasten, und zwar im Dorfe Menöai. Hier kam ein
alter Schüa aus U'da, von seiner nicht weniger alten besseren
Hälfte geführt, zu mir, um mich um Heilmittel für seine Leiden
zu bitten. Zu meinem grossen Leidwesen wurden die
Dorfbewohner von meinen Gefährten meinetwegen mit einer
Kontribution von Hühnern belegt, und ich musste einen alten
blinden Mällem, der in Verzweiflung und höchstem Zorne seine
ihm entwendete Henne suchte, mit materiellen Trostgründen
beschwichtigen. An den zwei Brunnen des Dorfes wurde
eben eine zahlreiche Viehheerde getränkt.