der, aber in jeder Hinsicht verschieden; denn während der
Letztere nur darauf bedacht war, seine Macht und sein Ansehn
aufrecht zu erhalten, schien Eleidji keine andere Sorge
zu haben, als die Gottheit mit Wort und That zu preisen,
und er war eine höchst wohlgefällige Erscheinung, ein wohlwollender
alter Herr, vom Alter nur ein wenig gebeugt.
Während also das Geleit dieses Mannes die beste Hoffnung
erregte, war ich so glücklich gewesen, einen überaus
nützlichen Mann in meine Dienste his Kanö zu nehmen.
Dies war Gadjere, der Hauptsklave — „hahä-n-baua
Annür’s in Täghele-1.' Mein Kameel nämiich war zu schwach,
um all mein Gepäck fortzuschaffen und ich bedurfte eines
Reitthiers für mich selbst. Nun traf es sich, dass Gadjere
einen sehr schönen, starken Lastochsen und eine kleine Stute
hesass und seihst mit Freuden die Gelegenheit, ergriff, den
grossen Marktort des Sudans zu besuchen.
Es ist mir zugleich eine angenehme Pflicht, das ausgezeichnete
Benehmen Annür’s bei dieser Gelegenheit zu rühmen.
Der alte Häuptling nämlich rief mich und Gadjere zu
sich und machte seinem treuen Diener vor allen Leuten ein
Geschenk mit, einem rothen Bemus, ausdrücklich meinetwegen,
und trug ihm in den ernstesten Ausdrücken auf, mich sicher
nach Kanö zu geleiten. So trennte ich mich von unserem
alten ehrenwerthen Freunde mit dem tiefsten und aufrichtigsten
Bedauern. Er hatte uns ein höchst interessantes Beispiel
eines gewandten Diplomaten und friedfertigen Herrschers
mitten unter gesetzlosen Horden gezeigt, und ich erkläre
offen, dass er sich im Ganzen höchst ehrenwerth gegen
uns benommen hatte.
Ich muss in der That dem Bedauern Ausdruck geben,
mit welchem ich später den Schritt betrachtete, den zu thun
Herr Richardson sich für berechtigt hielt, sobald er aus
Annür’s Händen in die der Bomu-Autoritäten übergegangen
war. Er forderte nämlich den Scheich von Bomu dringend
auf, nicht nur Vergütung des Werthes aller Sachen, welche
uns die Grenzstämme der Wüste abgenommen, sondern auch
Zurückerstattung eines Theils der Summe, die wir Annür bezahlt
hatten, zu fordern. Ich gestehe,' dass ich diesen Schritt
nicht allein für unpolitisch, sondern auch für ungerecht halte;
für unpolitisch, weil die Reklamation nutzlos sein musste
und nur dazu dienen konnte, einen Mann uns zu entfremden,
den wir mit Mühe uns zum Freunde gemacht hätten; für ungerecht,
weil, wenn auch die Summe, die wir dem Häuptling
gezahlt, in Betracht unserer geringen Mittel ansehnlich war, wir
sie doch nicht erzwungen gegeben hatten, sondern nur, weil es
uns zu verstehen gegeben worden, dass wir so viel zahlen
müssten, wenn wir des Häuptlings persönliches Geleit forderten.
Ich hatte in der That Gelegenheit, die Übeln Folgen
zu erkennen, welche Herrn Richardson’s Handlungsweise in
dieser Beziehung nach sich zog. Denn als ich im Anfang des
Jahres 1853 auf dem Weg^ nach Timbuktu durch Sinder
kam und dem alten Häuptling, der sich gerade dort aufhielt,
einen Besuch abstattete, kam er gleich mit dieser Angelegenheit
hervor und fragte mich sehr bewegt, ob er durch
sein Benehmen gegen uns verdient habe, wie ein Räuber
behandelt zu werden. — Doch kehren wir zu unserem Lager
in Täghelel zurück.
Als ich dem „Alten” — „ssöfo” — die Hand zum Ab-
schiedsgruss' reichte, sass er wie ein' Patriarch in der Mitte
aller seiner Sklaven und freien Untergebenen beiderlei Geschlechts
und theilte Geschenke, wie schwarze Gesichtsbinden,
Frauengewänder |pil,türkedi’s” ■—, hauptsächlich aber
Armspangen aus Thon und in allerlei Farbenpracht, besonders
aber von. grüner Farbe, unter den Umhersitzenden aus;
diese buntscheckigen Armspangen werden aus Egypten eingeführt
und sind von den Frauen hier zu Lande leidenschaftlich
geliebt.
Herr Richardson stand zum Auf bruch bereit neben seiner