kleine Pfad, den er uns bezeichnete, war aber so unbedeutend
und so überwachsen, dass er uns bald verwirrte. lob wandte
mich daher ab, um einen Scbäfer zu fragen, welchen wir
in einiger Entfernung zur Rechten von unserem Pfade erblickten
; aber sobald er mich auf sich zukommen sah, ergriif
er die Flucht und überliess uns seine Heerde. Die Zustände
des Landes sind in der That in schauderhafter Weise zerrüttet
; alle die kleinen Statthalter umher unternehmen, wann
immer sie eine Schuld zu tilgen haben, einen räuberiscben
Überfall irgend eines Ortes in ihrem oder einem benachbarten
Gebiete und verkaufen häufig ihre eigenen Unterthanen.
Wir waren übrigens so glücklich, einen mehr betretenen Pfad
zu finden, der uns bald nach einem offenen, behaglich weit
sich ausbreitenden Dorfe führte. — Kärgimaua — so hiess der
Platz — zeigte ein lebhaftes und heiteres Bild einer fleissigen
und wohlhabenden kleinen Gemeinde; die Männer sassen alle
im Schatten eines schönen Gummibaumes, einige beschäftigt,
Matten zu flechten, andere webten; die Frauen trugen
Wasser oder bereiteten die Mahlzeit für den Abend; Rinder
und Ziegen weideten in schönen Gruppen und Hühner
trieben sich zwischen den Hütten umher, um Samenkörner
aufzulesen. Alles bezeugte ein behagliches, gemüthliches
Dorfleben.
Hoch erfreut über unser Abirren von der geraden Strasse,
das uns nach diesem abgelegenen Dorfe gebracht, schlugen
wir unser Zelt mit dem angenehmen Gefühle der Sicherheit
auf und kauerten behaglich nieder, während die Kameele eine
reiche Fütterung auf den Feldern fanden. Nur in e in e r Hinsicht
fand ich mich getäuscht; der Anblick so vielen Rindviehs
hatte in mir die Hoffnung auf einen guten Trunk Milch
erweckt, einen solchen aber konnte ich nicht erhalten, da
das Rindvieh nicht den Einwohnern zugehörte und noch vor
Sonnenuntergang in seine entfernte Hürde getrieben wurde.
In anderer Beziehung aber fanden wir gastfreundliche Bewirthung
und man brachte uns am Abend von verschiedenen
Hütten vier kleine Gerichte, von denen drei aus dem gewöhnlichen
„ngädji”, das vierte aus Bohnen— „ngälo”— bestand. Bohnen
werden in Haussa wie Bornu in grösser Ausdehnung gebaut
und sie gaben mir durch ihren würzigen Geschmack immer
eine sehr erwünschte Abwechselung in der Einförmigkeit
meiner Lebensweise; aber ein Europäer muss mit dieser
Nahrung hier zu Lande sehr sorgsam sein, da er leicht seine
Verdauungswerkzeuge damit gänzlich verderben und sich so
eine ernsthafte Krankheit zuziehen kann. Vor Allem ist es
nöthig, dass sie überaus mürbe gekocht werden.
[Freitag, 2 1 «tm März.~\; , Sehr früh am Morgen zog eine
zahlreiche Gesellschaft eingeborener Händler mit Packochsen
durch das Dorf; wir erwarteten aber das Tageslicht und
brachen dann auf, nach einem dankbaren Abschiede von den
gastfreien Dorfbewohnern, deren Einer uns eine Strecke das
Geleit gab, um uns auf den Weg zu führen. Wir hatten die
frühere Stätte einer kleinen Stadt passirt, als wir die gerade
Strasse erreichten — natürlich um nichts besser als- ein kleiner
Fusspfad bei uns,; Hier stiessen wir auf eine zigeunerartig
aussehende, gemischte, Gesellschaft jener Tebu, welche nach
der fast gänzlichen Vernichtung des Gemeinwesens und alles
städtischen Lebens in Känem nach Bornu ausgewandert sind.
Diese Leute kamen eben von Sinder; sie hatten einige
Pferde, Ochsen und Esel bei sich, aber fast gar kein Gepäck,
und ihr ganzer Aufzug, die Kleidung der Männer sowohl
als der Frauen und Kinder, war höchst dürftig. Wir pas-
sirten dann die kleine Stadt Alamei, die ausser mit Erdmauer
und Graben noch mit einem dichten Domenverhack, welcher
sich einige 10 Fuss dick ausserhalb herumzog, befestigt war.
Dies ist die nationale Weise der Manga, ihre Städte zu befestigen
; während nämlich der Domenverhack eine sehr gute Schutzwehr
gegen Reiterei bildet, woran sie Mangel leiden, gewährt
er ihren Bogenschützen auch eine gute Brustwehr; denn in