und unternehmende Reisende aus Tandja (Tandjer) verliess
auf dem Heimwege von seiner Reise nach dem westlichen
Sudan die Hauptstadt Mélle oder Mäli — das heisst, wie
wir später sehn werden, Mungo Park’s Dj&ra — am 22sten
Moharrem 754, wanderte von da nach Timhuktu oder Túm-
butu, ging von dort den I-ssa oder Niger abwärts nach Gä-rho
oder Gögo und wandte sich von hier nach Tekádda, das ich
im früheren Theile meiner Reise besprochen habe. Während
er hier das Kupfer erwähnt, das in den nahe hei dieser kleinen
belebten Handelsstadt gelegenen Minen gefunden wird, gibt
er beiläufig an, dass die daraus gefertigten Stangen nach
Göber und Rägha oder vielmehr Raghäi und auch nach Bór-
nu *) ausgeführt würden, und fugt die bedeutungsvolle und
für uns unschätzbare Bemerkung hinzu, dass der gegenwärtige
König dieses Landes Edrlss sei. Wenn wir uns aber
genau an die Daten der Chronik halten, so bestieg Edrlss
ben Ibrahim (Nikäle) den Thron eben in jenem Jahre 753,
wo er nach dem unantastbaren Zeugniss des gleichzeitigen
aufgeweckten und verständigen Reisenden wirklich auf dem
Throne von Bómu sass.
Diese augenfällige Übereinstimmung, die, wie ich gezeigt
habe, zwischen der Chronik und den aus anderen Quellen
uns bekannt gewordenen Angaben herrscht, wird jedem Vor-
urtheilsfreien einiges Vertrauen zu der Glaubwürdigkeit unserer
Urkunde einflössen und ihn von deren Vorzüglichkeit gegenüber
den Berichten eines Mannes wie Leo Afrieanus, oder,
wie er eigentlich heisst, Hassen Ebn Mohammed el Wassäss,
überzeugen. Unzweifelhaft hat Leo Afrieanus das Verdienst
und wird es stets behalten, den Europäern einen klaren allgemeinen
Überblick der politischen und sprachlichen Gruppen
*) Ich will hier nur bemerken, dass die von ihm angegebene Entfernung
von 40 Tagereisen nach Ndjimie, der alten Hauptstadt Känems, gerechnet
werden muss; Birni oder vielmehrGhasr-Eggomo wenigstens war damals noch
nicht gegründet.
Central-Afrika’s am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts gegeben
zu haben; aber wegen der Art, in welcher sein Bericht
aufgezeichnet worden, nämlich nur aus dem Gedächt-
niss, nach dem Ablauf einer langen Reihe von Jahren, nachdem
er jene Gegenden bereist, kann er in Bezug auf einen
besonderen Umstand nie als entscheidende Autorität gelten.
Wenn Leo daher angiht, dass der Name des Königs von
Bömu zur Zeit, als er das Land besuchte, Abraham oder
vielmehr Ibrahim gewesen*), so können wir ganz sicher sein,
dass er im Irrthum ist und dass er von dem berühmten Eroberer
fAli ben Dunama sprechen will, der jenem zerrissenen
Lande Frieden und Ruhm wiedergab und sowohl seines kriegerischen
Charakters wegen, als auch in Folge seiner vielen
Heereszüge den Beinamen „el Rhäsi” erhalten hat. Ich werde
auf diesen Gegenstand wieder zurückkommen, wenn ich in
der chronologischen Tabelle von den Thaten des AU ben
. Dünama spreche.
In Bezug auf die oben unter No. 5 angeführte Urkunde
bemerke ich, dass sie einige werthvolle Data enthält, welche
die Periode derjenigen Börnu-Könige betreffen, die um die
Zeit, in welcher der Verfasser in TripoU seine Nachrichten
einzog, regierten, wogegen seine Angaben in Bezug auf die
älteren Zeiten, über welche die Leute ihn nur „par tradition de
leurs pères” unterrichten konnten, nur von geringem Werthe
sind. Die wichtigsten in dieser Urkunde enthaltenen Angaben
sind diejenigen, welche sich auf die Zeit der Thronbesteigung
der drei Bomu-Könige Abd Allah ben Dünama, Hadj
'Omar und Hadj Ali beziehen; diese drei Data sind fast genau
im Einklänge mit denjenigen, die sich aus der Berechnung
unserer Chronik ergeben, und bestätigen also ihre Ge-
*) Leo Afrieanus, 1. YII, c. 14. — Leo entschuldigt sich selbst, dass er
über Börnu nicht besser unterrichtet sei, weil er sich nur einen Monat dort
aufgehalten habe.