Wir brachen am Nachmittag wieder auf und erreichten
einen von den Weilern, welche den Bezirk Mägä bilden, noch
eben zu rechter Zeit, um den Fluthen eines heftigen Gewitters,
das am Abend ausbrach, zu entgehn; die Strassen aber,
welche von den Zäunen der Hofräume gebildet wurden, waren
so eng, dass wir die grösste Schwierigkeit hatten, unsere
Kameele durchzuzwängen. Dieser Unbequemlichkeit wird der
Reisende in diesen Ländern, wo das Kameel nicht das einheimische
und gewöhnliche Lastthier ist, sehr häufig ausgesetzt.
Der Brunnen hier war 9 Faden tief.
[Montag, Jum'.] Wir brachen ziemlich früh auf und
erreichten nach 2 Meilen Wegs ein ausgedehntes „firki”; dessen
schwarzer, morastiger, aber jetzt trockener Boden viele
Fusstapfen von Giraffen zeigte. Ich fand dies schon damals
auffallend, aber noch mehr erstaunte ich darüber in der Folge,
als ich auf meinen weiteren Reisen gefunden, wie selten dieses
Thier, welches an den Grenzen des Negerlandes, in jenen
ausgedehnten, aber dünn bevölkerten Ebenen, heimisch ist, im
Inneren der volkreichen Landschaften sich findet. Es ist eben
ein Beweis, dass diese Gegend nicht sehr dicht bevölkert ist.
Dieses Firki war das grösste, das ich noch gesehn hatte, es
dehnte sich mehr als 3 Meilen in die Länge aus. Auch hier
war schon viel Regen gefallen.
Ein wenig weiterhin, in der Nähe eines Teiches, beobachteten
wir zwei wilde Schweine — „gadö” — , Männchen —
„ b l” — und Weibchen -§p „kürguri” :-S5 die in aller Ge-
müthlichkeit hintereinander herliefen. Auch dies war ein
neuer Anblick für mich; doch fand ich später, dass dieses
Thier östlich von hier, nach Baghirmi hin, in den Alluvial-
und Waldebenen des von den Flüssen von Lögone und Baghirmi
gebildeten Strompaares in ungeheuerer Menge lebt.
Hier überholten wir einen Trupp einheimischer Kauf leute —
„togürtschi” ’Jt^-, die ihre Saumochsen mit Natron beladen
hatten, während ein anderer Trupp eben von Udje mit leeren
Thieren zurückkehrte. Es wird in der That ein ansehnlicher
Handel in diesem Artikel mit dem letztgenannten Platze ge-
trieben.
Ich war mit Billama und Mällem Katöri den Kameelen
ein wenig vorangegangen und hielt nun eine lange Zeit
unter einer prachtvollen Tschedia (Gummi-Elasticum-Baum),
welche die Stätte einer grossen Stadt der Gam-erghü Namens
Munä bezeichnet,, die von den Fulbe oder Felläta
zerstört worden ist. Wir warteten auf meine Leute, da wir
hier die gerade Strasse zu verlassen und nach einem benachbarten
Dorfe zu gehn beabsichtigten, um da die Tägeshitze
vorüberziehen zu lassen. Da sie zu lange verweilten, glaubten
wir ihnen ein genügend deutliches Zeichen, dass wir die
Strasse verlassen hätten, zu geben, indem wir einen frischen
Zweig quer über den Pfad legten. Das ist der allgemeine
Gebrauch , bei Reisenden hier zu Lande, doch setzt er aufmerksame
Leute voraus und kann mitunter einer zweiten
Gesellschaft Verwirrung bereiten. Ein anderes Mal zum Beispiel
war ich auch meinen Leuten vorausgegangen und zwischen
mich und diese war ein Trupp Reiter gerathen, welche
gleichfalls ihre Leute zurückgelassen hatten, und da sie einen
Nebenweg einschlugen und desshalb einen Zweig über den
Hauptpfad legten, um ihren Leuten ein Zeichen zu geben,
glaubten die Führer meines Packtrosses, ich habe den Zweig
gelegt, und verfolgten die andere Strasse, so dass wir gänzlich
getrennt wurden und erst nach bedeutendem Zeitverlust
uns wieder zusammenfanden. Andere Leute machen ein Zeichen
mit einem Speer.
In der Hoffnung, dass die Meinigen bald nachkommen
würden, wandte ich mich mit meinen Reitern nach dem
Dorfe und wir legten uns hier im kühlen Schatten eines Tamarindenbaumes
nieder; bald aber überzeugten wir uns, dass
.unsere Leute auf den verhängnissvollen Zweig nicht Acht
gehabt hatten, und unseres eigenen Vorrathes beraubt, er