auf diesen Punkt bei der Erzählung meines Zuges in das
Müssgu-Land zurüe.kkommen.
Das Land nahm nun einen sehr trockenen und öden Charakter
an, indem schwarzer „firki” und Sandboden mit einander abwechselten;
auch von Verkehr fand sich keine Spur. Als wir
jedoch den Brunnen von Meira erreichten, einem ansehnlichen
Orte, den wir zur Linken liessen, ward der Pfad auf die interessanteste
Weise belebt; denn ein ganzes Schüa-Dorf zog auf seiner
Wanderung, um frische Weidegründe zu suchen, an uns vorüber.
Jede Familienmutter sass oben auf ihrer besten Habe,
die in gutgesäumten Lederschläuchen sorgsam auf den breiten
Rücken der Rinder gepackt und mit Fellen bedeckt war,
um einen bequemen Sitz zu gewähren, während eine Sklavin
auf dem weniger werthvollen Gepäck mit den Stangen, Töpfen
und übrigem Geräthe dieser Art in einiger Entfernung
folgte. Vor Allen aber war die Frau des Häuptlings ausgezeichnet,
sowohl durch das Geschirr ihres Reittkieres, als auch
durch die nette Anordnung ihres Sitzes, durch eine zeltähnliche
Bedachung über ihrem Haupte und durch die abgerundete,
wohlgenährte Form ihrer eigenen kleinen Person. Die
stattliche Figur dieser kleinen Kuhfürstin zeichnete sioh
um so mehr aus, als die meisten übrigen Frauen eher
schlank waren und den wohlbewahrten gesunden Sinn dieser
Araber bezeugten. Diese Sekna-Frauen verschleiern übrigens,
so viel ich gesehn, ihr Gesicht nie, während wunderbarerweise
die eingeborenen Manga diese Sitte noch heute beobachten
; ihr Anzug ist einfach und anständig und ihr Haar
fällt in reich gebutterten Ringellocken über die Wangen herab,
aber in Reinlichkeit stehn sie den Fulfülde-Damen bei
weitem nach. Der grösste Theil der männlichen Bevölkerung
des Dorfes folgte in grösser Entfernung mit den Schaaf-
und Ziegenheerden nach.
Als diese interessante Prozession vorüber war, machte sich
die Einförmigkeit der Landschaft um so mehr fühlbar. Der
stolze Kanöri der Städte verspottet die Bewohner dieser Landschaften,
die nichts weiter besitzen, als einiges Rindvieh und
ein Paar Ziegen, mit dem Verse: „ssemma billani — berl kam”,
„(sieh,) das Alles (ist) mein Ort — Ochsen und Ziegen.” Die
armseligen, verkümmerten Mimosen waren an manchen Stellen
gefällt worden, damit der ganze Distrikt, wenn er durch reichen
Regenfall in einen Sumpf umgewandelt wäre, mit der
eigenthiimlichen, „massäkuä” genannten Art von Holcus — dem
Holcus cernuus — besäet werden könnte. Dann wandeln sich
plötzlich diese schwarzen düsteren Ebenen in ein grosses Feld
des Lebens und Reichtbums um. Diesen wunderbaren Wechsel
im Anblick des Landes und diese zweite Ernte mitten
in der kalten Jahreszeit oder selbst in vielen Landschaften
nahe vor dem Anfang der nächsten Regenzeit, wodurch nun
diese nackten, todten Firki- oder Firgi-Ebenen in lebensvolle
„firgi mossogäbe” („massakuäbe”) umgewandelt werden und so
dem sorglosen Neger eine zweite Ernte zu Theil wird, werde
ich an einer anderen Stelle zu beschreiben haben. Wie
der Europäer, so hat auch der Afrikaner sein Winterkorn,
aber das des Letzteren beruht auf ganz anderen Bedingungen
und setzt einen gänzlich veränderten Charakter des Landes
voraus.
Wir betraten nun eine gut angebaute und dicht bevölkerte
Landschaft, Yele genannt, und es war hier etwas ganz Ungewohntes
für uns, aus dem Brunnen, dem „bärrem Yele ,
Wasser ziehen zu müssen; denn seitdem wir auf unserem Ausmarsch
Udje erreicht hatten, hatten wir stets Wasserpfuhle
oder kleine Bäche gefunden, aus denen wir unseren Vorrath
schöpfen konnten; selbst der Brunnen von Meira war augenblicklich
ganz ■ überflüssig durch das Vorhandensein eines
grossen Wasserpfuhles ganz in der Nähe. Jedoch habe ich
schon Gelegenheit gehabt, zu beobachten, dass das Wasser
dieser stehenden Pfützen weit davon entfernt‘ist, gesund zu
sein, und ich hege keinen Zweifel, dass das Trinken desselben