nicht schmutziger, als von einem Afrikanischen Reisenden mit
Recht vorausgesetzt werden kann. Ich war mit einem guten
Vorrath von Nelken versehen, die, wie ich schon bemerkt
habe, in diesem Lande sehr geschätzt sind; so beglückte ich
denn meinen Besuch mit '/a Pfund Nelken.
Interessanter als der Besuch dieses wandernden Sohnes des
Ostens war mir derjenige zweier junger eingeborenen Edelleute,
Söbne Ardo Djidda’s, dem das Land zwischen Ssugür
und Wändala oder Mändara gehört. Der jüngere dieser beiden
Brüder war ein auffallend schöner Jüngling von schlanker
Gestalt, heller olivenartiger Hautfarbe und einem höchst
angenehmen Gesichtsausdruck. Ich habe auf meinen Reisen
oft die Bemerkung gemacht, dass das männliche Geschlecht
unter den Fulbe sehr hübsch ist, bis sie ein Alter von
etwa 20 Jahren erreichen, worauf sie allmählich einen affenartigen
Ausdruck bekommen, der die wirklich Kaukasischen
Züge, die ihnen gewöhnlich in früheren Jahren eigenthümlich
sind, zerstört. Das weibliche Geschlecht dagegen bewahrt
im Allgemeinen seine oft grosse Anmuth weit länger. Während
diese beiden jungen liebenswürdigen Leute ihrer Bewunderung
meiner Instrumente freien Lauf liessen, kam der
alte Mällpm mit einem zahlreichen Gefolge von Begleitern
und Dienern und jene zogen sich beschämt zurück und sahen
schweigend von Weitem zu; denn in diesen Ländern steht das
Alter noch in hohem Apsehen.
Der Mallem und seine Begleiter waren nicht allein über meine
Instrumente hoch verwundert, sondern bezeugten auch viel
Neugierde in Betreff der Karte von Afrika, die ich vor' ihren
Augen entfaltete. Die gewaltige Ausdehnung des Kontinentes
nach Süden, von der sie natürlich keine Ahnung gehabt, war
ihnen etwas ganz Neues. Ich werde im weiteren Verlaufe
meiner Forschungen zeigen, in wieweit die Fulbe schon eine
Idee von dem ihnen benachbarten Theil der Äquatorialländer
erhalten- haben und dass eine dunkele Nachricht des grossen
Reiches Muropüe sich weit über die Mohammedanischen
Staaten Nord-Central-Afrika’s verbreitet hat. Die Achtung
meiner Besucher vor mir nahm zu, als ich ihnen mein kleines
Gebetbuch zeigte, das ich in einem rothlfedernen Futteral
über meine Schultern geschlungen trug, ganz so, wie sie
selbst den Kuran tragen. In der That kann sich ein Christ
auf keine Weise sicherer die Achtung eines Moslims erwerben,
wenigstens eines solchen, der von seiner Religion wirklich
etwas versteht, als wenn er sich so bestimmt und erhaben
wie möglich in den Grundsätzen seiner Religion ausspricht;
nur darf er kein eifriger Römisch-Katholischer sein oder mit
Dogmen hervortreten, welche der Einheit Gottes Eintrag thun.
Der gute alte Mann fand ein ausserordentliches Vergnügen
daran, einen Psalm des ihm wohlbekannten Nebi Däud
(David) auf Englisch zu hören.
Gleich bei meiner Ankunft am Morgen war es mir aufgefallen,
dass der Mallem mich auf Arabisch begrüsste, aber
mein Erstaunen vermehrte sich noch, als ich vernahm, dass'
er, sowie die meisten seiner Leute, wirklich Arabischen Ursprungs
ist, d. h. ein Schüa oder Schlwa, zum Stamme der
von Osten eingewanderten und schon seit mehreren Jahrhunderten
im Sudan angesessenen Araber gehörend. Denn gerade
so, wie Ssaraü Berebere eine Kolonie von B6mu-Leuten,
ist Belem eine Arabische Kolonie, gegründet von den
Ssalamät, einem weit über B6mu und Wädäi zerstreuten
Stamme.
Mallem Oro — das ist sein ursprünglicher Name — oder,
wie er. seiner Demuth wegen volksthümlich genannt zu werden
pflegt, M&llem Dallli, in Wädäi geboren, aber zur Zeit
der Eroberung des Landes durch die Fulbe oder Felläta (im
Jahre 1808) in Bornu angesessen, floh von dort, gleich so
vielen anderen unglücklichen Bewohnern jenes Landes, um der
Hungersnoth und Unterdrückung zu entgehen, und gründete
in diesem vielversprechenden Lande ein Dorf. Gewiss ist
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