gewaltigen Sonrhay - Königs Hadj Mohammed Askiä statt;
durch ihn wurden alle diese Provinzen in die grösste Verwirrung
gebracht. Nach Leo’s Darstellung erkannte Katsena
damals die Oberherrschaft Kanö’s an. Katsena war nur kurze
Zeit dem Könige von Sonrhay unterthan und huldigte nachmals
höchst wahrscheinlich dem energischen und erfolgreichen
König von Kebbi, welcher den grossen Askiä zurückwarf
und in einen wechselvollen Kampf mit dem mächtigen
Bomu-Könige Dimama trat. Leider sind von diesem höchst
interessanten Kriege nur schwache Andeutungen auf uns gekommen,
die ich in der chronologischen Tabelle der Geschichte
Bornu’s berühren werde. Wahrscheinlich ist es, dass
Katsena bald darauf unter die Oberherrlichkeit dieses Reiches
fiel mit den bei den hiesigen Zuständen unvermeidlichen
Schwankungen.
Etwa 50 Jahre nach dem Anfang der Regierung des ersten
Moslem-Königs, Ibrahim Mädji, scheint eine neue Dynastie,
nämlich die der sogenannten Habe*), begonnen zu haben.
Diese muss um das Jahr 1053 der Hedjra angefangen haben,
da die bestimmte Angabe sich erhalten hat, sie habe 169
Jahre über Katsena regiert; sie ward aber von den Fulbe
im Jahre d. H. 1222 vertrieben. In dieser letzteren Dynastie
indess scheinen zwei Parteien oder verschiedene Familien gewesen
zu sein, von denen sich schon eine Spur in der vorhergehenden
Dynastie zeigt und deren eine Tschagaräna und
die andere Karyaghlwä**) hiess.
*) „habe”, von der Singularform „kado”, ist ein allgemeiner Name, der
jetzt von den Fulbe oder Ffllani der unterjochten Bevölkerung gegeben wird.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Eroberer die Bedeutung dieser Bezeichnung
erweiterten, die ursprünglich nur einer Dynastie der unterjochten
Bevölkerung zukam. Jedoch werde ich später Gelegenheit haben, auf diesen
Punkt zurückzukommen.
**) Diesen Namen hat der gelehrte W. Desborough Cooley in seinem vortrefflichen
kleinen Werke „the Negrolamd of llie Arabs" unter der ihm allein
bekannt gewordenen verfälschten Form Kilinghiwa falsch gedeutet.
Ehe ich indess von dem Kampfe zwischen den Fulbe und
den Habe spreche, will ich noch Einiges von der Stadt Katsena
sagen. Wenn wir Leo’s Beschreibung Glauben schenken, so
müssen wir schliessen, dass zu seiner Zeit oder wenigstens zu
der Zeit, als er diese Gegenden besuchte, nämlich zu Ende
des 15ten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung, die Provinz Kä-
tsena ohne grossen Mittelpunkt war. Denn er sagt, dass das
Land bewohnt war in „piccoli casali fatti a guisa di cap-
pane’’. Wir werden aber in der Folge sehn, dass dieser
gewandte Maure, als er in späteren Jahren zu Rom seinen gehaltreichen
Bericht über jene damals gänzlich unbekannten
Länder niederschrieb, wahrscheinlich Kanö mit Katsena verwechselte.
Auch muss man in Bezug auf spätere Begebenheiten,
welche sich ereigneten, nachdem er selbst das Land
verlassen und während er seine Beschreibung abfasste, annehmen,
dass sie ihm nur unvollkommen zu Ohren kamen
und dass demnach seine Angaben in Bezug auf diese jüngsten
Ereignisse nicht zuverlässig sind.
Wahrscheinlich erhielt die Stadt den Namen der Provinz
nicht eher, als bis sie sich durch ihre Grösse einen vorherrschenden
Rang unter den übrigen Ortschaften gesichert hatte.
In früheren Zeiten bestand sie wahrscheinlich nur aus einigen
getrennten Dörfern, welche den Platz einnahmen, wo
später die ungeheuere Stadt sich ausbreitete. Das älteste
dieser Dörfer cder Quartiere soll Ambutei oder Mbut'ei gewesen
sein, und es ist anzunehmen, dass Komäyo und seine
nächsten Nachfolger hier residirten. Nachdem Gögo von dem
General Mülai Hämed’s, des Herrschers des Gharb (Marokko)
eingenommen und von einer grossen, gewerbfleissigen Hauptstadt
zu einer Provinzialstadt herabgesunken war, muss sich
natürlicherweise ein grösser Theil des Handels, der früher
in dieser Stadt konzentrirt gewesen, nach Kätsena: gezogen
haben, obwohl dieser letztere Ort nie ein bedeutendes Geschäft
in Gold, das der Hauptartikel Gögo’s war, gehabt