suchen; sie ist die einzige unter allen, welche die ganze Geschichte
von Börnu enthält, und bildet die Grundlage unserer
Tabelle. Die wichtigste Frage ist, auf welche Autorität diese
Urkunde sich stützt und wann sie abgefasst worden. In Bezug
auf den ersten Punkt hat mich Scliitlma Makaremma,
ein Mann, der mit der alten Dynastie in der engsten Verbindung
stand und von dem ich in meinem Tagehuche wiederholt
zu sprechen haben werde, auf das Bestimmteste versichert,
dass es nur ein Auszug aus einem umfassenden Werke
sei, das er mir als noch vorhanden darstellte. Es gelang
mir indess nicht, desselben habhaft zu werden, da es absichtlich
verborgen gehalten wurde; überhaupt war es schwierig,
Urkunden und Nachrichten über die alte Dynastie zu erhalten,
und verlangte viel Umsicht, weil die neue Dynastie der
Kanemiln das Andenken an die alte Kanöri- Dynastie der
Ssaefua oder Dügua so viel als möglich zu verwischen sucht
und sogar' alle Papiere, welche darauf Bezug hatten und die
sie erlangen konnte, zerstört hat.
In Bezug auf die Zeit, zu welcher die erwähnte Chronik,
von der vorliegende Urkunde nur ein überaus trockener und
fehlerhafter Abriss ist, abgefasst worden, wurde mir angegeben,
dass die verschiedenen Abtheilungen derselben zu verschiedenen
Zeiten, beim Beginn jeder neuen Regierung, aufgezeichnet
worden seien. Es ist nun die Frage, wann das
Volk der Kanöri oder vielmehr ihre 'Ulama überhaupt anfingen,
die wichtigsten Thatsachen aus ihrer Geschichte aufzuzeichnen.
Diese Frage auf’s Genügendste zu beantworten,
werden wir glücklicherweise durch das Werk des Imam Ahmed
in den Stand gesetzt. Dieser genaue Berichterstatter deutet
nämlich auf’s Bestimmteste an, dass keine geschriebene Notiz
über die Geschichte seines Landes aus früherer Zeit, als der
Regierung des Königs Edriss Katakarmäbi, sich vorfand; dessen
Regierung aber fällt um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts
unserer Zeitrechnung. Wenn dagegen Imänn Ahmed
auf Thatsachen der älteren Geschichte zu sprechen kommt,
kann er als seine Autorität nur mündliche Nachrichten von
alten, in der früheren Geschichte ihrer Heimath bewanderten
Männern anführen und erwähnt ganz bestimmt den Fäki
Masfärma'Omar ben'Othmän, der die Geschichte des-älteren
Edriss geschrieben, als den ältesten Verfasser eines geschriebenen
Geschichtswerkes über Bömu.
Es scheint demnach die Geschichte der' Periode, welche
der Zeit dieses Königs und seines Vorgängers 'Ali Gadjideni
vorhergeht, durchaus auf mündliche Nachrichten gestützt zu
sein, und es ist daher nicht anders möglich, als dass sie in
gewissem Grade Ungenauigkeiten, über unwichtigere Handlungen,
welche jedem König zugeschrieben sind, über die
Länge der Regierung und selbst die Reihe der Nachfolge,
wo diese nicht durch Stammbaum und Abkunft festgestellt
war, enthalten mag. Gewiss aber würde es einen Standpunkt
übertrieben strenger Kritik voraussetzen, wollte Jemand leugnen,
dass die königliche Familie von Börnu in der Mitte
des sechzehnten Jahrhunderts mit grösser Genauigkeit ihren
Stammhaum von 15 oder selbst 20 Generationen aufbewahrt
haben sollte. In Bezug auf diese Reihenfolge und Abstammung
der Regenten des Landes wird der erwähnte Auszug
der Chronik von Imäm Akmed’s Angaben durchaus bestätigt
und bewahrheitet, indem der Letztere in der Einleitung zu seiner
Geschichte der Heereszüge nach Känem die Geschlechtsfolge
seines Herrn, des Edriss Alaöma bis zu dem ersten Ahnen
zurück verfolgt. Die Verschiedenheit in der Form der Namen
aber und eine einzelne kleine Abweichung in der Reihe der
Nachfolge, wie sie in diesen zwei Urkunden Vorkommen, dienen
nur dazu, uns zu beweisen, dass beide gänzlich unabhängig
von einander sind.
Die erwähnte Abweichung in den Angaben ist sicherlich
bemerkenswerth, da sie seihst auf die Angaben Makrisi’s
Einfluss hatte; doch kann sie leicht erklärt werden. Makrisi